NBA

NBA Legenden-Serie: Grant Hill - Der verhinderte 'Next Michael Jordan'

Grant Hill galt als der legitime Nachfolger von Michael Jordan.
© getty
Cookie-Einstellungen

Grant Hill: Die Knöchelprobleme beginnen

In der Saison 1999/00 begannen die Probleme von Hill. Der Knöchel schmerzte immer wieder. "Ich habe gut gespielt, musste aber ständig behandelt werden", erinnerte sich Hill. "Je länger die Saison dauerte, desto schlimmer wurde es. Die Ärzte sagten aber, dass es nur eine Knochenprellung sei. Ich fand heraus, dass einige Teamärzte sogar bezweifelten, dass ich überhaupt verletzt sei."

So begann Hill die Playoffs unter Schmerzen, auch wenn er beteuerte, dass er dies nicht tat, um sich seinen Kritikern zu beweisen. In Spiel 2 der ersten Playoff-Runde gegen Miami passierte es dann. "Ich hörte ein Knacken und nach dem Spiel stellten wir fest, dass der Knöchel gebrochen war. Ich war erleichtert, denn nun wusste ich tatsächlich, dass ich richtig verletzt war." Detroit unterlag derweil mit 0-3.

Hill sollte nie wieder für die Pistons auflaufen, stattdessen unterschrieb er bei den Orlando Magic und bildete mit Tracy McGrady ein neues Star-Duo. Die Pistons gingen aber nicht leer aus, fädelten einen Sign-and-Trade-Deal mit den Magic ein und bekamen dafür Ben Wallace, der später essentiell für die neue Version der Bad Boy-Pistons wurde.

Grant Hill: Verletzungen prägen Zeit in Orlando

Das neue Traum-Duo im Rentner-Paradies existierte aber nur auf dem Papier. Mit dem Knöchelbruch begannen erst die Leiden des jungen Grant. In seinen ersten vier Jahren in Orlando sollte Hill gerade einmal 47 Spiele absolvieren. Die einstigen harten Drives und spektakulären Dunks, die er in Michigan am Fließband geliefert hatte, blieben aus.

Hill war bei seinem Wechsel nach Orlando 27 Jahre alt und klopfte ans Tor seiner Prime, doch wurde von seinem Körper verraten. Aus der Erleichterung über das Wissen der Verletzung wurde schnell Frustration. "Ich dachte, dass nun meine Zeit ist, in der ich der Liga meinen Stempel aufdrücken könnte", blickte Hill zurück. So stand der neue Magic-Star auch zu Beginn der neuen Saison wieder auf dem Feld - trotz Schmerzen, lediglich drei Monate nach einer OP, die eigentlich mehr als ein halbes Jahr Reha benötigt hätte.

"Es war verrückt. Sie hatten 92 Millionen Dollar in mich investiert und ließen mich spielen. Das war großes Miss-Management", analysierte Hill seine Situation in Orlando später. Und es hatte den Preis, dass sich Hill weiteren Operationen unterziehen musste. Dazu schluckte er auf Anraten der Ärzte jede Menge Opioide, worauf Hills Körper auch noch allergisch reagierte.

Bei einer weiteren Operation am Knöchel im März 2003 kam es zu Komplikationen. Hill hatte plötzlich über 40 Grad Fieber und wurde in die Notaufnahme gebracht. Wie sich herausstellte, litt Hill durch die OP an einer MRSA-Infektion, bei der Bakterien ins Immunsystem gelangten, in einigen Fällen verläuft dies sogar tödlich. Hill musste sechs Monate Antibiotika schlucken und verpasste die kommende Saison komplett.

Grant Hill: Phoenix rettet die Karriere

2004/05 kehrte Hill wieder zurück - McGrady war inzwischen in Houston - und erinnerte tatsächlich in einigen Phasen an den Pistons-Hill, doch die Knöchelprobleme begleiteten ihn weiter und erforderten weitere Operationen. Im Sommer 2007 schloss sich Hill darum den Phoenix Suns an, einer Organisation, die damals den Ruf der besten medizinischen Abteilung der Liga genoss, nicht zuletzt weil sie die Rückenprobleme von Steve Nash einigermaßen in den Griff bekommen hatte.

Seine Zeit als Star war zu diesem Zeitpunkt aber vorbei. Es begann die zweite Karriere von Hill, die als guter Rollenspieler, der als alternativer Playmaker und Ballhandler benutzt werden konnte. Und noch viel wichtiger: Hill war endlich schmerzfrei und spielte mit inzwischen 36 Jahren erstmals die 82 Spiele durch.

"Die Zeit in Phoenix war toll. Endlich konnte ich schmerzfrei spielen. Es ist schwer zu erklären, aber sie behandelten meinen Körper ganz anders als jedes andere Team", schwärmte Hill von der Suns-Organisation.

Die Seven-Seconds-or-less-Suns waren nach dem Abgang von Coach Mike D'Antoni zwar mehr oder weniger Geschichte, doch 2010 gewann Hill erstmals eine Playoff-Serie, auch wenn die Lakers in den Conference Finals eine Nummer zu groß waren. Ein Ring sollte auch bei den Clippers nicht herausspringen, als Hill 2012 noch ein Jahr dranhängte.

Grant Hill: Bestimmt für die Krone

Mit knapp 41 Jahren war dann endgültig Schluss. Mit 41 Jahren! Wer hätte das zu Magic-Zeiten für möglich gehalten. "Die Ärzte sagten mir, dass ich sicher nicht mehr zehn Jahre spielen würde, ich habe es widerlegt. Dafür bin ich sehr dankbar." Insgesamt musste Hill elfmal unters Messer, zwischen 2000 und 2004 allein hatte er fünf Knöchel-OPs, wie er später bei GQ verriet.

Inzwischen ist Hill fester Bestandteil bei NBA TV, fungiert als Managing Director von Team USA und gehört der Investorengruppe an, die die Atlanta Hawks besitzt. Der nächste MJ ist aus Hill nie geworden, auch kein absoluter Superstar. Es waren die Verletzungen, Fehleinschätzungen von Ärzten und mangelnde Geduld des Spielers, die dies verhinderten.

"Nicht viele Spieler kommen in die Liga und sind bestimmt dafür, die Krone zu tragen. Grant Hill hätte dies sein sollen. Er war von der Liga, den Spielern und jedem anderem dazu bestimmt, die Krone zu tragen", fasste Isiah Thomas die Erwartungshaltung an Hill zusammen. "Viele wollen heute wie LeBron oder Durant sein. Wenn Hill sich nicht verletzt hätte, hätten alle Kids gerne wie Grant gespielt."

Grant Hill ist der erste Duke-Spieler in der Hall of Fame

In Vergessenheit wird Hill dennoch nicht geraten, alleine schon deswegen nicht, weil er inzwischen in die Hall of Fame aufgenommen wurde, übrigens als erster Duke-Spieler aller Zeiten. Gehört Hill nun in die heiligen Hallen von Springfield? Dafür kann man in beide Richtungen argumentieren. Fakt ist, dass die ersten sechs Jahre von Hill wohl besser waren als das, was einige Hall of Famer in ihrer Karriere erreicht haben.

Ähnlich wie bei T-Mac bleibt an Hill der Status des Unvollendeten kleben, ein Spieler, der sein Potenzial, seine Prime nie vollständig ausschöpfen konnte. Wer weiß, vielleicht hätte dieses Duo über Jahre den Osten in Orlando komplett dominiert, vielleicht hätten die beiden aber auch nie wirklich zusammengepasst.

Wir werden es nie erfahren und müssen uns mit Was wäre, wenn ... -Theorien zufriedengeben. Genau eine solche stellt die Causa Hill dar, der als der verhinderte "Next MJ" in die Annalen eingehen wird.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema