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NBA-Legendenserie - John Havlicek: Der vergessene Superstar

John Havlicek gewann mit den Boston Celtics insgesamt acht Meisterschaften
© getty

John Havlicek war Revolutionär, athletischer Freak, Sixth Man und Superstar in einem. Mit den Boston Celtics gewann er acht Titel in zwei komplett unterschiedlichen Epochen, mit seinem Resümee muss er sich vor niemandem verstecken. Dennoch kennen viele heute nur noch genau einen Moment seiner Karriere. 2019 verstarb Havlicek, heute wäre er 80 Jahre alt geworden.

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Dieser Artikel erschien erstmals am 23. September 2014. Alle weiteren Porträts zu den Legenden der NBA findet Ihr in unserem Archiv.

Eastern Division Finals 1965, Game 7, Boston Garden. Die Celtics haben die Philadelphia 76ers zu Gast. Fünf Sekunden sind noch zu spielen, die Kelten haben Einwurf. Bill Russell wirft den Ball gegen ein Seil der Korbanlage, von wo aus er zurück ins Aus fliegt.

Einwurf Philly also. Hal Greer lässt vier Sekunden verstreichen, dann schickt er den Ball auf die Reise. Doch John Havlicek spritzt dazwischen und bringt den Ball unter Kontrolle. Er spielt den Ball weiter zu Sam Jones. Game Over.

Die Finals sind gebucht, Fans stürmen das Parkett, Kommentator Johnny Most verfällt in Schnappatmung, als er seine Worte in den Nachthimmel schreit: "Havlicek stole the ball! It's all over! Johnny Havlicek stole the ball!"

Jeder NBA-Fan kennt diese Sequenz, auch heute noch, mehr als 50 Jahre später. Sie hat überlebt, beispielsweise durch die "Greatest Moments in Playoff History"-Clips, die beim League Pass während Timeouts gezeigt wurden. Der Protagonist dieser Szene ist dagegen weniger präsent im Bewusstsein. Dabei hatte Hondos Karriere so viel mehr zu bieten als diesen einen Moment.

John Havlicek der "beste Athlet aller Zeiten"

Wenn es um die besten Spieler der Liga-Geschichte geht, werden nur selten Akteure aus Havliceks aktiver Zeit genannt. Dafür sind einfach schon zu viele Jahre vergangen. Und wenn doch, sind es vor allem diejenigen, deren außerordentliche Klasse sich in Zahlen ausdrücken lässt, die auch heute noch für sich sprechen.

Das sind beispielsweise Oscar Robertson mit seiner Triple-Double-Saison, Wilt Chamberlain mit seinen 100 Punkten und diversen weiteren Rekorden oder Bill Russell mit seinen elf Ringen. Einer wie Havlicek wird da schon eher übersehen - weil er nicht diese eine Zahl vorzuweisen hat, die ihn bis heute einzigartig macht. Zumindest auf den ersten Blick.

Schaut man dagegen die Übertragung seines letzten Spiels am 9. April 1978 an, ergibt sich ein anderes Bild. Sein Resümee damals: Die meisten Spiele (1.269). Die meisten Playoff-Spiele (172). Der einzige Spieler, der 16 Saisons in Folge mindestens 1.000 Punkte erzielt hat. Die drittmeisten Karriere-Punkte (26.895). Die zweitmeisten Karriere-Minuten (46.407).

1974 schrieb die Sports Illustrated: "Man könnte behaupten, dass er derzeit der wertvollste Spieler überhaupt ist. Oder, dass er der beste Athlet ist, den die NBA je gesehen hat."

Die Karrierestatistiken von John Havlicek

SaisonsSpieleMinutenPunkteReboundsAssistsFG%FT%
16127036,620,86,34,843,981,5

Rick Barry: "Der einzige echte Superstar"

Die Grafik mit Hondos Statistiken ist nicht das einzige, was bei der Übertragung von seinem Abschiedsspiel auffällt. Es sind auch die rund acht Minuten andauernden Standing Ovations für ihn, die den Tip-Off deutlich nach hinten verschieben. Havlicek wurde verehrt - von Fans, Mitspielern und auch Gegnern. Es ist kaum möglich, ein negatives Wort über den achtmaligen Champion zu finden. Lob, Respekt, gar Verehrung findet sich dagegen in Massen.

"Er ist der beste Allrounder, den ich je gesehen habe", adelte ihn Russell. "Havlicek ist der einzige echte Superstar", sagte Rick Barry. Lakers-Legende Jerry West forderte bei Hondos Abschied gar, dass dessen Nummer 17 von jeder einzelnen NBA-Franchise retired werden sollte: "Er ist der Botschafter unserer Sportart. Menschen mit seiner Klasse sind selten."

Das vielleicht größte Kompliment kam vom legendären Red Auerbach, der nicht gerade für seine warmen Worte bekannt war. "Er verkörpert alles, was gut ist. Wenn ich einen Sohn wie ihn hätte, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt", sagte das Celtics-Mastermind in der Halbzeit von Hondos letztem Spiel.

Vorbild für Ray und Reggie

Mit Zahlen allein kann man Havliceks Bedeutung derweil nicht gerecht werden. Aufgrund seiner ruhigen Art und seines "gewöhnlichen" Aussehens käme man nicht zwingend auf die Idee, aber Hondo war ein Revolutionär.

Er interpretierte die Swingman-Positionen (sowohl Shooting Guard als auch Small Forward) auf eine gänzlich neue Art. In jeder Sekunde des Spiels war er in Bewegung, wie später beispielsweise Ray Allen oder Reggie Miller.

Er arbeitete deutlich härter an sich, als es zu seiner Zeit üblich war: Als Rookie "lebte [ich] noch von Bob Cousys Pässen im Fastbreak", wie er selbst sagte. Als "Cooz" jedoch aufhörte und er mehr auf das eigene Ballhandling sowie den bis dahin mittelmäßigen Jumper angewiesen war, feilte er im Sommer wie ein Verrückter an beidem. Der Mitteldistanzwurf wurde zur Waffe.

Er war einer der besten Clutch-Player seiner Ära, wie es beispielsweise durch seinen berühmten Steal 1965 illustriert wird. Er war der vielleicht beste Sixth Man aller Zeiten und büßte auch nicht an Effizienz ein, als er später Starter wurde und im Alter von 30 beziehungsweise 31 Jahren über 45 Minuten pro Spiel auf dem Parkett stand.

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