Den Auftakt in die neue Spielzeit hatte man sich in Dallas sicherlich ganz anders vorgestellt. Die anfängliche Euphorie, nach Jahren der Trostlosigkeit im hochklassigen Westen endlich wieder um die Playoffs mitspielen zu können, erhielt gleich im ersten Saisonspiel einen herben Dämpfer.
Zum Auftakt hagelte es für die Mavericks eine 100:121-Pleite gegen die Phoenix Suns - ja, genau die Suns, die anschließend in ihren nächsten sieben Spielen teils sang- und klanglos unterlegen waren. Immerhin zeigte Dallas daraufhin mit zwei Erfolgen die richtige Reaktion. Doch eine Wende stellten die beiden Siege gegen Minnesota und Chicago nicht da.
Im Gegenteil, es folgten sechs weitere Niederlagen in Serie, darunter auch sehr ärgerliche, weil unnötige Pleiten. "Es war ein holpriger Start", musste auch Maxi Kleber bei einer Telefonkonferenz rückblickend zugeben. "Wir haben ein paar Spiele wie gegen Atlanta oder New York abgegeben, die wir eigentlich hätten gewinnen müssen. Das tut sehr weh."
Dallas Mavericks: Die Defense ist das große Problem
Gegen die nicht besonders üppig besetzten Knicks musste Dallas zuletzt eine 106:118-Heimniederlage einstecken. Sowohl im ersten als auch im dritten Viertel ließen die Hausherren jeweils 33 Zähler zu - keine Statistik, auf die die Mavs-Defense stolz sein kann. Dabei sind die Schwächen in der Verteidigung bisher eher die Regel als die Ausnahme.
"Fragen zur Offense sind für mich momentan unbedeutend. Mir geht es um die Defense. Wir haben schon wieder 55 Prozent Shooting zugelassen, das passiert viel zu häufig", meckerte deshalb auch Head Coach Rick Carlisle nach dem Knicks-Spiel.
Die Mavericks lassen von allen Teams in der Association mit die meisten Punkte zu, auch das schwache Defensiv-Rating von 112,9 spricht Bände. Das reicht gerade einmal für den 24. Platz in der NBA. Noch schlimmer sieht es im ligaweiten Vergleich in Sachen gegnerische Feldwurfquote aus: Gegen Dallas treffen die Teams 50 Prozent aus dem Feld - der dritthöchste Wert in der NBA.
Dallas Mavs: Maxi Kleber steckt viel Arbeit in seinen Jumper
Vor dem Duell mit den Washington Wizards in der Nacht auf Mittwoch (ab 2.30 Uhr live auf DAZN) hatten die Mavs immerhin drei freie Tage, um an den "Basics" zu arbeiten, wie Kleber bemerkte. Dies sei in der aktuellen Phase besonders wichtig gewesen, da man in den Wochen zuvor aufgrund des engen Spielplans nur selten trainiert habe.
Kleber und die Mavs nutzten also die Zeit, um vor allem bei den defensiven Grundlagen einen Schritt voranzukommen. Zudem setzte der Deutsche in Extraschichten seine Arbeit aus dem Sommer fort. In der Offseason hatte Kleber gemeinsam mit einem Shooting-Coach an seinem Touch aus der Distanz gearbeitet - mit Erfolg.
Im Vergleich zur Vorsaison hat Kleber seine Dreierquote von 31,3 auf 37,9 Prozent nach oben geschraubt und das, obwohl der Big Man fast doppelt so viele Jumper von Downtown nimmt (3,2 Dreierversuche 2018/19 zu 1,8 im Vorjahr). Trotz schwankender Einsatzzeiten macht der Würzburger mit 7,6 Punkten und 4,2 Rebounds bisher eine sehr gute Figur. "Ich fühle mich sehr wohl mit meinem neuen Wurf, aber ich muss im Training so viele Wiederholungen machen, wie ich nur kann", sagte Kleber.
Dreier ist enorm wichtige Waffe für Dallas Mavericks
Denn Verbesserungspotenzial an der Form gibt es weiterhin, das sieht nicht nur Kleber selbst, sondern auch Holger Geschwindner. Der Mentor vom aktuell noch verletzten Dirk Nowitzki gibt auch seinem anderen Landsmann bei den Mavs immer wieder Tipps.
"Das hilft mir eine Menge", so Kleber. "Je mehr du wirfst, desto größer ist die Chance, dass du einen neuen Fehler einbaust und Holger sieht sowas sofort." Doch warum der Fokus auf den Jumper? "Ich weiß, dass man sich in der Defense auf mich verlassen kann. Ich will an meiner Offense arbeiten, das ist der Schlüssel für mich, um mehr Spielzeit zu bekommen", erklärte Kleber.
Der Dreier ist dabei eine enorm wichtige Waffe für Kleber und auch für die Mavs. Nur wenige Teams drücken in der bisherigen Saison öfter von Downtown ab als Dallas (35,6 Dreierversuche pro Spiel, Platz 5). Das hat System: "Wir versuchen, mehr offene Dreier zu nehmen als Zweier mit einem Verteidiger im Gesicht. Das ist statistisch gesehen der bessere Wurf."
Dallas Mavericks folgen dem NBA-Trend
Klingt soweit einleuchtend, immerhin orientiert sich die gesamte NBA in den vergangenen Jahren immer mehr an diesem Shooting-lastigen Spielstil. Problematisch wird es aus Dallas-Sicht allerdings dann, wenn der Jumper nicht fallen will. Und das war bisher relativ häufig der Fall.
In Sachen Dreierquote liegen die Mavericks mit 34,1 Prozent nur im unteren Drittel der Association. Vor allem Harrison Barnes (29,6 Prozent bei 5,6 Versuchen) ist von seinem Rhythmus noch meilenweit entfernt - ganz im Gegensatz zu Kleber und auch Luka Doncic.
Die Statistiken von Luka Doncic und Michael Jordan in ihrer Rookie-Saison
Name | Alter | Spiele | Punkte | Rebounds | Assists | Wurfquote |
Luka Doncic | 19 | 9 | 19,4 | 6,6 | 4,6 | 46,7 Prozent |
Michael Jordan | 21 | 82 | 28,2 | 6,5 | 5,9 | 51,5 Prozent |
Dallas Mavericks: Luka Doncic ist der große Lichtblick
Der Rookie ist der große Lichtblick der bisher eher enttäuschenden Mavs-Saison. Der Nr.3-Pick des Drafts legte in seinen ersten neun Spielen in der besten Basketballliga der Welt fabelhafte Statistiken auf: 19,4 Punkte, 6,6 Rebounds sowie 4,6 Assists stehen auf der Habenseite des Slowenen, dazu Wurfquoten von 46,7 Prozent aus dem Feld und 39,3 Prozent aus der Distanz.
Der letzte Rookie, der vergleichbare Statistiken auflegte, hört auf den Namen Michael Jordan! "Jordan ist der beste Spieler, der jemals gespielt hat. Ich finde nicht, dass ihr mich mit ihm vergleichen solltet", stellte Doncic aber sofort klar.
Festzuhalten bleibt auf alle Fälle, dass der EuroLeague-MVP mit keinerlei Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen hat. "Als ich 13 Jahre alt war bin ich aus meiner Heimat Slowenien nach Spanien gegangen. Dieses Mal war es deutlich einfacher", sagte Doncic. "Die Umstellung ist kein Problem."
Maxi Kleber: "Haben die Chance, die Wende zu schaffen"
Der gerade mal 19 Jahre alte Forward hat auch trotz des verpatzten Saisonstarts weiterhin die Playoffs als großes Ziel vor Augen. Laut Teamkollege Kleber ist das nicht unrealistisch: "Es ist noch früh in der Saison. Wir haben noch die Chance, die Wende zu schaffen."
Dafür muss sich Dallas vor allem defensiv verbessern. Gegen die Knicks fehlte es oftmals an Energie, Einsatz und Fokus. Unter Coach Carlisle wird solch eine Lethargie normalerweise nicht lange toleriert. Gegen die ebenfalls schwächelnden Wizards muss Dallas nun eine deutlich verbesserte Verteidigung präsentieren.
Vor allem mit dem hoch gesteckten Ziel Playoffs im Hinterkopf täten die Mavs gut daran, möglichst schnell in die Spur zu finden. Immerhin könnte Dirk Nowitzki bald wieder auf das Parkett zurückkehren. Im Training hat der 40-Jährige bereits wieder andeuten konnte, wozu er fähig ist.
Doch letztlich hängt der kurz-, mittel- und langfristige Erfolg der Mavericks vor allem von den jungen Talenten um Doncic, Kleber oder auch dem bisher beeindruckenden Dorian Finney-Smith ab. "Wir müssen besser werden", brachte es Kleber auf den Punkt. "Wir haben zu viel Talent, als dass man es einfach so wegwerfen könnte."