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Der Blick in den Abgrund

Russell Westbrook und Stephen Curry stehen vor einem Do-or-Die-Spiel
© getty

Win or go home! Passend zur explosiven Serie zwischen den Golden State Warriors und den Oklahoma City Thunder muss Game 7 (ab 3 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) über den Finals-Gegner der Cleveland Cavaliers entscheiden. Aber wer gewinnt? Die SPOX-Redakteure Marc-Oliver Robbers und Martin Klotz vertreten unterschiedliche Meinungen - und liefern unterschiedliche Argumente.

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Darum gewinnen die Warriors

Marc-Oliver Robbers

Es ist bemerkenswert, dass wir an dieser Stelle überhaupt darüber reden müssen, ob die Warriors die Finals erreichen werden. Zu dominant war ihre Regular Season, zu überirdisch die Form von Stephen Curry.

Doch genau darum lieben wir Basketball, lieben wir Sport im Allgemeinen. Die Favoritenrolle kann noch so klar sein, eine Garantie für Erfolg gibt es einfach nicht. Die Thunder, die wahrlich keine schlechte Regular Season gespielt haben, aber eben längst nicht die Dominanz der Spurs und der Warriors versprühten, haben rechtzeitig zu den Playoffs den Schalter umgelegt.

Das bekam erst San Antonio zu spüren und dann eben der Meister aus Golden State. Die Dubs waren im Grunde schon am Abgrund. 1-3 Rückstand in der Serie, 13 Punkte Rückstand in Spiel 6. Doch Golden State zog den Kopf aus der Schlinge - dank einer heroischen Performance von Klay Thompson und einer taktisch klugen Anpassung von Head Coach Steve Kerr.

Jetzt also Spiel 7. "Win or go home", nennen das die Amerikaner. Und die Warriors haben wieder die Favoritenrolle inne, das Momentum auf ihrer Seite. Dieses Momentum ist für mich der Grund, warum Golden State es letztlich schaffen wird.

Sie brauchten lange, um sich auf die Thunder einzustellen. Curry machten seine Knie- und Ellbogenverletzung zu schaffen, Draymond Green wurde seinen Stärken beraubt und die Defense hatte große Probleme mit OKCs 1-2-Superstar-Punch Kevin Durant und Russell Westbrook. Alles vergessen. Es zählt nur noch dieses eine Spiel.

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Curry hat seinen Groove wiedergefunden, Thompson befindet sich in Galaform und auch Green ist wieder der Alte. Dazu mutiert wie in den letzten Finals Andre Iguodala zum X-Faktor. Seine Defense in Spiel 6 gegen Durant war episch und nicht minder wichtig als Thompsons Dreierregen. Kerr scheint mit Iggy gerade noch rechtzeitig das Gegenmittel gegen Durants Dominanz gefunden zu haben.

Die Stimmung ist wieder positiv und vielleicht brauchte Golden State diesen Widerstand, um endgültig den richtigen Fokus zu bekommen, in einer Saison, in der alles von der Rekordjagd um die beste Bilanz und von Currys Wundertaten überstrahlt wurde. Dies entfachte einen unmenschlichen Druck, ein Gefühl des Siegenmüssens, damit diese Rekorde und Errungenschaften nicht nur zu einer Randnotiz der Saison verkommen. Denn seien wir mal ehrlich, ohne Titel ist die 73-9-Saison nichts wert.

Die Warriors haben bewiesen, dass sie diesen Druck schultern können, nachdem ihnen die Saison zuvor vielleicht zu leicht fiel. Diese trügerische Leichtigkeit scheint nun überwunden. Mit dieser Erkenntnis und einer wahnsinnigen Atmosphäre in der heimischen Oracle Arena werden die Warriors die Neuauflage der 2015er Finals perfekt machen.

Darum gewinnen die Thunder

Martin Klotz

3-3. Ein Serienstand, der OKC nicht gerade in die Karten spielt, nachdem die Thunder nach zwei Blowouts in eigener Halle bereits mit 3-1 in Front und mit Träumen von den Finals im Bett lagen. Das berühmt berüchtigte Momentum ist auf den ersten Blick auf Seiten der Dubs - aber nur auf den ersten.

Schaut man auf die Historie, spielt die Niederlage in Game 6 überhaupt keine Rolle. Von den 24 Teams, die auswärts ein Game 7 gewinnen konnten, haben 12 zuvor in heimischer Halle verloren. Statistische Relevanz hat der Schwung des Comebacks also nicht, wenn überhaupt psychologische.

Abseits von nackten Zahlen können die Thunder trotz der Pleite deutlich mehr Positives aus dem Spiel mitnehmen. Das Comeback der Warriors fand mit Verzweiflungs-Dreiern von Thompson seinen Anfang. Denn egal, was die Dubs versuchten, OKC hatte immer die bessere Antwort. Und zwar über 46 Minuten.

Auch die Tatsache, dass Durant komplett unter seinen Möglichkeiten blieb (10/31 FG), und die Thunder dennoch eine große Siegchance hatten, spricht für das Team von Billy Donovan. Gerade in den letzten Minuten hat KD eine wirklich unterirdische Leistung abgeliefert. Er kann im siebten Spiel also mehr als eine Schippe drauflegen.

Im Laufe der Playoffs haben sich zudem einige Spieler aus dem zweiten Glied positiv hervorgetan: Andre Roberson, der seine wenigen Möglichkeiten in der Offensive effizient nutzt und defensiv der wichtigste Spieler der Thunder ist. Steven Adams, der mit seinem Kampfgeist etliche Offensivrebounds sichert und seinen Stars somit eine zweite Chance nach der anderen verschafft. Aber auch Dion Waiters, der seinen Kopf gefunden zu haben scheint und mit klugen Plays sowie starker Post-Defense auf sich aufmerksam macht.

Eine deutliche Entwicklung bei den Thunder ist aber auch in der Defensive zu sehen. Das Pick-and-Roll wurde deutlich besser verteidigt, Westbrook fand selten eine Lücke, um zum Korb zu ziehen. Dazu vermied OKC gefährliche Switches und war stattdessen fast immer durch Help-and-Recover in der Lage, die Wunsch-Matchups aufrechtzuerhalten. Dadurch entstanden selten Situationen, in denen es Adams beispielsweise mit Curry aufnehmen musste.

Donovan muss Mut zeigen. Er kann nicht nur auf die Moves von Steve Kerr reagieren - und der Rookie-Coach lässt eine Entwicklung erkennen. Der erste Schritt dahin war, auf die Taktik Hack-a-Bogut bzw. Hack-a-Ezeli zu setzen. Damit zwang er sein Gegenüber, die Center vom Feld zu nehmen. Das ist der Schlüssel.

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Bis auf die Crunchtime von Game 6 hatte OKC das Lineup of Death der Warriors in der Serie gut im Griff. Denn im Größenvorteil liegt die neben der Starpower wertvollste Stärke der Thunder. Diese müssen sie sich trauen, mehr ausspielen. Auftritt Enes Kanter. Der Türke hat gegen jeden Big Man außer Bogut ein Mismatch und kann das in und um die Zone ausspielen.

Curry und Co. haben ihr einziges Game 7 gegen die Clippers vor zwei Jahren verloren, Durant und Westbrook konnten dagegen beide Do-or-Die-Spiele gewinnen. Sowohl 2011 als auch 2014 waren die Memphis Grizzlies dabei der Gegner.

OKC bestand vor drei Wochen auch die Feuerprobe im wichtigen Spiel 5 in der nahezu unbezwingbaren Festung von San Antonio. Und auch da sprach auf den ersten Blick vieles für die Spurs. Doch wie gegen das zweitbeste Team der Regular Season haben die Thunder auch gegen das beste Team einige Trümpfe in der Hand. Die Oracle Arena wird ganz still sein, wenn KD und RW0 den Court als Sieger verlassen.

Der Spielplan im Überblick

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