Pelicans: Ex-Bamberger Miller ein wichtiger Baustein
"Wir haben gegen große Teams immer gut ausgesehen", erklärte Gentry seine Maßnahme. "Er muss einfach nur solide verteidigen, dann ist auch die Defense unseres Teams gut." Dafür kann sich der Coach auf der anderen Seite auf seinen neuen Dreier verlassen. 39,5 Prozent von Downtown ist der Bestwert aller Starter - mit Abstand. "E'Twaun kann scoren und die richtigen Plays machen", lobte deswegen auch Davis. "Es ist gut, wenn er mit den Startern spielt. Er ist eine Gefahr an beiden Enden des Feldes."
Der eigentliche Starter auf der Drei, Solomon Hill, wird mit einem Muskelbündelriss noch bis mindestens Februar fehlen. Er ist allerdings auch nicht die langfristige Lösung. Zwar zeigte er in der vergangenen Saison einige gute Ansätze, doch knapp 35 Prozent von der Dreierlinie qualifizieren auch ihn nicht als guten 3-and-D-Spieler, nach dem sich die Franchise aus dem Big Easy sehnt.
Die Kriterien dafür erfüllt bisher Darius Miller am besten. Der ehemalige Bamberger versenkte bisher knapp 50 Prozent seiner Triples bei vier Versuchen pro Spiel. Coach Gentry setzt Miller aber lieber als Stretch Vierer von der Bank kommend ein. "Er macht bisher einen guten Job und nutzt die Screens, die ihm offene Würfe bringen. Dafür haben wir ihn wieder zurückgeholt."
Wie passt Rajon Rondo in die Formation?
Einer, der ihn zuletzt vermehrt einsetzte, war Rondo, der nun seit Mitte November in die Starting Five der Pelicans integriert wurde. "Ich muss nicht mehr so oft als Spielmacher agieren wie noch zu Beginn der Saison", sagte Cousins zuletzt. "Einen Floor General wie ihn haben wir vermisst. Wenn er bei 100 Prozent ist, sind wir ein komplett anderes Team." Das ist absolut korrekt, wenn auch nicht im positiven Sinne.
Natürlich fehlt es dem Guard noch an Spielpraxis, nachdem er wegen seiner Hüftverletzung den Großteil der Vorbereitung verpasste und erst in den vergangenen zehn Spielen eingreifen konnte. Der ehemalige Celtics-Spieler gehört weiterhin zu den intelligentesten Spielern der Liga - doch seine Schwächen sind ebenfalls eklatant, was sich offensichtlich im Netrating zeigt. Mit Rondo kassieren die Pels auf 100 Ballbesitze 4,5 Punkte mehr als sie erzielen. Seine Defense ist schon seit Jahren nicht mehr elitär.
Ebenso macht seine Präsenz vor allem das bisher ordentliche Spacing kaputt. Die Gegenspieler verteidigen Rondo gar nicht mehr an der Dreierlinie. Aus gutem Grund. In dieser Saison hat Rondo 37 Sprungwürfe genommen, nur neun davon versenkte er (24,3 Prozent). Das erzeugt auch für seine Mitspieler Probleme. Gerade Cousins und Davis werden nun häufiger gedoppelt, wenn sie den Spalding im Post erhalten.
New Orleans: Holiday blüht mit Rondo auf
Die Twin Towers sind somit gezwungen, schnelle Entscheidungen zu treffen. Hier muss man Rondo aber zugute halten, dass er weiterhin wie kaum ein anderer Spieler seinen Mitspielern den Ball dort serviert, wo sie effektiv sein können. Auch die Chemie mit Boogie und AD ist schon recht ansehnlich. Vor allem seine Lobs finden regelmäßig die Hände der Bigs: In knapp 24 Minuten legt die Nummer neun nun schon 7,3 Assists pro Spiel auf.
Von der Anwesenheit des Spielmachers profitiert auch Jrue Holiday. Der Guard wird nun häufiger abseits des Balles eingesetzt, was dem 131-Millionen-Dollar-Mann sichtlich gut tut. Sein Wurf bleibt zwar weiter streaky (nur 27,8 Prozent von draußen), aber Auftritte wie in den beiden Spiele gegen die Warriors (zweimal über 30 Punkte) machen Hoffnung. Seine Wurfquoten sollten in den nächsten Wochen ansteigen, da er seine Würfe nun mehr im Rhythmus nimmt und auf Pull Ups verzichtet, die so gar nicht zu seinen Stärken zählen.
Pelicans: Cousins wird im Sommer Free Agent
Dennoch: Wenn Holiday seinen Touch findet, entlastet dies die beiden Bigs enorm. Die Last auf ihren Schultern ist so oder so extrem hoch. Mit zwei solchen Stars, die sie zweifellos sind, sind die Playoffs Pflicht. Doch wie bereits angesprochen, sind die Pels ein Team, in dem regelmäßig (mindestens) ein Leistungsträger fehlt. Rondo, Holiday und Davis verpassten in der Vergangenheit zahlreiche Spiele, Boogie ist auf dem Feld eine wandelnde Zeitbombe, bei aller Qualität, die er zweifellos besitzt. Außerdem ist seine Zukunft unklar.
Für den Hinterkopf: Cousins wird im Sommer Free Agent. Ein klares Bekenntnis hat der Center noch nicht geliefert. Selbst ohne Boogie sind für das kommende Jahr 94 (!) Millionen Dollar verplant. Ob Cousins bleibt, wird auch davon abhängen, wie das Team auftritt. Die Besitzer werden sicher nicht für Mittelmaß die Luxussteuer zahlen - etwas, was sie ohnehin noch nie getan haben.
Momentan reicht es mit einer Bilanz von 12-12 gerade so für einen Playoff-Platz im Westen, eigentlich zu wenig für die Ansprüche im Big Easy. Und so bleibt das durchaus spannende Experiment am Mississippi eine echte Zitterpartie für mindestens weitere 60 Spiele.