DAZN/SPOX: Heutzutage sieht man im Sommer Spieler wie Kevin Durant und LeBron zusammen trainieren. Gab es das zu Ihrer Zeit auch? Kann man sich alles abverlangen, wenn man miteinander befreundet ist?
Robinson: Ja, das geht. Es gibt natürlich eine gewisse Balance, die man einhalten muss. Bei jemandem wie LeBron ist es aber völlig egal, mit wem er trainiert - sobald das echte Spiel beginnt, wirst du ihn besiegen müssen, sonst macht er das gleiche mit dir. Es spielt keine Rolle, ob ihm dann sein guter Freund Dwyane Wade gegenübersteht. Man muss besser spielen als er, um ihn zu schlagen. Das respektiere ich. Ich finde es sogar gut, wenn man mal zusammen trainiert, solange man dabei die Professionalität und den Konkurrenzkampf nicht aus den Augen verliert. Einige jüngere Spieler müssen das vielleicht noch lernen.
DAZN/SPOX: Hätten Sie auch mal mit Hakeem oder Ewing zusammen trainiert?
Robinson: Ich habe tatsächlich mal mit Patrick trainiert, und mit Alonzo Mourning, als ich neu vom College in die Liga kam. Wir hatten gemeinsame Workouts und wir haben uns dabei gegenseitig besser gemacht. Alonzo war gerade noch am College in Georgetown und wir konnten uns im Sommer treffen, um gemeinsame Workouts zu absolvieren - das war für mich fantastisch. Wir haben uns dabei nicht ineinander verliebt, aber es hat uns weitergebracht und wenn wir uns heute sehen, verstehen wir uns alle sehr gut miteinander. Dabei vergessen wir aber nicht, wie viele Schlachten wir gegeneinander ausgetragen haben.
DAZN/SPOX: Heutzutage spielt Social Media für die Spieler eine große Rolle, zu Ihrer aktiven Zeit gab es das noch gar nicht. Sind Sie froh darüber?
Robinson: Ja, definitiv. Als Spieler musst du ja in der Lage sein, alles auszublenden und zu ignorieren, was irgendwo geschrieben wird. Heutzutage ist es aber fast unmöglich, die Meinungen der Leute nicht mitzubekommen, auch wenn die Leute häufig überhaupt nicht qualifiziert sind. Früher musste man noch einen gewissen Ruf, eine gewisse Ausbildung als Schreiber haben, heute kann jeder einen Blog aufmachen, selbst wenn er keine Ahnung hat, wovon er spricht. Und einige dieser Leute bekommen viel Reichweite, selbst wenn sie nicht die Wahrheit sagen, was eine sehr große Ablenkung sein kann. Es kann davon abhalten, dass man seinen Job richtig macht. Social Media ist daher ein Minenfeld, durch das die Spieler sich navigieren müssen. Aber es ist natürlich auch eine Einkommensquelle und eine Möglichkeit, sein Profil zu schärfen und direkt mit Fans zu interagieren, was es früher überhaupt nicht gab. Dieser Aspekt ist großartig. Man kann alles über LeBron rausfinden, was man möchte. Zu viel, um ehrlich zu sein. (lacht) Aber die Fans lieben es offensichtlich und es gibt vielen Spielern die Möglichkeit, die eigene Plattform deutlich zu vergrößern.
DAZN/SPOX: Dirk Nowitzki steht jetzt wohl vor dem letzten Jahr seiner Karriere. Was verbinden Sie als allererstes mit ihm?
Robinson: Dirk ist jemand, der unglaublich konstant über einen extrem langen Zeitraum war und ist. Er ist ein Hall of Famer, weil er immer wieder seine Leistung gebracht hat, über einen ewigen Zeitraum, und nicht nur deshalb, weil er mit seinem Team eine Meisterschaft gewonnen hat. Auch wenn das ebenfalls unglaublich war. Aber seine Konstanz ist wirklich unfassbar. Wie lange er jetzt schon Spiele am Ende entscheidet, wie konstant er dabei ist und wie professionell er über seine komplette Karriere geblieben ist, das sind die Dinge, die ich am allermeisten an ihm respektiere. Er hat seinen Job ernst genommen, er hat die Liga sehr gut repräsentiert, er hat sich selbst sehr gut repräsentiert und er ist einfach jemand, bei dem ich stolz bin, dass ich mal gegen ihn gespielt habe.
DAZN/SPOX: Sie haben genau wie Dirk ihre komplette Karriere bei einem Team verbracht, das scheint heute nicht mehr die Norm zu sein. Nehmen Sie diesen Wandel wahr?
Robinson: Ohne Frage. Es gibt heute wesentlich mehr Spielerwechsel, was teilweise auch durch die simple Realität bedingt ist: Es ist mehr Geld im Umlauf. Das führt wiederum zu mehr Flexibilität. Zu meiner aktiven Zeit war es so, dass vielleicht zwei Teams das Geld hatten, um sich jemanden wie LeBron zu leisten, wenn dieser sein Team wechseln wollte. Heute gibt es zehn Teams, die sich so einen Maximalvertrag leisten können. Es ist angenehm, diese Optionen zu haben. LeBron kann sich zwischen zehn Teams entscheiden - ich konnte mich als Free Agent damals zwischen zwei oder drei Teams entscheiden. Das ist eine tolle Entwicklung für die Spieler. Leider führt es auch dazu, dass Teams größere Probleme dabei haben, ihren Kader zusammenzuhalten und strategisch aufzubauen, wie das die Spurs oder die Warriors gemacht haben. So etwas braucht Zeit und Geduld. Gleichzeitig hätte sich Golden State es früher niemals leisten können, zu ihrem geduldig aufgebauten Team dann noch jemanden wie Kevin Durant hinzuzufügen. Für sie hat das natürlich super funktioniert. Grundsätzlich finde ich die neue Flexibilität positiv - aber es nimmt schon etwas von der klassischen Philosophie - "Das ist mein Team, ich liebe es, mit diesen Jungs zusammen zu spielen, und wir sind seit Jahren eine Einheit." Dieser Teil kommt vielleicht etwas zu kurz.
DAZN/SPOX: Waren Sie als Free Agent mal in Versuchung, das Team zu wechseln?
Robinson: Ja, auch wenn sich das total merkwürdig angefühlt hätte. (lacht) Vor meinem letzten Vertrag war ich ja bereits etwas älter und die Spurs haben überlegt, ob es vielleicht an der Zeit wäre, etwas zu ändern. Ich wollte zwei Jahre und wir haben sehr intensive Diskussionen geführt, es ging hin und her. Ich danke Gott, dass sie dann entschieden haben, dass ich noch genug Wert hatte, und mir die zwei Jahre dann letztendlich gegeben haben. Es hat dann auch wunderbar funktioniert, wir konnten noch einen Titel gewonnen. Aber es gab da eine kurze Zeit, in der ich mich auch mit anderen Teams auseinandergesetzt habe. Ich hasse es, dass Tony Parker jetzt noch zu einem anderen Team gegangen ist, aber das ist die Natur des Spiels. Es gibt keine Garantien und ich fühle mich gesegnet, dass ich meine ganze Karriere bei einem Team verbringen durfte.
DAZN/SPOX: Dann noch einmal ein Blick auf die neue Saison - die Warriors gelten weiter als Team to Beat, Kyrie hat kürzlich aber gesagt, dass Boston eventuell genug hat, um Golden State zu schlagen. Wie fällt Ihre Vorhersage aus?
Robinson: Ich glaube, dass die Celtics sehr gut sein werden. Sie haben bewiesen, dass sie eine Gruppe von Spielern haben, die einander vertrauen. Ich schaue mir gerne Teams an, die die Erwartungen an sie übertreffen - wenn du Gordon Hayward im ersten Spiel verlierst und dann auch noch Kyrie verlierst, und trotzdem auf so einem Level spielst wie sie im letzten Jahr, ist das unglaublich. Jetzt haben sie diese Spieler wieder und werden auf jeden Fall ein interessantes Team sein. Ob sie für Golden State genug haben? Das weiß ich nicht. Aber sie haben eine gute Chemie und Vertrauen, und es ist schwer, gegen Vertrauen zu wetten. Wenn man sich anschaut, wie die Rockets letzte Saison verloren haben ... sie hatten die Chance, Golden State zu schlagen. Es hat nicht geklappt und es ist nicht leicht, danach in den Spiegel zu sehen. Wer weiß, wie sie davon zurückkommen werden? Als die Spurs 2013 gegen die Heat verloren haben, waren sie danach auf einer Mission und haben alles plattgemacht. Man weiß nie, wie Teams von solchen Niederlagen zurückkommen, aber Houston hat auf jeden Fall das Talent, um Golden State zu besiegen. Das kann eine wirklich interessante Saison werden. Und auch die Spurs können wieder zu den Top-Teams gehören.
DAZN/SPOX: Wie heißt es noch gleich? "Death, Taxes and the Spurs make the Playoffs"?
Robinson (lacht): Ganz genau. Wir werden die Playoffs schon irgendwie erreichen und den Streak am Laufen halten.