Philadelphia 76ers vs. Miami Heat: Die Ausgangslage
Die Philadelphia 76ers sind derzeit wohl das heißeste Team der Liga. Mit 16 Siegen halten die Sixers nicht nur die aktuell längste Siegesserie, sondern stellten gleichzeitig auch einen NBA-Rekord auf: Noch nie gelang es einem Team, die letzten 16 Saisonspiele zu gewinnen. Verschweigen darf man jedoch auch nicht, dass unter diesen 16 Teams nur drei Playoff Contender waren - die restlichen 13 brachten daher nicht unbedingt den größten Siegeswillen mit.
Nach einer holprigen ersten Saisonhälfte, in der sich das junge Team augenscheinlich noch finden musste, hatten spätestens seit Jahresbeginn die Zahnräder in Philadelphia ineinander gefunden. 34 Siege und lediglich 11 Niederlagen seitdem stehen zu Buche. Hinzu kommen die drittbeste Defensive der Liga und das viertbeste Net-Rating der NBA.
Auch das ewige Verletztenlazarett der Sixers hat sich endlich gelichtet. Markelle Fultz hat seine mysteriöse Schulterverletzung auskuriert und zeigte mit einem Triple-Double im letzten Saisonspiel, warum er der First Overall Pick des letzten Jahres war. Lediglich bei Joel Embiid ist fraglich, ob der Center nach seiner Gesichtsverletzung rechtzeitig zum ersten Playoff-Spiel fit wird.
Ein komplett unterschiedliches Team sind die Miami Heat. Anders als "The Process" setzen sie weniger auf individuelle Klasse, sondern entwickeln ihre Stärke durch Geschlossenheit und Kampfgeist auf dem Court. Das Resultat sind neun (!) Spieler, die über die Saison gesehen im Schnitt zweistellig Punkten.
Die ganze Saison über spielten die Heat konstant im oberen Tabellendrittel mit, ohne jedoch jemals wirklich ganz oben anklopfen zu können - aber auch, ohne wirklich Gefahr zu laufen, aus den Playoff-Plätze rauszurutschen. Vor allem in der heimischen American Airlines Arena ist das Team aus Florida schwer zu knacken (26-15 Record), auswärts dafür oft schwach (18-23). Bezeichnend dafür ist, dass die vier bisherige Spiele gegen die Sixers alle vom jeweiligen Heimteam gewonnen wurden.
Mit Coach Erik Spoelstra haben die Heat zudem unumstritten einen der besten Coaches der NBA an ihrer Seite, der, genau wie das gesamte Roster, eine Menge Playoff-Erfahrung mitbringt. Als Sahnehäubchen kam dann Anfang des Jahres auch noch "der verlorene Sohn" D-Wade an den South Beach. Trotz seiner mittlerweile 36 Lenzen kann der zukünftige Hall-of-Famer in wichtigen Momenten immer noch der X-Faktor sein.
Philadelphia vs. Miami: Die Ergebnisse der Regular Season
Datum | Heimteam | Auswärtsteam | Ergebnis |
08.03.2018 | Heat | Sixers | 108 - 99 |
27.02.2018 | Heat | Sixers | 102 - 101 |
14.02.2018 | Sixers | Heat | 104 - 102 |
02.02.2018 | Sixers | Heat | 103 - 97 |
So gewinnen die Sixers die Serie:
Philly muss die Euphorie und das vielzitierte Momentum aus der Regular Season mitnehmen. Das Team ist jung und nahezu kein Spieler im Roster war jemals in den Playoffs, geschweige denn Coach Brett Brown. Sie Sixers dürfen sich nicht von dem erhöhten medialen Druck beeinflussen lassen und müssen einfach ihren Stiefel weiterspielen.
Und: Mismatches ausnutzen. Mit Ben Simmons haben die Sixers einen 6'10 großen Point Guard, der als Favorit auf den RotY-Award gilt und währen der Saison oft gezeigt hat, dass er für die durchschnittlichen Guards der Liga nicht zu verteidigen ist. Demnach müssen die Heat einen ihrer Frontcourt-Defender (z.B. James Johnson) auf den Australier ansetzen, der Simmons aber auch in Sachen Schnelligkeit und Beweglichkeit deutlich unterlegen ist. Selbiges mit Joel Embiid: Der Center hat oft genug in der Saison gezeigt, dass er in Bestform nahezu unguardable ist. Wenn dann auch noch sein Dreier fällt, ist es für das gegnerische Team eigentlich aussichtslos.
Damit kommen wir auch zum Keyfaktor: Joel Embiid. So komisch das klingt, aber auf gewisse Weise hat Philly sogar von dem kurzzeitigen Ausfall ihres Star-Centers profitiert. Über die letzten neun Saisonspiele hinweg (ohne Embiid) hatten die Sixers die höchste Pace der gesamten NBA und reduzierten auch ihre Turnover-Zahl enorm. Sie mussten gezwungenermaßen Wege finden, ohne ihren dominanten Center zu gewinnen und taten das auch. In Person von Simmons, Redick, Saric und Fultz übernahmen regelmäßig verschiedenen Spieler Verantwortungen.
Jedoch wäre es vermessen, Embiid den Impact auf das Team abzusprechen. Der Center ist ohne Frage das (defensive) Herzstück der Sixers und bei hundertprozentiger Gesundheit klar die erste Scoring-Option in den Offensive. Er ist das selbsternannte Gesicht des Process und lebt dies auf und abseits des Courts voll aus. Seine Fähigkeiten im Halbfeld und unterm Korb sind unverzichtbar, vor allem in den entscheidenden Momenten. Der einzige Stolperstein ist aber wie immer die Gesundheit des Kameruner.
Der Kader der Philadelphia 76ers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Ben Simmons | J.J. Reddick | Robert Covington | Dario Saric | Amir Johnson |
Markelle Fultz | T.J. McConnell | Marco Belinelli | Ersan Ilyasova | Richaun Holmes |
Jerryd Bayless | Timothe Luwawu-Cabarrot | Justin Anderson | Joel Embiid |
So gewinnen die Heat die Serie
Die größte Stärke der Heat ist fraglos ihre enorme Tiefe. In den Playoffs schrumpfen bekanntlich bei den meisten Teams die Rotationen. Bei Miami muss das nicht der Fall sein. Spoelstra verfügt über einen erfahrenen Kader von zehn bis zwölf Spielern, von denen die meisten auch mal 35 Minuten auf dem Court stehen können. Das bietet den Heat eine enorme Variabilität und Anpassungsfähigkeit in den Matchups.
Sie müssen Simmons und Embiid in den Griff bekommen. Dank ihrer Tiefe haben die Heat zwar die Möglichkeit, immer wieder verschiedene Verteidiger auf die beiden zu werfen, jedoch müssen diese Matchups auch effektiv sein. Wie schon angesprochen, könnte Johnson großteils die Rolle als Simmons-Verteidiger übernehmen, fraglich ist jedoch, wer dann Embiid covert. Whiteside hat Embiid in dieser Saison schon mal das Leben schwergemacht, ist innerhalb der Organisation aber etwas in Ungnade gefallen. Falls Embiid jedoch fit ist und spielt, muss Whiteside seine Minuten bekommen und auch dementsprechend abliefern.
Und: Das perfekte Line-Up für die Crunchtime finden. Spoelstra experimentierte während der Saison viel mit seinen Aufstellungen im letzten Viertel herum, ohne bisher wirklich die perfekte Lösung gefunden zu haben. Sollte Veteran D-Wade in der Crunchtime spielen? Oder sollte er seinem besten Spieler Dragic die Zügel in die Hand geben? Setzt er eher auf Shooting mit Ellington oder auf Defense mit Richardson? Ohne wirklichen Superstar liegt es in diesen Situationen an Spoe, seine gesamte Finesse auszuspielen, um sein Team zum Sieg zu Coachen.
Der Kader der Miami Heat
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Goran Dragic | Tyler Johnson | Josh Richardson | Kelly Olynyk | Hassan Whiteside |
Derrick Walton Jr. | Dwyane Wade | Justise Winslow | James Johnson | Bam Adebayo |
Wayne Ellington | Jordan Mickey | Luke Babbit |
Sixers vs. Heat: Wer gewinnt die Serie?
Die Serie verspricht eines der interessantesten Matchups der ersten Runde zu werden. Die Heat sind ein defensiv starkes Team, das ekelig zu spielen ist. Gleiches gilt jedoch auch für die Sixers, die wiederum offensiv deutlich variabler und optionsreicher sind. Ähnlich wie die bisherigen Spiele in der Saison, wird auch diese Serie eine ganz enge Kiste werden. Spolestra wird sich darauf verstehen, sein Team optimal zu coachen, jedoch wird am Ende die individuelle Klasse der Sixers den Unterschied ausmachen. Vor allem, wenn Masken-Embiid zurückkehrt und den Heat 40 Punkte einschenkt. Prognose: Sixers in 6.