Die Transaktionen der Denver Nuggets
Schon in der Draft-Nacht waren die Nuggets aktiv und fädelten einen Deal ein, der den eigenen 13. Pick - Donovan Mitchell - zu den Utah Jazz spülte. Der Gegenwert: Big Man Trey Lyles sowie der 24. Pick. Letzterer wurde zu Tyler Lydon (Power Forward), dessen Rookie-Vertrag für vier Jahre schon unterzeichnet ist. Seine Auftritte in der Summer League waren dürftig.
Der Draft war aber ohnehin nicht das, worauf der Fokus lag. Denn: Die Free Agency beziehungsweise ein möglicher Trade hatten eine höhere Priorität. Und tatsächlich gelang dem Front Office ein Coup: Der mehrfache All-Star und begehrte Free Agent Paul Millsap unterschrieb einen Vertrag über drei Jahre und 90 Millionen Dollar in Denver.
Durch diesen Deal war kein Platz mehr für Danilo Gallinari. Der Nuggets-Topscorer aus der vergangenen Saison, der ebenfalls Free Agent war, wurde per Sign-and-Trade zu den Clippers geschickt. Als Gegenwert diente lediglich ein 2019er Zweitrundenpick der Hawks, die ebenfalls in den Trade involviert waren.
Die Zukunft der in der zweiten Runde gedrafteten Vlatko Cancar und Monte Morris ist noch offen.
Die Strategie der Denver Nuggets
Das junge, aufstrebende Team hatte die Playoffs in der vergangenen Saison nur knapp verpasst. Mit gezielten Verstärkungen sollte in diesem Sommer nun der nächste Schritt gemacht werden - am besten durch die Verpflichtung eines erfahrenen Stars, der den jungen Spielern wie Nikola Jokic oder Jamal Murray zeigt, wo es langgeht.
Nachdem Hochkaräter wie Paul George (und damit Kevin Love, der via Drei-Team-Trade nach Denver gekommen wäre), Jimmy Butler oder Blake Griffin früh vergeben waren, richtete sich das Hauptaugenmerk auf Millsap, der unbedingt aus Atlanta weg wollte. Der Allrounder - inzwischen 32 Jahre alt - unterschrieb zwar für üppige 30 Millionen Dollar pro Jahr, dies jedoch nur bis 2020. Zuvor waren viele davon ausgegangen, dass Millsap einen Maximal-Vertrag über vier oder gar fünf Jahre anstrebt.
Nach dem aus Nuggets-Sicht unspektakulären Draft war das Sommer-Ziel nach diesem Deal praktisch schon erreicht. Dass Gallinari nicht gehalten wurde, überraschte durch Millsaps Ankunft nicht. Durch seinen Abgang sieht es derzeit so aus, als würde Wilson Chandler den freigewordenen Platz in der Starting Five einnehmen.
Ebenfalls wichtig: Millsap nimmt keinem der aufstrebenden Talente Spielzeit weg, da diese entweder Center sind (Jokic) oder sich im Backcourt tummeln (Harris, Barton, Murray, Mudiay). Mögliche Vertragsverlängerungen der Genannten liegen - mit Ausnahme von Barton - in den Händen der Franchise und haben neben dem Erreichen der Playoffs die höchste Priorität. Planungssicherheit ist genauso vorhanden wie ab 2018 der nötige Cap Space.
Die Schwachstellen der Denver Nuggets
Den Nuggets fehlt ein elitärer Point Guard. Jameer Nelson erlebte nach seiner Beförderung in die Starting Five seinen zweiten Frühling, wird dies aber kaum wiederholen. Der Mann ist 35 und traditionell von Verletzungen geplagt. In die Entwicklung von Emmanuel Mudiay setzt man offenbar nicht allzu viel Hoffnung - verständlicherweise, da sein Distanzwurf nach wie vor katastrophal ist (31 Prozent 3FG) und seine Turnoveranfälligkeit hoch.
In einer NBA, die in heutigen Zeiten von dominanten Point Guards und dem Pick-and-Roll geprägt ist, dürfte das Fehlen eines hochkarätigen Ballhandlers besonders im noch stärker gewordenen Westen schwer zu kompensieren sein. Auch, wenn sich jede Menge Playmaking-Skills im Frontcourt befinden. Vielleicht kann sich Murray zu einer langfristigen Lösung mausern.
Eine Stärke der Vorsaison, nämlich die Produktion von der Bank, muss Einschnitte verkraften. Die 15,7 Punkte von Chandler werden fehlen, sodass Harris und Barton mehr Verantwortung innerhalb der Second Unit übernehmen müssen. Ob sie dazu konstant in der Lage sind - gerade im Hinblick auf die Playoffs - ist fraglich.
Die eklatanten Defensiv-Schwächen (zuletzt: Rang 29) sollten durch Millsap besser als letzte Saison aufgefangen werden - allerdings nur im Frontcourt.
Der Hoffnungsträger der Denver Nuggets
Nikola Jokic gehört zur goldenen Big-Men-Generation der künftigen NBA. Das Skillset des Serben ist einzigartig und (offensiv) nahezu ohne Schwächen. Er besticht durch Finesse im Post, sein Touch reicht bis hinter die Dreierlinie, hinzu kommen für einen Center ungewöhnliche Fähigkeiten im Dribbling und im Passspiel.
Mit seinen erst 22 Jahren besitzt der Serbe trotzdem noch viel Luft nach oben. Gut möglich, dass er schon bald eine 20/10-Saison auflegt und dies mit 5 Assists garnieren wird. Seine Entwicklung hat höchste Priorität - entsprechend angepasst wird auch die Rolle von Millsap sein.
Coach Mike Malone wird dafür sorgen, dass Jokic genügend Touches erhält - ob im Post oder an der Birne als Playmaker. Ein Problem sollte dies für den Neuankömmling aber nicht darstellen. Erstens ist Egoismus für ihn immer ein Fremdwort gewesen und zweitens funktioniert er auch abseits des Balles gut. Besonders diese Tatsache ist ein Upgrade gegenüber Kenneth Faried, der vergangene Saison häufig neben Jokic startete, aber nur in Brettnähe effizient ist.
Unter dem Strich haben die Nuggets ein Big-Man-Duo, das sich offensiv wie defensiv hervorragend ergänzt und dessen vielseitige Kombination aus Fähigkeiten einzigartig ist. Höchstens die Pelicans um Anthony Davis und DeMarcus Cousins halten diesbezüglich mit.
Das Fazit
Das Ziel der Nuggets war es, dem jungen Team einen erfahrenen Star an die Seite zu stellen, um nächstes Jahr erstmals seit 2013 die Playoffs zu erreichen. Durch die Verpflichtung von Millsap haben sie das Ziel auf dem Papier erreicht. Eine Garantie für die Postseason ist das in diesem Westen natürlich trotzdem nicht.
Denn auch wenn der Verlust von Gallinari kalkuliert war - er war nun einmal der Topscorer der Mannschaft und enorm beliebt. Das gilt es zu kompensieren, was aufgrund der vorhandenen Fragezeichen nicht einfach ist. Auch der Deal in der Draft-Nacht sorgt aufgrund des anscheinend massig vorhandenen Potentials von Donovan Mitchell für Abzüge in der B-Note.
Die Note: 2-