Toronto Raptors vs. Philadelphia 76ers: Die Ausgangslage
Die Parallelen zwischen den beiden besten Teams der Atlantic Division sind durchaus eklatant: Beide Teams strotzen vor Potenzial und Qualität, beide haben absolut dominante Starting Fives (dazu unten mehr) und beide sind ein wenig holprig in die Playoffs gestartet, was wiederum auch verdeutlichte: Beide haben ziemlich viel zu verlieren, wenn es nicht so läuft wie geplant.
Die Raptors werden aufgrund ihrer Playoff-Historie von einigen Fragezeichen begleitet, obwohl das Team sich in großen Teilen verändert hat. Die Auftaktniederlage gegen Orlando schien dies zu bestätigen, zumal Kyle Lowry dabei sogar punktlos blieb. Die folgenden vier Spiele rückten die Verhältnisse dann allerdings mehr als deutlich zurecht.
Wie schon in der Regular Season präsentierten sich die Raptors als unheimlich tief und vielseitig. Pascal Siakam zeigte in Runde eins, dass seine Regular Season kein Ausrutscher war, und dominierte defensiv wie offensiv (22,6 Punkte, 8,4 Rebounds), während Kawhi Leonard auf Playoff-Modus schaltete (27,8 Punkte, 55,6 Prozent FG).
Load Management ist nicht mehr - Leonard sah in dieser Serie aus wie der Spieler, der Giannis den Titel "bester Spieler des Ostens" am ehesten streitig machen könnte. Umso besser für die Raptors, erhöht es doch wohl die Chancen, dass Kawhi über die Playoffs hinaus in Toronto bleibt, wenn sie weit kommen.
Während die Raptors die letzten vier Spiele gegen Orlando mit insgesamt 75 Punkten Unterschied gewannen, wirkte die Sixers-Serie gegen Brooklyn trotz ähnlicher Ergebnisse (+64 in den letzten vier) etwas enger, was vor allem am vierten Spiel lag, das die Nets gut und gerne hätten gewinnen können. Im Endeffekt ließen die Sixers sich ein wenig provozieren, konnten die Serie letztlich aber doch souverän für sich entscheiden.
In den vier Spielen, die er zur Verfügung stand, lag dies vor allem an Joel Embiid (24,8 Punkte, 13,5 Rebounds), obwohl der Center sich aufgrund seiner Knieprobleme und mangelnder Kondition bisweilen über den Platz schleppen musste - auf seine Physis hatte Brooklyn dennoch überhaupt keine Antwort.
Nach seinem schwachen ersten Spiel meldete sich auch Ben Simmons mit überwiegend starken Leistungen zurück. Nachdem der Australier angesichts seiner Wurfschwäche letztes Jahr von Boston so effektiv aus dem Spiel genommen würde, dürfte auf ihn aber auch in den Semifinals wieder extrem geachtet werden.
Toronto Raptors vs. Philadelphia 76ers: Fakten zur Serie
Raptors | Sixers | |
Bilanz Regular Season | 58-24 | 51-31 |
Offensiv-Rating (Platz) | 112,5 (5) | 111,5 (8) |
Defensiv-Rating (Platz) | 106,8 (5) | 108,9 (14) |
Net-Rating (Platz) | 5,8 (3) | 2,6 (11) |
Direkter Vergleich | 3-1 | 1-3 |
Raptors vs. Sixers: Alle Termine der Serie!
NBA Playoffs 2019: So gewinnen die Raptors die Serie
Die Serie gegen Orlando zeigte, wie wichtig der Trade für Marc Gasol vor allem defensiv war. Der Spanier machte den bemitleidenswerten Nikola Vucevic völlig irrelevant, nun wartet mit Embiid eine ungleich schwerere Aufgabe - Gasol erlaubt es den Raptors aber, Embiid nicht ständig doppeln zu müssen. Da die Sixers nur zwei starke Shooter im Team haben, können die Wings trotzdem aushelfen, um auch Embiids Turnover-Anfälligkeit zu nutzen.
Die Raptors konnten in Runde eins zeigen, wie gut ihre neue Starting Five funktioniert. In 96 Minuten legte das Lineup ein unglaubliches Net-Rating von +46,3 auf - das Net-Rating von Phillys Starting Five war aber sogar noch besser (+62,2!). Einer der Schlüssel in der Serie dürfte daher die Bank sein. Während bei den Sixers in einigen Spielen fast gar kein Punch von der Bank kommt, haben die Raptors hier mit Serge Ibaka, Fred VanVleet oder Norman Powell noch mehrere gute Alternativen.
Apropos Alternativen. Die Sixers sind mit ihren großen Wings (und dem übergroßen Point Guard) für fast jedes Team ein Matchup-Albtraum, aber Toronto gehört zu den wenigen Teams, die dank Siakam, Leonard und Danny Green jeden Switch mitmachen können. Leonard hat Simmons das Leben in der Regular Season zur Hölle gemacht.
Der Kader der Toronto Raptors
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kyle Lowry | Danny Green | Kawhi Leonard | Pascal Siakam | Marc Gasol |
Fred VanVleet | Norman Powell | O.G. Anunoby | Malcolm Miller | Serge Ibaka |
Jeremy Lin | Jodie Meeks | Patrick McCaw | Chris Boucher | |
Jordan Loyd |
NBA Playoffs 2019: So gewinnen die Sixers die Serie
Die Sixers müssen unbedingt ihre Turnover limitieren, insbesondere Embiid und Simmons - in der Regular Season produzierten die Sixers nur gegen Golden State und Memphis mehr Turnover als gegen Toronto. Die Raptors wiederum sind unglaublich gut in Transition, Turnover spielen ihnen also umso mehr in die Karten. Philly muss die Kategorie Fastbreak-Punkte für sich entscheiden, soll es in dieser Serie für die Überraschung reichen.
Zudem hängt natürlich viel an der Frage, wie Simmons eingesetzt wird und wie die Sixers trotz seines fehlenden Wurfs im Halbfeld an Punkte kommen können. Meldet Leonard den Point Guard wieder ab, könnte es eine Lösung sein, Tobias Harris und Jimmy Butler mehr Playmaking-Verantwortung zu geben - dann würde man Vier-gegen-Vier spielen, in der Regular Season funktionierte das ordentlich.
Embiid muss sein Matchup so gut es geht dominieren, das ist klar. Gerade an Butler wird aber auch sehr viel hängen. In der Crunchtime ist Mr. Buckets wohl noch immer der beste Kandidat, um ein Duell mit Leonard anzunehmen - offensiv wie defensiv. Zudem ist Butler sozusagen der Backup-Point Guard bei den Sixers, da T.J. McConnell kaum noch spielbar sein wird. Philly braucht eine herausragende Serie vom werdenden Free Agent Butler.
Der Kader der Philadelphia 76ers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Ben Simmons | J.J. Redick | Jimmy Butler | Tobias Harris | Joel Embiid |
T.J. McConnell | Jonathon Simmons | James Ennis | Mike Scott | Boban Marjanovic |
Zhaire Smith | Furkan Korkmaz | Jonah Bolden | Amir Johnson | |
Shake Milton | Haywood Highsmith | Greg Monroe |
Raptors vs. Sixers: Wer gewinnt die Serie?
Die Sixers sind nicht chancenlos, aber es müsste schon sehr viel passieren, damit sie die Serie tatsächlich gewinnen können. Allen voran müsste Embiid der beste Spieler der Serie sein, gegen Gasol hat er in seiner Karriere bisher aber wenig gerissen - und die Gesundheit bleibt fraglich. Es wird nicht reichen, wie gegen Brooklyn nur 24 Minuten pro Spiel abzureißen. Simmons muss erst noch beweisen, dass er gegen eine gute Playoff-Defense effektiv sein kann. Die Raptors wirken wie das tiefere, das kohärentere, das bessere Team. Prognose: Raptors in 5.