NBA

Trotz Smith-Show: Thunder-Sieg im Garden

Von Florian Regelmann
J.R. Smith hatte die Chance zum Game-Winner, sein Wurf fiel aber nicht
© getty

Die Oklahoma City Thunder (45-16) gewinnen einen Krimi bei den New York Knicks (37-22) mit 95:94 (BOXSCORE). Ohne den verletzten Carmelo Anthony dreht J.R. Smith bei den Knicks groß auf, letztlich reicht es aber nicht ganz für den Sieg.

Cookie-Einstellungen

Es hätte das Duell der beiden Topscorer der NBA werden sollen: Carmelo Anthony (28,2) vs. Kevin Durant (28,6). Anthonys Knieprobleme verhinderten es, aber J.R. Smith gab sein Bestes, um in die Anthony-Rolle zu schlüpfen.

Analyse: Home Sweet Home! Denver mit klarem Sieg gegen die Clippers

Scharfschütze Smith war mit 36 Punkten Topscorer der Partie, zweistellig punkteten bei den Knicks ansonsten aber nur noch Raymond Felton (16) und Amare Stoudemire (16).

Kevin Durant lieferte 34 Punkte, 8 Rebounds und 6 Assists für die Thunder, dazu kamen 21 Punkte von Russell Westbrook und 16 Zähler von Kevin Martin. Serge Ibaka glänzte neben 12 Punkten und 9 Rebounds mit 5 Blocks.

Die NBA bei SPOX - FOR FREE im LIVE-Stream: Der Zeitplan

Die Reaktionen:

J.R. Smith (New York Knicks): "Mein Jumper hat sich eigentlich den ganzen Abend lang gut angefühlt, außer im letzten Viertel. Er ist einfach nicht reingegangen am Ende."

Amare Stoudemire (New York Knicks): "Es war ein großartiger Fight. Wir haben defensiv großartig gespielt, offensiv haben wir gut gespielt und den Ball bewegt. Wir können zufrieden sein, wie wir gespielt haben, aber wir sind natürlich ein bisschen sauer, dass wir es am Ende verloren haben."

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City Thunder) über Smith: "Er hat toughe Würfe getroffen. Er ist einer dieser Jungs in der Liga, die du gut verteidigen kannst und der trotzdem die Würfe verwandeln kann. Er war 'in the zone.'"

Kevin Durant (Oklahoma City Thunder): "Im letzten Viertel haben wir versucht rauszugehen und defensiv überhaupt nichts mehr zuzulassen. Das haben wir gemacht. Wir haben schon ein paar Mal einen Game-Winner kassiert, das wollten wir verhindern. Wir mussten sie stoppen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Anthony muss wegen seiner Knieverletzung zum zweiten Mal in Folge pausieren, für die Knicks beginnen daher wie beim Sieg in Detroit Felton, White, Shumpert, Thomas und Chandler. Bei OKC alles wie gewohnt: Westbrook, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins bilden die Starting Five.

6.: 1,6-Punkte-pro-Spiel-Mann White haut in der Anfangsphase gleich zwei Dreier rein! Bei OKC ist Westbrook schon wieder gut drauf. Nachdem er in seiner ersten Aktion den völlig freien Fastbreak-Layup verlegte, hat er seine nächsten drei Würfe getroffen. Sein Pull-up-Jumper von der Freiwurflinie bringt OKC heran. 13:11 Knicks.

12.: Durant hat seinen Wurfrhythmus noch nicht gefunden (1/5), auch sein letzter Schuss kurz vor Viertelende fällt nicht. Aber: Die Thunder haben hier im MSG trotzdem alles im Griff. OKC übernahm mit einem 16:0-Run das Kommando und führt mit 9 (35:26). Einmal mehr überragend: Westbrook, der schon bei 15 Punkten angekommen ist. Allerdings hat er sich in einer Szene den Knöchel verdreht und musste in die Kabine.

19.: Westbrook ist zurück auf dem Feld, aber im Moment dominiert J.R. Smith! Der Scharfschütze, zuletzt ja in einer veritablen Wurfkrise, ist heiß gelaufen! Die letzten 9 Knicks-Punkte gehen auf sein Konto. Dazu gibt Kenyon Martin NY gute Minuten. Nur noch 46:42 OKC. Timeout Thunder.

24.: Nach einem Smith-to-Martin-Alley-oop und dem kurzzeitigen Ausgleich kocht der Garden, die Thunder geben mit einem 11:2-Run sofort die Antwort, und dann kommen die Knicks wieder zurück. Dreier von Felton und Smith verkürzen den Rückstand zur Pause in einem unterhaltsamen Spiel auf 56:59. Krass: 27 der 30 Knicks-Punkte im zweiten Viertel wurden durch Bankspieler erzielt (Smith: 18!).

30.: Beide Teams treffen nichts mehr! Die ersten 13 Würfe in Halbzeit zwei gehen nicht rein, dann bringt Coach Woodson Smith zurück. Kaum auf dem Parkett, feuert Smith seinen nächsten Jumper, nothing but net! Allerdings kann er es auch nicht alleine machen. Die Knicks stehen fürs dritte Viertel bei 1/14 aus dem Feld, Durant und Perkins bringen OKC mit Jumpern auf 5 weg. 65:60 Thunder.

34.: Erst setzt Stoudemire ein Ausrufezeichen, als er sich diesmal nicht wegblocken lässt, sondern sich mit aller Power gegen Ibaka durchsetzt und stopft! Und dann gehen die Smith-Festspiele weiter. Erst sitzt der Dreier, dann klaut Smith Durant den Ball, Felton trifft den akrobatischen Layup im Break. OKC braucht dringend eine Auszeit. 73:69 Knicks.

36.: Un-fass-bar! Durant bringt die Thunder mit einem Dreipunktspiel wieder heran, aber 1,4 Sekunden vor Viertelende steigt schon wieder dieser wahnsinnige Smith hoch und nagelt den ganz langen Dreier in den Korb. Sein fünfter Dreier, Smith rockt den Garden und steht bei 31 Punkten. 81:75 Knicks.

40.: Dank eines immer stärker werdenden Durant hat OKC den besseren Start ins Schlussviertel erwischt und mit einem 12:4-Lauf die Führung zurückerobert. Kevin Martin mit einem wichtigen Dreier. 87:85 Thunder. Bei den Knicks sitzt Kenyon Martin mit 5 Fouls auf der Bank. Er hatte Durant mit einem harten Play auf dem Weg zum Korb gestoppt, die Refs nahmen ihre Flagrant-Foul-Entscheidung nach einem Review aber richtigerweise wieder zurück.

47.: Woodson schickt K-Mart für die Schlussphase noch einmal zurück aufs Feld, aber Durant hängt ihm ganz clever sofort das sechste Foul an. KD geht an die Linie und da ist er wieder eine absolute Bank (14/15). 95:94 Thunder.

48.: Ein Fehlwurf von Durant gibt den Knicks die Chance, mit dem letzten Angriff das Spiel zu gewinnen. 8 Sekunden sind noch auf der Uhr. Nach dem Timeout kommt der Ball - natürlich - zu Smith. Sein Fallaway-Jumper gegen Westbrook trifft aber nur den Ring. OKC holt sich den Sieg.

New York Knicks vs. Oklahoma City Thunder: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Kevin Durant. Der Game-Winner und Buzzer-Beater hätte fallen müssen, dann wäre es der perfekte Abend für J.R. Smith geworden. So kann man argumentieren, dass Smith seinen Touch wieder verlor, als es wirklich darauf ankam. Im letzten Viertel (2/9) fielen die Würfe nicht mehr. Es war Durant, der sein Team mit den entscheidenden Punkten (12 im 4. Viertel) und seinem All-Around-Game (8 Rebounds, 6 Assists) letztlich zum Sieg trug. Er war der Unterschied. Dennoch: Smiths Leistung in Abwesenheit von Anthony war phänomenal. 36 Punkte in 36 Minuten, bei am Ende immer noch guten Quoten (14/29 FG, 6/13 Dreier) - Smith hat seine Shooting-Krise definitiv überwunden. Über weite Strecken war es eine irre Show im Melo-Style, die Smith abzog. Es fehlte nur die Krönung.

Der Flop des Spiels: Iman Shumpert. Der 22-Jährige hat seit seinem Comeback nach schwerer Knieverletzung zwar jetzt schon wieder über 20 Spiele absolviert. Aber es ist in sehr vielen Aktionen zu sehen, dass er noch lange nicht der Alte ist und körperliche Probleme hat. Shumpert ist offensiv im Moment eine riesige Schwachstelle für die Knicks. Nach zwei ordentlichen Auftritten in den letzten beiden Spielen (6/12 FG) lief gegen OKC so gut wie nichts zusammen (1/7, 0/4 Dreier). Dazu stand am Ende das schlechteste Plus-Minus-Rating (-11) aller Spieler zu Buche. Woodson vertraut ihm aufgrund seiner Defense auch in wichtigen Situationen, aber offensiv ist das doch dünn.

Analyse: Wenn man wissen will, warum die Thunder nach ihrer kurzzeitigen Schwächeperiode (3 Niederlagen in Folge) wieder in die Erfolgsspur gefunden und jetzt sechs der letzten sieben Spiele gewonnen haben, ist die Antwort einfach: Defense. In ihrer kurzen Pleitenserie gab OKC im Schnitt fast 114 Punkte ab, in den letzten sieben Spielen sind es nur noch 95 Zähler. Die Thunder halten ihre Gegner bei einer Trefferquote von unter 41 Prozent - genau das war auch gegen die Knicks wieder der Fall (40,7).

Um es noch deutlicher zu machen: Den Lakers gestattete OKC im letzten Viertel nur 16 Punkte, gegen die Knicks ließ das Team von Scott Brooks jetzt sogar nur 13 Zähler zu. Und wenn die Defense stimmt, kommt im Normalfall auch eine der großen Stärken der Thunder zum Tragen: das Fastbreak-Spiel.

Genau diese Qualitäten waren es, die im ersten Viertel in New York dafür sorgten, dass die Thunder das Spiel kontrollierten. Allerdings machten die Knicks danach in ihrer Transition Defense einen viel besseren Job, was neben der Smith-Show ein Grund für das enge Spiel war.

Dazu baute Westbrook nach einem starken Start ins Spiel ab (nur 6 Punkte nach dem ersten Viertel) und blieb weit unter den Zahlen (32,2 Punkte), die er in den letzten fünf Spielen geliefert hatte. In puncto Turnover konnte OKC erwartungsgemäß die Sensationsleistung aus dem Lakers-Spiel (2 Ballverluste) nicht wiederholen. Die Turnover (16, 12 von Durant/Westbrook) waren vielmehr wie nicht selten in der Saison ein Problem.

Dass es am Ende trotzdem für den Sieg gereicht hat, lag in erster Linie an Durant und der Diskrepanz in Sachen Freiwürfe (25/29 Thunder, 14/14 Knicks). Für OKC steht am Freitag noch ein Auswärtsspiel in Charlotte auf dem Programm, ehe es am Sonntag zuhause gegen Boston geht (ab 18 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) und am Montag der Kracher in San Antonio folgt.

Die Knicks, die wie die Thunder fünf der letzten sechs Spiele gewonnen hatten, schlugen sich ohne Melo (4-5-Bilanz ohne ihn) wacker. Vor allem der Auftritt von Kenyon Martin, der sich in seinem zweiten 10-Tages-Vertrag befindet, war positiv. Martin hatte zuvor so gut wie gar nicht gespielt, stand jetzt aber 17 Minuten auf dem Feld und brachte jede Menge Energie.

Negativ muss bei den Knicks aber auch erwähnt werden, dass es im Endeffekt zuviel Isolation Play gab und zu wenig Team-Basketball (10 Assists) stattfand. Beim zuletzt so starken Stoudemire wechselten sich fantastische Szenen (Dunk gegen Ibaka, Block gegen Fisher) mit vielen Fehlwürfen (5/16 FG) ab, er konnte das miese Schlussviertel der Knicks (4/18 FG) auch nicht verhindern.

Bemerkenswert und ziemlich unverständlich war es, dass Tyson Chandler in der entscheidenden Phase lange auf der Bank saß. Auf NY kommen jetzt keine einfachen Spielplan-Zeiten zu. Nach einem Heimspiel gegen Utah am Samstag folgt ein extrem harter 5-Spiele-7-Tage-West-Trip. Unter anderem steht dabei auch die erste Anthony-Rückkehr nach Denver seit dem Trade nach New York auf dem Plan.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema