Die Enttäuschung der bisherigen Saison ist ...
Manuel Baraniak: Durch die vielen Verletzungen ist das in dieser Saison gar nicht so leicht zu beantworten. Aber ich bin bisher auf jeden Fall von den Hornets enttäuscht worden. Auch sie hatten mit Batum und Zeller ja ihre Ausfälle, aber ihre Bilanz von 11-21 erklärt das eigentlich nicht. Ich hatte sie vor der Saison definitiv in die Playoffs getippt, aber gerade dann, wenn Kemba Walker nicht spielt, ist Charlotte wirklich schwer anzuschauen, gerade offensiv.
Ole Frerks: Man muss sich ja irgendwie auch fragen, ob das bei einem Team mit Dwight Howard überhaupt anders möglich ist. Ich bin schon die ganze Saison darüber amüsiert, wenn Leute von seiner (fünfzehnten) "Renaissance" sprechen - natürlich sind Dwights Counting Stats gut, aber wenn man sich die Hornets anschaut, sieht man auch, dass diese nur die halbe Wahrheit erzählen. Howard postet häufiger auf als Kristaps Porzingis und verliert dabei ständig den Ball. Auch wenn er im Post-Up punktet, wird dafür der Spielfluss geopfert, weil er für seine Aktionen ewig braucht. Howard ist offensiv nur dann eine effektive Waffe, wenn er hart zum Korb abrollt und dunkt. Leider reicht ihm das nicht, aber das wissen wir ja bereits seit einigen Jahren. Deswegen überrascht es mich auch nicht großartig, dass Charlotte mit ihm keinen tollen Basketball spielt.
Manuel Baraniak: Etwas schöner wäre es vermutlich, wenn wie im letzten Jahr Zeller den Facilitator als Big Man geben würde. Dann hätte sich der Howard-Trade natürlich wiederum überhaupt nicht gelohnt. Wir dürfen bei den Hornets aber auch nicht vergessen, dass ihre Situation durch den krankheitsbedingten Ausfall von Coach Steve Clifford sicher nicht leichter geworden ist.
Ole Frerks: Obwohl sie tabellarisch gut dastehen und er wie üblich gute Zahlen auflegt, bin ich von Karl-Anthony Towns und auch von den Timberwolves enttäuscht. Es ist mir einfach unerklärlich, wie ein so talentierter Spieler, der ein Jahr von Kevin Garnett und jetzt zwei Jahre von Tom Thibodeau gelernt hat, so wenig Interesse an Defense zeigen kann. Zumal es ja Spiele gibt, in denen er auf einmal Guards am Flügel kaltstellt und den Ring beschützt - wahrscheinlich immer dann, wenn er am Vortag ein paar Blogposts gelesen hat, die seine Defense kritisieren. Er hat die Fähigkeiten, das macht es noch frustrierender! Towns will als einer der besten Spieler der Liga wahrgenommen werden, aber irgendwann muss er dafür auch realisieren, dass Defense dafür auch eine Rolle spielt. Dass da in Jahr drei nahezu überhaupt keine Entwicklung zu sehen ist, finde ich alarmierend. Und dass die Wolves mit dem Personal auf Platz 25 beim Defensiv-Rating liegen, ist eigentlich auch ein ziemlicher Witz.
Alex Schlüter: Für mich ist auch Gordon Hayward eine Enttäuschung. Und damit meine ich natürlich nicht seine Leistung, sondern die bittere Tatsache, dass er sich direkt im ersten Saisonspiel so heftig verletzt, dass die Saison für ihn vorbei ist. Das ist für ihn selber unglaublich enttäuschend, natürlich auch für das Team und für mich, weil ich vor der Saison große Hoffnung hatte, dass die Eastern Conference ein fantastisches Finale zwischen Boston und Cleveland erleben wird. Endlich mal wieder ein Duell auf Augenhöhe, zwischen zwei Teams, die unterschiedliche Spielanlagen haben und sich auf dem Weg in die Finals alles abverlangt hätten. Jetzt spreche ich von all dem nur noch im Konjunktiv, weil ich trotz des tollen Starts von Boston einfach nicht daran glaube, dass sie Cleveland mit diesem Team ohne Hayward als zweiter Scoringoption über sieben Spiele wirklich schlagen können. Und bevor ich das vergesse: Für Hayward selber tut es mir auch unglaublich leid. Hoffen wir einfach, dass er wieder fit wird und auf demselben Level spielen kann wie vor der Horrorverletzung. Dann werden wir an ihm und den Celtics sicher noch viel Spaß haben.
Thorben Rybarczik: Immerhin hat Hayward zuletzt ein Comeback noch in dieser Saison nicht ausgeschlossen, seine Reha läuft ja offenbar exzellent. Trotzdem hast du recht - so ein tragischer Ausfall gleich zur Opening Night ist aus allen Perspektiven deprimierend und selbst wenn er zurückkommt, würde es mehrere Wochen dauern, bis er annähernd in seiner ursprünglichen Verfassung ist. Und die Zeit hätte er ja nicht. Darüber hinaus hatte ich mir eine schönere Saison von den Mavericks erhofft, auch, wenn ich im Nachhinein gar nicht weiß, warum eigentlich. Verletzungspech ist das eine, aber die Art und Weise, wie das Team regelmäßig Siege in der Crunchtime wegwirft, ist schon verblüffend. So verpuffen viele gute Leistungen von Dirk, was schade ist. Teilweise hat man schon das Gefühl, dass sie Spiele absichtlich herschenken - aber verratet das bloß nicht Mark Cuban.