@DmnkCeai: Wie kann es eigentlich sein, dass Charlotte seit Jahren unterperformed laut ihrem Win-Differential? Man müsste meinen, dass da irgendwann mal die Regression zur Mitte einsetzen würde, nicht?
Sollte man, wobei das Phänomen bei den Hornets einigermaßen erklärbar ist. Zum Verständnis: Die Hornets haben derzeit ein Top-8-Net-Rating, aber nur eine 14-13-Bilanz, und das ist für sie nicht neu. In den letzten beiden Saisons hatte Charlotte jeweils einen (leicht) positiven Wert an dieser Stelle, gewann aber in beiden Jahren nur 36 von 82 Spielen. Dabei spielen sie in dieser Saison völlig anders und für einen neuen Coach, man kann also nicht sagen, dass sich ihre Situation nicht verändert hätte.
Die Hornets spielen unter James Borrego schneller und variabler, an guten Tagen können sie von draußen richtig heiß laufen und in solchen Spielen dann auch viele Gegner richtig abschießen: Gegen Orlando gewann man mit +32, gegen Chicago mit +29, gegen Cleveland mit +32 - solche Spiele polstern natürlich jede Plus/Minus-Wertung massiv auf.
Probleme hat Charlotte dagegen in engen Spielen und hier hat sich die Ursache im Vergleich zu den letzten Jahren eben nicht gravierend verändert. Charlotte hat in der laufenden Saison nur fünf von 14 Spielen, die als "Clutch" (5 Punkte oder weniger Differenz in den letzten fünf Minuten) definiert wurden, gewonnen. Vor dem Sieg gegen die Pistons hatte Charlotte in diesen Situationen ein leicht negatives Net-Rating von -0,1. Schraubt man die Parameter auf 3 Minuten und 3 Punkte herunter, kracht dieses Net-Rating auf -12 (in 12 Spielen) herunter.
Die Hornets lassen eigentlich ziemlich viel den Ball laufen. In Clutch-Situationen ist das nicht mehr der Fall. Die Assist-Rate geht auf 29,4 herunter, was nur von Utah, Cleveland, Dallas und Detroit unterboten wird, und Kemba Walker ist im Wesentlichen auf sich allein gestellt. Das wissen die gegnerischen Verteidiger natürlich auch und reagieren entsprechend.
Es ist kein Zufall, dass Charlotte auch Kembas 60-Punkte-Spiel verloren hat, weil Jimmy Butler den einen Clutch-Shot mehr getroffen hat. Walker ist ein überragender Offensiv-Spieler, aber er kann Teams nicht (ständig) im Alleingang besiegen. Es gibt Spiele, in denen Jeremy Lamb oder auch Malik Monk (oder Tony Parker) mal als konstante zweite Option funktionieren, aber auf keinen von ihnen ist regelmäßig Verlass.
Ebenso wenig wie auf die Defense der Hornets, die durchschnittlich ist und abgesehen von Michael Kidd-Gilchrist über keinen einzigen "Stopper" verfügt, der in Clutch-Situationen jemanden abmelden kann. MKG wiederum ist vorne fast unbrauchbar, während Charlotte ansonsten auch viele Spieler beschäftigt, für die das defensiv gilt. Es gibt wenige Two-Way-Player im Kader. Durch gute Systeme kann man das ein Stück weit kaschieren, aber das wird in Hochdruck-Situationen schwieriger.
Die Hornets sind ein Team, das recht wenige Fehler begeht, ähnlich wie unter Steve Clifford leistet sich Charlotte auch in dieser Saison beispielsweise wieder die wenigsten Turnover. Sie spielen weitestgehend professionell und können vor allem gegen schwache Defensiv-Teams auch mal richtig heiß laufen, die sie "machen lassen".
Ihre Erfolgsbilanz gegen gute Teams sieht indes sehr mager aus - und abgesehen von Trades oder einem riesigen Satz von Monk sehe ich auch nicht viele Szenarien, die das dauerhaft ändern könnten. Insofern: In diesem Fall erzählt das sehr positive Net-Rating nicht die ganze Wahrheit, ebenso wenig wie in den letzten Jahren, auch wenn es da ohnehin nur minimal positiv war. Unterm Strich sind die Hornets eher ein durchschnittliches Team, das gegen schwache Teams seinen Job erledigt und gegen bessere Teams recht schnell an seine Grenzen stößt, ohne sich dabei oft abschießen zu lassen.
@mouzChase: Wie kommt es, dass so viele Teams ein offensichtlich schlechtes Management über Jahre haben, ohne dass es Konsequenzen gibt? Ist der Mangel an guten Managern so groß? Ich denk da an die Suns, Chicago, Sacramento, Knicks usw. Und wie kann es sein, dass es noch Trainer/GM Posten gibt?
Was die letzte Frage betrifft: Ich denke, diese Doppelfunktion wird es grundsätzlich nicht mehr lange geben. Tom Thibodeau ist aktuell der letzte "echte" Doppelfunktionär, nachdem Stan Van Gundy in Detroit entlassen wurde, und jeder hat ja das Butler-Fiasko erlebt (auch wenn Minny gut rausgekommen ist), bei dem ganz offensichtlich die Interessen von Front Office und Coach im Gegensatz zueinander standen.
Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Input geben soll jeder Coach, einige mehr als andere (Pop!), aber beide Jobs sind so zeitintensiv, dass sie nicht von einer einzigen Person zu meistern sind. Das werden vermutlich nun die allermeisten Teams realisiert haben, nachdem die letzten Versuche mit durchaus renommierten Coaches (Doc Rivers, SVG, Mike Budenholzer, Thibodeau) alle gescheitert sind oder kurz davor stehen.
Was das schlechte Management angeht - schwer zu beantworten, ob das an einem Manager-Mangel liegt, viele kompetente Leute erhalten sicherlich auch einfach nie eine echte Chance. Die oben aufgeführten Teams eint aber für mich nicht zwingend primär das schlechte Management, sondern schlechte Ownership (wobei man Kings-Besitzer Vivek Ranadive vielleicht ausklammern sollte - negativ aufgefallen ist er nun schon länger nicht mehr).
Es gibt da unterschiedliche Ausprägungen. Robert Sarver (Suns) ist berühmt dafür, seinem Management im falschen Moment reinzureden und impulsive Entscheidungen zu treffen. Die Reinsdorf-Familie (Bulls) ist fast schon krankhaft loyal gegenüber GarPax, unabhängig von den Resultaten. James Dolans Verfehlungen kann man nicht in einer Kolumne aufzählen.
Und es gibt noch weitere. Dan Gilbert (Cavs) und Glen Taylor (Wolves) haben es unter anderem geschafft, die wichtigsten Figuren ihrer Franchise-Geschichte gegen sich aufzubringen (LeBron und Garnett). Um Danny Leroux zu zitieren: "Ownership ist der größte Wettbewerbsvorteil in der NBA." Unter anderem deshalb, weil ein schlechter Owner nicht erkennen kann, ob gerade gutes oder mieses Management seine Franchise leitet.
@traunmatz: mavs Fan seit 15 Jahren. Feier die aktuelle Entwicklung der Mannschaft und Doncic extrem.Trotzdem frage ich mich, ob bei Luka in den nächsten Jahren noch so viel Luft nach oben ist. Spielt er nicht jetzt schon bei 90% seines kompletten Leistungsvermögens?
Ich bin mir nicht ganz sicher, woher diese Annahme kommt. Ja, Doncic spielt schon länger professionell als die anderen Rookies und hatte somit einen gewissen Vorsprung, den man ihm auch ansieht. Trotzdem kann man ja nicht behaupten, dass es nicht noch sehr offensichtliches Steigerungspotenzial in seinem Spiel gibt. Und nicht nur da - wenn man Bilder vom Saisonstart mit Bildern von jetzt vergleicht, hat Doncic merklich an Babyspeck verloren. In körperlicher Bestform werden wir ihn meiner Meinung nach frühestens in 2,3 Jahren sehen.
Spielerisch denke ich vor allem an die Turnoveranfälligkeit, die schon im Saisonverlauf weniger geworden ist, an die Wurfauswahl, ans Ballhandling, auch an die Freiwurf-Anzahl. Das sind alles Bereiche, die sein Spiel noch signifikant besser machen können. Defensiv wird er sicherlich nie ein Kettenhund, aber auch hier wird ihm zusätzliche Spielpraxis zumindest im Teamverbund helfen.
Doncic ist weiter als die meisten Spieler in seinem Alter, aber deswegen noch lange nicht am Ende. Die richtig guten Spieler arbeiten jedes Jahr daran, ihr Spiel weiterzuentwickeln, egal, wo sie stehen. Doncic macht den Eindruck, dass er diesen Drang ebenfalls hat.
Für mich ist sein Ceiling beziehungsweise sein maximales Leistungsvermögen überhaupt noch nicht absehbar, aber es gibt für mich keinen Anlass zu glauben, dass das Ende der Fahnenstange schon beinahe erreicht ist. Auch wenn man ihn nicht als roh bezeichnen kann, sind da doch noch mehr als genug Aspekte, an denen er arbeiten kann und vermutlich wird.
@xerophren: Milwaukee gegen die Raptors in den ECF's Stand jetzt. Wer gewinnt und wieviele Spiele werden es?
Celtics in 6!
Im Ernst: Das ist mir noch zu früh, aber wenn es zu dieser (ziemlich reizvollen!) Serie kommt - ich würde wohl knapp auf die Bucks setzen, in 6 oder 7. Da sehe ich etwas mehr Explosivität und Struktur, gerade am Ende von engen Spielen, wo mich die Raptors noch nicht wirklich überzeugen. Aber bis dahin ist noch so viel Zeit; für den Moment genieße ich es tatsächlich, dass mindestens vier Teams im Osten legitime Chancen auf die Finals haben, die richtig gut sind und teilweise sogar noch deutlich besser werden könnten. Wann gab es das zuletzt?