Die Lakers holen den Besen raus
Pünktlich zum Start der Playoffs war die Mamba wieder einsatzbereit. Es warteten die Blazers, die mit jeder Menge Revanche-Gedanken in die Serie gingen: Im Vorjahr hatte Portland beinahe die Championship der Lakers verhindert, doch ein epischer Zusammenbruch in Spiel 7 der Conference Finals ließ alle Träume platzen.
Diesmal waren Scottie Pippen, Detlef Schrempf, Rasheed Wallace und Co. aber völlig chancenlos, nach drei Spielen in der damaligen Best-of-five-Serie war Feierabend. Auch die Sacramento Kings ereilte wenig später das gleiche Schicksal. Der Diesel brummte auf Hochtouren und schenkte dem Team, welches er später einmal als "Queens" bezeichnen sollte, in den ersten beiden Partien insgesamt 87 Punkte ein.
Doch auch Kobe kam nicht zu kurz. Als Kings-Coach Rick Adelman Center Shaq konsequent doppelte, bescherte dies Bryant Räume. Nach 36 Zählern in Spiel 3 folgten 48 in der vierten Partie - die Bühne für den Giganten-Clash mit San Antonio war bereitet. Die Spurs waren heiß auf diesen Vergleich, hatte dem Champion von 1999 in den vergangenen Playoffs doch Tim Duncan verletzungsbedingt gefehlt.
Es sollte eine der bittersten Serien für die Spurs in der Popovich-Ära werden, die darüber hinaus nur noch 2010 von den Phoenix Suns gesweept wurden. Kobe blieb heiß und schenkte der besten Defense der Liga 45 Punkte in Spiel 1 ein. Selbst Shaq staunte nicht schlecht und bezeichnete seinen Sidekick als "sein Idol." Auf Nachfrage bestätigte The Big Aristoteles, dass er dies sogar ernst gemeint hätte.
Der Kader der Los Angeles Lakers 2001 in den Playoffs
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Derek Fisher | Kobe Bryant | Rick Fox | Horace Grant | Shaquille O'Neal |
Ron Harper | Brian Shaw | Devean George | Robert Horry | Greg Foster |
Ty Lue | Isaiah Rider | Mark Madsen | ||
Mike Penberthy | Stanislav Medvedenko |
Lakers: ShaKobe und erfahrene Veteranen
Nach all den Querelen der Regular Season hatte sich das Team zum genau richtigen Zeitpunkt gefunden und zusammengerauft. Hilfreich waren vor allem die zahlreichen routinierten Rollenspieler. Ron Harper pfiff zwar inzwischen auf dem letzten Loch, war aber, ebenso wie Big Man Horace Grant, Teil der Bulls-Dynastie und verstand die Triangle Offense im Schlaf. Dazu kamen der zuverlässige Rick Fox - und natürlich Robert Horry, der auch in diesen Playoffs fleißig an seiner Legende des "Big Shot Bob" strickte.
In den Finals besorgte der Forward in Spiel 3 den Sieg beinahe im Alleingang. Shaq foulte knapp drei Minuten vor dem Ende aus, Horry sprang mit 12 der letzten 15 Lakers-Punkte in die Bresche. L.A. siegte 96:91 und hatte den Heimvorteil von Philly wieder zurückerobert.
Getragen wurden die Lakers aber selbstverständlich vom vielleicht gefährlichsten One-Two-Punch aller Zeiten. Über die kompletten Playoffs legte das Duo zusammen im Schnitt 57,2 Punkte, 18,6 Rebounds und 8,7 Assists auf. Waren beide in Top-Form, bedeutete dies für den Gegner beinahe eine Mission impossible.
"Sie können sich nur selbst schlagen"
Das musste selbst Spurs-Coach Gregg Popovich nach den Conference Finals kleinlaut zugeben. "Uns wurde der Hintern versohlt. Man muss schon zurück zu den Showtime Lakers oder den Celtics gehen, wenn man einordnen möchte, was diese Lakers hier leisten." Die Spurs wurden nicht nur geschlagen, nein, in den Spielen 3 und 4 im Staples Center wurde das stolze Texas-Team gedemütigt. Mit 39 bzw. 29 Zählern Unterschied wurde kurzer Prozess gemacht.
Auch David Robinson stimmte seinem Coach zu: "Ich habe noch nie gegen ein solches Team gespielt. Sie können sich nur selbst schlagen." Das stellte sich als nicht ganz korrekt raus, denn die tapferen Sixers klauten tatsächlich Spiel 1 in L.A., auch wenn es dafür 48 Punkte von Iverson inklusive der angesprochenen Aktion gegen Lue brauchte.
Der Weg der Los Angeles Lakers 2001 zum Titel
Runde | Gegner | Ergebnis | Resultate |
Erste Runde | Blazers | 3-0 | 106:93, 106:88, 99:86 |
Conference Semifinals | Kings | 4-0 | 108:105, 96:90, 103:81, 119:113 |
Conference Finals | Spurs | 4-0 | 104:90, 88:81, 111:72, 111:82 |
Finals | Sixers | 4-1 | 101:107 (OT), 98:89, 96:91, 100:86, 108:96 |
Die folgenden vier Spiele waren dann aber wieder eine Einbahnstraße, in der Shaq mit Dikembe Mutombo den vielleicht besten Defensiv-Spieler der Liga wie einen kleinen Schuljungen wirken ließ. In den fünf Spielen legte der Diesel im Schnitt 33,0 Punkte, 15,8 Rebounds sowie 3,4 Blocks auf und wurde folgerichtig erneut zum Finals-MVP gekürt.
Lakers 2001: Das vielleicht beste Team aller Zeiten
Es war die ultimative Demonstration der Stärke, eine Dominanz, die in dieser Form noch nie dagewesen war. Erst die Golden State Warriors konnten in den letzten beiden Jahren ähnliche Runs hinlegen. Das Team von Steve Kerr musste sich dabei immer wieder dem Vorwurf der Langeweile gefallen lassen: Die Liga würde durch dieses Superteam ruiniert werden.
Ähnliche Vorwürfe gab es auch damals zur Lakers-Dominanz, allerdings in abgeschwächter Form. Der Grund ist simpel: Während die Warriors zumeist als homogene Einheit daherkamen, waren die ShaKobe-Teams ein Zirkus, eine tickende Zeitbombe, die jederzeit explodieren konnte. Bekanntlich geschah dies dann auch endgültig im Jahr 2004, als O'Neal zu den Miami Heat getradet wurde.
Die Saison 2001 ist das Vermächtnis dieser Ära: Eine nicht zu zähmende Bestie, welche für immer zu den besten Teams aller Zeiten gezählt werden muss. Aufgrund der unterschiedlichen und schwierigen Charaktere war es aber eben auch nur ein Projekt auf Zeit. Noch ein Titel und eine Finalteilnahme sprangen letztlich heraus, eigentlich zu wenig, wenn man bedenkt, dass die vielleicht zwei besten Spieler dieser Zeit in einem Team spielten.
Entsprechend beschränkt sich der Titel 2001 nicht auf einen einzelnen Moment (wie zum Beispiel 2000 in den Conference Finals), sondern auf den Zeitraum dieser magischen zwei Monate. Zu selten waren die Spiele eng aufgrund der offensichtlichen Überlegenheit.
Es ist bezeichnend, dass stattdessen vor allem die Heldentaten von The Answer in Spiel 1 hängenblieben. Mit einem limitierten Cast war er es, der Goliath im Alleingang die einzige Pleite zufügen konnte, auch wenn es nur ein kleiner Hieb und kein Wirkungstreffer war. Es ist aber auch die Anerkennung für diese Lakers-Truppe, die ansonsten unbezwingbar war und für alle Ewigkeit ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher haben wird.