Cleveland Cavaliers. Die Transaktionen
Die Saison 2017/18 brachte aus Cavaliers-Sicht viel Licht und noch mehr Schatten. Auf der einen Seite steht eine insgesamt recht enttäuschende reguläre Saison, auch in den Playoffs stotterte der Cavs-Motor anfangs noch extrem. Auf der anderen Seite erreichten die Cavs zum vierten Mal in Folge die Finals, nur um sich dort mit einem katastrophalen Blackout von J.R. Smith selbst ins Bein zu schießen.
Knapp drei Wochen später folgte jedoch die eigentliche Katastrophe des Sommers. Lange musste die NBA-Welt dieses Mal nicht auf die Entscheidung von LeBron James warten. Direkt am 1. Juli, dem ersten Tag der Free Agency, gab das Management des Königs dessen künftiges Team bekannt. Der Name der Cleveland Cavaliers fiel in diesem Statement bekanntermaßen nicht.
Damit wurde das Worst-Case-Szenario eines jeden Cavs-Fans plötzlich Realität. LeBron verließ Cleveland tatsächlich ein zweites Mal, um sich den Los Angeles Lakers anzuschließen. Schon 2010 versetzte er die Cavs-Fans mit seinem Wechsel nach Miami ins Tal der Tränen. Nun kam der erneute Abschied nicht ganz so überraschend, doch der mit Abstand wichtigste Offseason-Move der Cavaliers - die Vertragsverlängerung mit LBJ - war damit gescheitert.
Wenige Tage nach dieser Hiobsbotschaft unterschrieb stattdessen Kevin Love einen langfristigen Kontrakt, der ab 2019 in Kraft tritt. Der Power Forward bleibt den Cavs damit voraussichtlich bis 2023 erhalten, was Love insgesamt etwa 145 Millionen Dollar einbringen wird.
Des Weiteren holten die Cavs Channing Frye (1 Jahr/2,4 Mio. Dollar) nach Ohio zurück. Sam Dekker kam per Trade von den Clippers und Restricted Free Agent Rodney Hood unterschrieb ein Qualifying Offer für ein Jahr und 3,4 Millionen Dollar. Neben James verließen auch Jeff Green (Wizards) und Jose Calderon (Pistons) das Team.
Den wichtigsten Neuzugang sicherte sich Cleveland im Draft, als GM Koby Altman Point Guard Collin Sexton an achter Stelle auswählte.
Cleveland Cavaliers: Die Strategie
Viel wurde im Laufe der vergangenen Spielzeit spekuliert: Traden die Cavs den Nets-Pick, den sie im Tausch für Kyrie Irving von den Celtics im Sommer 2017 erhalten haben, um einen weiteren Superstar neben LeBron mit an Bord zu holen? Oder stellt dieser Pick vielmehr eine Absicherung dar, sollte LeBron das Team verlassen?
Die Cavaliers entschieden sich ganz offensichtlich für die letztgenannte Variante. Sexton soll zu einem wichtigen Baustein für den zukünftigen Erfolg der Franchise heranwachsen. Immerhin lastet nicht von Beginn an der Druck der ganzen Franchise auf ihm. Anstatt im Anschluss an LeBrons Decision 2.0 das Team auseinanderzureißen und einen kompletten Rebuild einzuleiten, entschied sich Cleveland nämlich für einen anderen Weg.
Mit der Vertragsverlängerung von Love haben die Cavaliers ihren Franchise-Player langfristig gebunden. Der Plan ist also, auch 2018/19 zumindest in der Eastern Conference konkurrenzfähig zu bleiben. Besonders viel Spielraum für anderweitige Experimente hatte das Front Office ohnehin nicht.
Mit dem Trade für Hill (2 Jahre/37 Mio.) und Clarkson (2 Jahre/ 26 Mio.) zur Trade-Deadline 2017 haben die Cavs viel Flexibilität unter dem Salary Cap geopfert. Erst 2020 werden deren lukrative Verträge aus den Büchern gestrichen. Dann laufen auch die Arbeitspapiere von J.R. Smith (2 Jahre/30,3 Mio.) und Tristan Thompson (2 Jahre/26 Mio.) aus.
Immerhin sind einige Verträge (unter anderem die von Hill und Smith) nur teilweise garantiert. Bereits im nächsten Jahr hat Cleveland damit theoretisch die Möglichkeit, eine Menge Geld zu sparen (laut basketballinsiders.com bis zu 47 Mio. Dollar) und zu versuchen, ein neues Gerüst um Love und Sexton aufzubauen.
Der Kader der Cleveland Cavaliers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Collin Sexton | George Hill | Cedi Osman | Kevin Love | Tristan Thompson |
Jordan Clarkson | J.R. Smith | Kyle Korver | Larry Nance Jr. | Ante Zizic |
Isaiah Taylor | Rodney Hood | Sam Dekker | Channing Frye | |
Kobi Simmons | David Nwaba |
Cleveland Cavaliers: Die Schwachstellen
Keine Frage, die größte Schwachstelle in der vergangenen Saison war die Defense. Die Cavs landeten mit einem Defensiv-Rating von 109,5 auf dem vorletzten Platz unter allen NBA-Teams. Dummerweise hat Cleveland in der Offseason nicht besonders viel unternommen, um dieses Problem zu beseitigen.
Das Spielermaterial ist dem der Vorsaison im Großen und Ganzen sehr ähnlich geblieben, Head Coach Ty Lue muss also hoffen, dass vor allem Larry Nance Jr. bessere Leistungen aufs Parkett zaubert. Der 25-Jährige - der im Übrigen immer noch auf eine Vertragsverlängerung wartet - könnte sich zum Hoffnungsschimmer in der Cavs-Defense entwickeln, die Anlagen dazu sind grundsätzlich vorhanden. Ansonsten ist von den vielen Veteranen im Team nicht unbedingt eine Steigerung in der Verteidigung zu erwarten.
Ach ja, und da wäre noch eine Kleinigkeit: In Person von LeBron James haben die Cavs außerdem ihren besten Scorer, ihren besten Playmaker und ihre beste Option in Clutch-Situationen verloren. Diese Lücke zu schließen, wird nahezu unmöglich sein.
Cleveland Cavaliers: Der Hoffnungsträger
Langfristig gesehen setzen die Cavs ihre Hoffnungen eindeutig auf Sexton. Die Wahl des gerade einmal 19 Jahre alten Point Guards mit dem Kämpferherz wurde von Fans wie Experten gleichermaßen wohlwollend aufgenommen.
Nach dem Abgang von James benötigt Cleveland in allererster Linie einen fähigen Playmaker, viele trauen Sexton genau diese Rolle auch in der NBA zu. Kaum eine Offense ist so Pick-and-Roll-lastig wie die der Cavs, das spielt Sexton in die Hände. Einerseits kann er so mit seiner Explosivität punkten, andererseits erarbeitete sich Sexton am College auch einen Ruf als guter Passer - gute Nachrichten für die zahlreichen Scharfschützen im Kader der Cavs.
Kurzfristig muss Kevin Love jedoch beweisen, dass das Superstar-Potenzial aus seiner Zeit in Minnesota immer noch in ihm steckt. Der fünfmalige All-Star wird der unumstrittene Fokus der Cavs-Offense sein. Will Cleveland erfolgreich sein, wird Love wie in seinem letzten Jahr in Minnesota deutlich über 20 Punkte pro Spiel auflegen müssen.
Cleveland Cavaliers: Das Fazit
Den dunklen Schatten des LeBron-Abgangs konnten die Cavs in der Offseason 2018 relativ schnell abschütteln. Dabei half insbesondere die Vertragsverlängerung von Love, mit der man frühzeitig die Weichen für die Zukunft stellte. Gleichzeitig diente sie als Zeichen an die Konkurrenz: Die Cavs sollte man im Kampf um die Playoffs nicht abschreiben.
Letztlich wiegt der Verlust des besten Spielers der NBA aber zu schwer. Abgesehen von Sexton wurde der Kader nicht wirklich verändert, geschweige denn verbessert. Die Verantwortlichen in Cleveland setzen darauf, dass sich Love, Hill, Nance Jr. oder auch Hood ohne LeBron an ihrer Seite besser entfalten können. Gelingt dies nicht, wartet auf Cleveland eine ganz schwere Saison.
Die Note: 3-