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NBA-Legenden-Serie: Golden State Warriors-Pionier Rick Barry - Der gehasste Held

Rick Barry (r.) war einer der besten aber auch umstrittensten Spieler der 70er
© getty
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Das Unheil nahm kurz nach der Sophomore-Saison des Warriors seinen Lauf. Barry war auf dem Weg, Wilt Chamberlain als Superstar der Liga abzulösen. Er hätte das Gesicht der NBA werden können. Weil die Warriors ihm aber nach eigener Ansicht zu wenig Geld für eine Vertragsverlängerung boten und sein Schwiegervater Bruce Hale gerade die Oakland Oats in der ABA übernommen hatte, entschloss sich "The Miami Greyhound" zu einem sofortigen Wechsel in die Konkurrenzliga.

Besonders pikant an der Situation war die Tatsache, dass es zu dieser Zeit noch eine Reserve Clause gab. Die besagte, dass jeder Spieler noch ein Jahr nach Vertragsende für sein altes Team weiterspielen musste. Auf jene Reserve Clause beriefen sich die Warriors, weswegen der Small Forward ein Jahr nach seiner unglaublichen Sophomore-Saison eine komplette Spielzeit lang keinen Basketball spielte, damit er in Oakland für etwas mehr Geld unter seinem Schwiegervater in einer zu dieser Zeit belächelten Liga spielen konnte.

Noch einmal: Der kommende Superstar der Liga spielte im besten Alter einfach ein Jahr keinen Basketball wegen Geld und einer besonderen Verbindung zum Schwiegervater. Das unschöne Bild des geldgierigen Profis wurde öffentlich selten so bedient.

Dabei ist es Barry, der seine Reserve Clause aussaß und für eine Abschaffung dieser kämpfte, auch zu verdanken, dass es die heute bekannte Free Agency in dieser Form überhaupt gibt. Zwei Jahre nach Barry kämpfte der Baseballer Curt Flood medienwirksam um dieselbe Sache und hatte Erfolg. Bis heute wird Flood hierfür gefeiert, Barry nicht. Der Grund? Nochmal: Niemand mochte Rick Barry.

Unsensibler Perfektionist

Bei aller Brillanz, die Barry am College und in seinen ersten NBA-Jahren ausstrahlte, fielen auch schnell die negativen Charakterzüge des Small Forwards auf. Der heute 76-Jährige war krankhaft ehrgeizig und absolut perfektionistisch, sowohl gegenüber sich selbst wie aber auch in besonderem Maße gegenüber den eigenen Mitspielern.

"Er ist ein unglaublicher Wettkämpfer, egal ob es um Basketball, Golf, Checkers oder irgendwas anderes geht. Er will einfach nicht verlieren", beschrieb Coach Sharman seinen Schützling. Das sind Charaktereigenschaften, die auch auf Michael Jordan zutreffen. Anders als "The Greatest One" schaffte es Barry aber nur höchst selten, diese zu kanalisieren und positiv zu nutzen.

Er prangerte jede noch so kleine Schiedsrichterentscheidung auf dem Feld lautstark an, er diskutierte und meckerte mit jedem Mitspieler, der nicht exakt das tat, was Barry wollte, er hatte weder Sinn für Humor, noch für eine diplomatische Umgangsweise. Das kam vor allen Dingen bei eigenen Teamkollegen nicht gut an.

Mike Dunleavy Sr., ehemaliger NBA-Coach, sagte einmal über seinen früheren Mitspieler: "Er versteht rein gar nichts von Diplomatie. Wenn man ihn zu den Vereinten Nationen schicken würde, käme er zurück und hätte mit Sicherheit den dritten Weltkrieg angezettelt."

Eklat in den Conference Finals

Obwohl Barry ein starker Assistgeber war und eine beeindruckende Court Vision besaß, galt er seine gesamte Karriere lang als Egoist, der den Spalding viel zu lange in den eigenen Händen hielt.

Das gipfelte in den Eastern Conference Finals 1976. Nach seinem fünfjährigen Abstecher in die ABA war Barry 1972 zu den Golden State Warriors zurückgekehrt und hatte diese 1975 in überragender Manier zur Meisterschaft geführt. Ein Jahr später stand der Champion wieder in den Conference Finals und war gegen die Phoenix Suns hochfavorisiert.

Im siebten Spiel der Serie sprang Phoenix' Ricky Sobers den Warriors-Star an und attackierte ihn. Er schlug einige Male auf Barry ein, ehe ihn seine Mitspieler zurückzogen. In den damaligen Playoffs war das keine besonders ereigniserregende Situation, doch Barry schaute sich die Szene in der Halbzeit noch einmal auf Band an und bemerkte, dass keiner seiner eigenen Mitspieler ihm zur Seite gesprungen war.

Die Folge: Bis kurz vor Schluss weigerte sich der beleidigte Barry, den Ball zu werfen. Noch einmal für alle Ungläubigen: Wann immer der Superstar der Warriors den Spalding bekam, spielte er damit "Heiße Kartoffel". So verlor Golden State auf unglaubliche Weise die letzten Conference Finals der Franchisegeschichte - bis Curry und Co. 40 Jahre später wieder die Liga im Sturm eroberten.

Bester Spieler und doch kein MVP

Lediglich ein Jahr zuvor schien alles zu passen für Barry und seine Teamkollegen. Der Small Forward agierte als Ballhandler und spielte mit 30,6 Punkten, 6,2 Assists und 2,9 Steals im Schnitt seine beste NBA-Saison. An der Seite der aufstrebenden Jungstars Jamaal Wilkes und Gus Williams schien Barry als Anführer aufzublühen. Weniger offene Kritik, weniger Meckerei, mehr Leistung.

Es war exakt die Saison, in der die Warriors durch ein 4-0 in den Finals dank Held Barry gegen favorisierte Bullets ihren für lange Zeit letzten NBA-Titel holten. Bei der MVP-Wahl landete Barry, obwohl er zweifellos der beste Spieler der Saison war, lediglich auf dem fünften Platz. Das Problem für Barry: Damals durften auch noch die Spieler über den besten Spieler der Saison abstimmen.

Rick Barry war ein genialer Basketballer, doch er war selbst sein größter Feind und stand sich oft selbst im Weg. Er war ein Spieler mit vielen Ecken und Kanten. Trotz aller charakterlichen Zweifel bleibt er aber eine der größten Warriors-Legenden aller Zeiten.