Houston Rockets: Die Transaktionen
Der Sommer in Houston stand ganz im Zeichen der Jagd auf die Golden State Warriors. Nach dem knappen Scheitern in den Conference Finals gegen eben jene Dubs, planten die Verantwortlichen den nächsten Anlauf auf den Thron - dieses Mal mit Carmelo Anthony.
Der 34-Jährige ist der wichtigste Neuzugang bei den Raketen. Nach dessen Trade von den Thunder zu den Hawks und dem anschließenden Buyout schloss sich Melo für ein Jahr zum Veteranen-Minimum seinem guten Freund Chris Paul an. Der wiederum verlängerte sein Arbeitspapier bei den Rockets um vier Jahre für knapp 160 Millionen Dollar.
Auch bei Clint Capela klingelte die Kasse. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich beide Seiten doch noch auf einen neuen Deal, der dem Center in den kommenden fünf Jahren 90 Millionen Dollar einbringen wird. Auch Gerald Green blieb Houston erhalten (1 Jahr/2,7 Mio.). Erfreuliche Nachrichten gab es zudem aus deutscher Sicht: Isaiah Hartenstein unterschrieb einen Dreijahresvertrag (3,7 Mio.) und kämpft in der kommenden Saison um Spielzeit beim Championship-Anwärter.
Für den bekanntermaßen recht umtriebigen General Manager Daryl Morey war damit aber noch lange nicht Schluss. Zunächst füllte Houston den Kader mit Michael Carter-Williams (1 Jahr/1,7 Mio.), James Ennis III (2 Jahre/3,5 Mio.) sowie Bruno Caboclo (1 Jahr/1,6 MIo.) auf und erst Ende August dealten die Rockets Ryan Anderson gemeinsam mit No. 46 Pick De'Anthony Melton zu den Phoenix Suns. Im Gegenzug sollen Brandon Knight und Marquese Chriss in Zukunft das Team verstärken.
Neben Anderson verließen zudem Trevor Ariza (Suns, 1 Jahr/15 Mio.), Luc Richard Mbah a Moute (Clippers, 1 Jahr/4,3 Mio.) und Joe Johnson (unbekannt) das Team um MVP James Harden.
Houston Rockets: Die Strategie
Die Aufgabe in Houston ist klar: Die Meisterschaft soll her! Dumm nur, dass mit den Warriors ein Team gespickt mit Superstars im Wege steht - und das voraussichtlich noch ein paar Jahre lang. Dennoch blieben den Rockets nicht viel mehr Möglichkeiten, als weiter in den Kader zu investieren - beziehungsweise das vorhandene Spielermaterial zusammenzuhalten. Dies gelang in Form der Vertragsverlängerungen von CP3 und Capela - bei Ariza und Mbah a Moute ging es allerdings nach hinten los.
Das ist unter anderem auch auf die recht angespannte Salary-Cap-Situation der Texaner zurückzuführen. Zwar wurde Morey immerhin den Vertrag von Anderson los, dennoch liegt Houston 2018/19 etwa 32 Millionen Dollar über der Gehaltsobergrenze. In Anbetracht dieser prekären Lage konnte der Kader nur punktuell ergänzt werden. Was die Resterammpe hergab, landete auf Moreys Zettel.
Dementsprechend unspektakulär liest sich die Liste der Neuzugänge. Eine Situation, auf die sich die Rockets-Fans auch in Zukunft einstellen sollten. Für voraussichtlich die nächsten vier Jahre bleibt die Cap-Situation in Houston zumindest angespannt.
Der Kader der Houston Rockets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Chris Paul | James Harden | Gerald Green | P.J. Tucker | Clint Capela |
Brandon Knight | Eric Gordon | James Ennis III | Carmelo Anthony | Nene |
Michael Carter-Williams | Bruno Caboclo | Isaiah Hartenstein | Marquese Chriss | |
Vincent Edwards |
Houston Rockets: Die Schwachstellen
Nach den Abgängen von Ariza und Mbah a Moute fehlt es auf dem Flügel der Rockets sowohl an Qualität als auch an Tiefe. Allen voran Ariza wird in Houston enorm vermisst werden. Der Edelverteidiger mit dem heißen Händchen (mal ganz abgesehen von Spiel 7 gegen die Warriors) passt in das System der Rockets wie die viel zitierte Faust aufs Auge. Auch in Person von Mbah a Moute verlieren die Rockets einen guten Verteidiger.
Das große Problem dabei: Beide Veteranen konnten nicht adäquat ersetzt werden, neben dem unbestritten starken Backcourt und Capela als Anker in der Mitte klafft ein Loch auf dem Flügel. Ein Loch, dass weder Melo noch alle anderen Neuzugänge speziell defensiv füllen können. Im Hinblick auf ein mögliches Playoff-Duell mit den Dubs sind das keine guten Voraussetzungen.
Die sechstbeste Defense der vergangenen Saison wird also einen deutlichen Schritt zurück nehmen. Zudem stehen einige Fragezeichen hinter den Neuzugängen. Viele der Neuankömmlinge (siehe MCW oder Caboclo) werden über ihre Rolle als Bankdrücker wahrscheinlich nicht hinauskommen - dementsprechend überschaubar wird ihr Impact bei den Rockets sein.
Auch Brandon Knight ist ein Risiko, nachdem sich der Point Guard im vergangenen Sommer einen Kreuzbandriss zuzog. In Person von Chriss ist eine Menge ungenutztes Potenzial vorhanden, das Head Coach Mike D'Antoni erst noch aus dem jungen Big Man herausholen muss.
Houston Rockets: Der Hoffnungsträger
Klar, ob die Rockets auch in der nächsten Saison den Warriors gefährlich werden können, hängt in erster Linie von den Leistungen von Harden und Paul ab. Wenn die Texaner den amtierenden Champion aber schlagen wollen, brauchen sie einen Carmelo Anthony in Topform. Der war in letzter Zeit jedoch eher selten zu sehen.
Inwiefern er sich ins Teamgefüge einbringt, bleibt abzuwarten. Berichten zufolge plant D'Antoni, den Ex-Thunder-Spieler als sechsten Mann einzusetzen. Bekanntermaßen hatte OKC ähnliches vor, das Resultat dürfte bekannt sein. Sollte Anthony aber die Rolle annehmen und als Scorer von der Bank seinen zweiten NBA-Frühling erleben, wäre die Verpflichtung ein echter Steal.
Im schlimmsten Fall hat Melo seinen Zenit jedoch schon längst überschritten und seine Leistungen reihen sich nahtlos in die der vergangenen Jahre ein. Dann wäre Anthony keine allzu große Hilfe auf dem Weg, die NBA-Krone von den Warriors wegzuschnappen.
Houston Rockets: Das Fazit
Die Offseason 2018 bot aus Rockets-Sicht viel Licht, aber auch einiges an Schatten. Auf der Habenseite stehen die wichtigen Vertragsverlängerungen von Paul und Capela. Der Kern der Mannschaft um Harden, CP3 und den Center ist damit bis 2021 an Houston gebunden. Um die Konkurrenzfähigkeit muss sich Houston also in naher Zukunft keine Sorgen machen.
Und dennoch wird in der kommenden Saison wohl ein schwächeres Team im Toyota Center auflaufen als noch 2017/18. Die Abgänge von Ariza und Mbah a Moute schmerzen zu sehr, als das die Rockets wirklich zufrieden aus dem Sommer gehen könnten. Die Neuverpflichtungen können die dadurch hinterlassenen Lücken nicht angemessen ausfüllen. Und dennoch sollte das Talent für einen tiefen Playoff-Run reichen. Nur um am Warriors-Thron zu wackeln, braucht es mehr.
Die Note: 3