SPOX: Ihr Marktwert ist in der vergangenen Woche extrem in die Höhe geschossen. Viele NBA-Scouts sehen Sie bereits als potentiellen Erstrundenpick. Dennoch spekulieren einige Experten, dass Sie mit Ihrer Anmeldung zunächst einmal Ihren Marktwert in den USA testen wollen und Sie Ihre Teilnahme am Draft womöglich wieder zurückziehen könnten. Wäre dies eine Option für Sie?
Schröder: Ich habe mich nicht angemeldet, um meinen Marktwert zu testen. Ich habe es schon für mich gemacht, weil ich denke, dass es dieses Jahr klappen sollte. Ich werde zwar weiterhin mit Ademola darüber reden, aber wir werden meinen Namen auf keinen Fall wieder rausnehmen.
SPOX: Eigentlich hätte dieses Jahr der Stern eines anderen Deutschen, der von Elias Harris aufgehen sollen. Sie entscheiden sich nun mit 19 Jahren bereits sehr früh für den Draft. Hat Harris den Absprung in die NBA nach einem starken Freshman-Jahr 2010 verpasst? Die Wahrscheinlichkeit, dass er nun gepickt wird, geht gegen null.
Schröder: Es war seine Entscheidung. Jeder hat seinen eigenen Kopf und trifft seine eigenen Entscheidungen. Aber ich denke, er hat den Absprung verpasst. Wenn man die Chance hat, in die NBA zu kommen, und alle gerade über einen reden, sollte man es direkt beim Draft versuchen. Man kann sich dann auch in der NBA weiterentwickeln, anstatt im College auf dem gleichen Niveau weiter zu spielen.
SPOX: Neben Ihnen und Harris wird mit Philipp Neumann auch ein drittes deutsches Talent beim diesjährigen Draft dabei sein. Könnte dies den Fokus der NBA-Scouts zukünftig mehr nach Deutschland und auch auf die BBL lenken?
Schröder: Ich denke, weil ich mich angemeldet und derart gute Chancen habe, sehen die Scouts, dass es auch Deutsche in die NBA schaffen und ein gutes Niveau bringen können. Deswegen hat sich vielleicht auch Philipp Neumann angemeldet. Vor allem die Agenten der Spieler wissen ja auch, dass der Draft in diesem Jahr schwächer besetzt ist als 2014. Nächstes Jahr wird es ziemlich schwer werden.
SPOX: Während Dirk Nowitzki direkt von der DJK Würzburg den Sprung in die NBA schaffte, setzte sich Tibor Pleiß zunächst in Bamberg durch und versucht sich nun über das europäische Spitzenteam Caja Laboral für die Oklahoma City Thunder und die NBA zu empfehlen. Vorausgesetzt Sie werden gedraftet, sieht Ihre Karriereplanung sofort den Schritt in die NBA vor oder könnten Sie sich auch vorstellen, zunächst noch ein bis zwei Jahre in Europa zu spielen?
Schröder: Ich denke, wenn man die Chance hat, sofort in die NBA zu gehen und auch weiß, dass man Spielzeit bekommt und nicht nur auf der Bank sitzt, dann sollte man das tun. Wenn ich also gedraftet werden sollte und alles gut verläuft, dann werde ich auch direkt hingehen. Wenn ich aber einen Vertrag bekomme und weiß, dass ich dann nur auf der Bank sitze, werde ich auf jeden Fall noch ein Jahr in Europa bleiben.
SPOX: In den Medien ist von einem Interesse des FC Bayern München die Rede. Wäre ein Wechsel in die bayerische Landeshauptstadt als Zwischenschritt für Sie denkbar?
Schröder: Ich habe auch nur gelesen, dass die sie mich unbedingt haben wollen. Gesprochen habe ich aber noch mit niemandem von Bayern.
SPOX: Während Sie in den USA weilten, haben Ihre Kollegen in Braunschweig den Klassenerhalt in der BBL mit einem deutlichen Sieg in Tübingen perfekt gemacht. Hatten Sie eine Möglichkeit, die Partie von Portland aus in irgendeiner Weise mitzuverfolgen?
Schröder: Ja, ich habe das ganze Spiel über den Liveticker verfolgt. Wir waren während des Spiels gerade essen. Die Coaches wussten auch schon Bescheid, dass da ein wichtiges Spiel anstand. Da haben wir alle zusammen mitgefiebert. Der Klassenerhalt bedeutet für mich natürlich auch weniger Stress. Jetzt kann ich mich auf das letzte Spiel konzentrieren. Danach ist die Saison sowieso vorbei und dann werde ich ja erst einmal wieder nach Amerika fliegen.
SPOX: Insgesamt war es eine sehr schwierige BBL-Saison für Braunschweig. Nachdem sieben der ersten neun Ligaspiele verloren wurden und das Spiel gegen Bayern München anstand, sollen Sie zu Ihrem Trainer Kostas Flevarakis gesagt haben, er könnte es mal mit Ihnen in der Starting Lineup versuchen. Wie kam es dazu?
Schröder: Weil das Team oft das dritte Viertel verschlief, fragte mich der Trainer, was wir verändern könnten. Wir kamen immer sehr schlapp aus der Kabine. Und da der Trainer im dritten Viertel immer mit der Starting Five begann, habe ich gesagt, dass ich bereit bin, zu starten. Es ging also hauptsächlich um das dritte Viertel, dass ich dort auch wieder das Team führen kann. Und das Spiel gegen Bayern München haben wir ja dann auch gewonnen.
SPOX: Ihnen wurde erst kürzlich in der BBL die Auszeichnung "Most Improved Player" verliehen. Auch wenn Sie schon in jungen Jahren die Fähigkeit haben, ein Team zu tragen, ein unheimlich hohes Tempo beim Dribbling gehen können und über ein sehr gutes Ball-Handling verfügen, in welchen Bereichen müssen Sie sich noch verbessern?
Schröder: Ich denke, ich muss physisch noch etwas stärker werden, damit ich am Korb besser finishen kann. Dass ich richtig zum Ring durchgehen, beziehungsweise auch mal dunken kann. Und auch den Dreier nach dem Pick'n'Roll muss ich noch verbessern, dass ich ihn direkt nehmen kann. Ansonsten kann man natürlich an allem noch arbeiten, aber das sind erst einmal die Sachen, auf die ich mich fokussiere.
SPOX: Ihr Dreier fällt in dieser Saison allgemein schon deutlich besser als im letzten Jahr. Wie haben sie es geschafft, sich jenseits des Perimeters derart zu verbessern?
Schröder: Ich habe jeden Tag im Sommer mit Liviu oder alleine in der Halle geworfen. Ich habe auch mit Frank Menz (Bundestrainer der A-Nationalmannschaft, Anm. d. Red.) bei der U20 an meinem Wurf gearbeitet. Ich war immer der Letzte, der die Halle verlassen hat. Auch jetzt nehme ich nach dem Training noch 100 bis 200 Würfe bei hoher Intensität.
SPOX: Ihre Basketball-Karriere begann eigentlich erst vor acht Jahren. Mit elf wurden Sie vom heutigen Phantoms-Co-Trainer Liviu Calin zufällig auf dem Freiplatz im Prinzenpark, wo Sie meist mit Freunden skateten, entdeckt. Erzählen Sie uns von dieser Begegnung und ihrem Weg bis in das BBL-Team der Phantoms.
Schröder: Mit elf Jahren war ich öfter auf diesem Platz und war eigentlich nur am Skaten. Irgendwann haben wir dann einmal Basketball gespielt und da hat Liviu gesehen, dass ich schon durch die Beine dribbeln konnte. Dann hat er mich einfach angesprochen und meinte, ob ich mal zum Training kommen möchte. Es hat dann aber noch eine Weile gedauert, bis ich zusammen mit meinem Bruder wirklich hingegangen bin. Dort habe ich dann die ganze Zeit trainiert. Ich hatte auch Einzeltraining mit Liviu. Es hat mir dann so gut gefallen, dass ich mit 14 Jahren aufhörte zu skaten. Als dann vor drei Jahren mein Vater verstarb, habe ich mich noch mehr auf Basketball konzentriert, um mein Ziel zu erreichen. Und auch, weil ich meinem Vater etwas versprochen habe, das ich halten will.
SPOX: Was war das für ein Versprechen?
Schröder: Ich habe ihm versprochen, dass ich mich um meine Familie kümmern werde. Dass es meiner ganzen Familie, auch meinen Verwandten in Afrika, gut gehen wird. Außerdem habe ich ihm versprochen, dass ich eines Tages irgendwo in Europa oder in der NBA spielen werde.
SPOX: Calin gilt seit der Begegnung auf dem Freiplatz als Ihr größter Förderer. Ist seine Rolle mit der von Holger Geschwindner bei Dirk Nowitzki zu vergleichen?
Schröder: Ich denke schon, ja. Er war immer für mich da. Ich rede sehr oft mit Liviu, weil er mir immer geholfen hat, egal was war. Ich habe auch immer gesagt, wenn ich es in die NBA schaffen sollte, dann nehme ich ihn mit in die USA.
SPOX: Mit Ademola Okulaja haben sie zudem einen sehr bekannten Berater. Wie wichtig ist Adi für Sie als Berater und Freund?
Schröder: Ademola ist eine sehr wichtige Person in meinem Leben, weil er erstens viel erreicht hat und zweitens wie mein Bruder oder mein Papa ist. Er schreibt mir jeden Tag, ist immer für mich da. Ich habe ja auch ein Tattoo von Ademola. Das habe ich für ihn machen lassen. Außerdem hat er auch in großen Teams gespielt und gibt seine Erfahrungen an mich weiter. Er selbst hatte es ja auch nicht immer leicht. Das war auch ein Grund, warum ich zu ihm gegangen bin. Weil er auch Afrikaner ist und hier in Deutschland lebt. Er gibt mir sehr viel Feedback. Ich lerne sehr viel von ihm.