"Ich musste weiter werfen, weiter aggressiv sein. 0/15, 14/15, 15/15. Mein Job ist es, zu punkten, ständig zu attackieren. Da ändert es nichts, wie viele Würfe ich zuvor getroffen habe."
Es mag wie eine Phrase klingen, die James Harden nach dem hart umkämpften Rockets-Sieg in Utah lieferte, doch es steckte auch Wahrheit dahinter. Bis knapp acht Minuten vor dem Ende war der MVP-Kandidat in Salt Lake City ohne Field Goal geblieben, bevor ein Dunk in Transition die Erlösung für Harden brachte.
Doch auch zuvor hatte Harden trotz seiner Wurfprobleme überall seine Finger im Spiel. Er fand die offenen Schützen, stand in den Passwegen und ging wie gewohnt an die Freiwurflinie, wobei er für seine Versuche hart kämpfen und viel einstecken musste. "Man kann ihm nicht alles wegnehmen", gab auch Jazz-Coach Quin Snyder zu. "Man kann es ihm nur so hart wie möglich machen, doch selbst wenn man das schafft, ist er immer noch in der Lage Plays zu machen."
Trotz aller Probleme kam Harden in knapp 39 Minuten immer noch auf 22 Punkte (3/20 FG, 14/16 FT), 10 Assists und 6 Steals bei nur 4 Ballverlusten, hinzu kam ein Plus-Minus-Wert von +4. Die Rockets gewannen also nicht trotz, sondern auch wegen Harden, der seinen Mitspielern wie so häufig in dieser Saison Räume öffnete.
James Harden übernimmt im vierten Viertel
Gerald Green, Austin Rivers, P.J. Tucker oder Eric Gordon trafen mindestens je zwei Dreier, das Rockets-Team versenkte, wenn man Harden ausklammert, knapp 40 Prozent vom Perimeter, was ein starker Wert war und sich von den tapferen Jazz (12/41, 29 Prozent) deutlich abhob. Hier war natürlich auch ein bisschen Glück dabei, dass Utah zu viel liegen ließ. 22 Prozent aus der Ecke (4/18) sind viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass dies der kürzeste Dreier in der NBA ist.
So konnten sich die Jazz trotz aller Harden-Schwierigkeiten nie entscheidend absetzen, eine zweistellige Führung erspielten die Gastgeber im Hexenkessel Vivint Smart Home Arena zu keinem Zeitpunkt, die Tür für Houston blieb so stets offen. "Früher oder später müssen wir unsere Spiele mit Defense gewinnen, heute haben wir das getan", fand Rockets-Coach Mike D'Antoni auch etwas Positives in diesem Spiel.
Und dann war da auch noch Harden, der 14 seiner 22 Punkte im Schlussviertel erzielte, darunter ein wichtiger Dreier sowie zwei Freiwürfe, die den Rockets 42 Sekunden vor dem Ende eine 4-Punkte-Führung bescherten. Mitchell brachte die Gastgeber noch einmal ran und Harden vergab in der Folge einen weiteren Dreier, doch Tucker war am offensiven Brett zur Stelle.
Houston Rockets: Bereit für die Golden State Warriors
Der Forward versenkte zumindest einen Freiwurf und wurde nicht nur deshalb zum heimlichen Matchwinner, schon zuvor war der ehemalige Bamberger in der Defense überall zu finden. "Wir vertrauen Tucker in solchen Situationen. Er macht alles, um dem Team beim Siegen zu helfen."
Beim möglichen Ausgleich von Mitchell, der an der Dreierlinie völlig frei war, hätte aber auch Tucker nichts ausrichten können. Der Star der Jazz vergab jedoch, sodass die Rockets nur noch einen Sieg brauchen, bevor wahrscheinlich das Re-Match mit den Golden State Warriors in der nächsten Runde wartet.
Dass die Rockets keine Angst vor dem Champion haben, zeigte bekanntlich die vergangene Saison, als den Texanern letztlich der ein oder andere Dreier zum Weiterkommen fehlte. Siege wie dieser im Stahlbad Utah schaden vor dem großen Showdown da sicher nicht. "Wir haben den Ball nicht gut geworfen und trotzdem gewonnen. Das gibt uns nur noch mehr Selbstvertrauen", tönte Harden.
Die Warriors sind gewarnt, drei der vier Vergleiche mit den Rockets in der Regular Season gingen verloren. Und wer solche Spiele wie das in Utah gewinnt, dem ist in den Playoffs alles zuzutrauen. Alles!