Vier Minuten waren in Toronto noch zu spielen, da klatschten sich die Starter der Raptors bereits ab. Man führte mit 30 Punkten. Gegen die Los Angeles Clippers.
Fünf der letzten acht Spiele haben die nun mittlerweile verloren - und befinden sich damit weiter auf einer mittelschweren Achterbahnfahrt. Nach der 17-Spiele-Siegesserie Ende des vergangenen Jahres lief es in den letzten zwei Wochen wieder holprig.
Die Niederlagen gegen Portland, Phoenix, Oklahoma City, Golden State und jetzt Toronto kamen ausgerechnet zum Start des längsten Auswärts-Trips der Saison. "Das wird eine harte Zeit", sagte Blake Griffin vor der Abreise aus Los Angeles. "Besonders, da wir zu Beginn weiterhin auf Chris und Chauncey verzichten müssen."
Cliff Paul, Versicherungsvertreter
Und kaum einen scheint das so hart zu treffen wie Chris Paul selbst. Während der über weite Strecken desolaten Leistung der Clippers in Toronto konnte man nur erahnen, wie gerne er seinem Team weitergeholfen hätte. Helfen. Dazu sei er schließlich geboren.
Das sagt jedenfalls der Werbespot einer großen Versicherung, der aktuell während jeder NBA-Übertragung mehrfach über die Bildschirme flackert. Darin hat Paul einen Zwillingsbruder, Cliff. Der ist Versicherungsvertreter. Und auch er will helfen. Es liege ihnen eben im Blut, den Pauls. Und irgendwie wirkt es fast schon surreal, wenn man direkt nach der Werbung einen sichtlich angefressenen Chris Paul sieht.
Warten auf den Regisseur
Ohne Chris Paul, der wegen seiner Knieverletzung bereits seit sechs Spielen fehlt, läuft es einfach nicht. Seine knapp zehn Assists können von den verbleibenden Teamkollegen nicht abgefangen werden - sie fehlen einfach. Gleiches gilt bei den Steals. In den letzten Spielen ohne Paul lagen die Clippers immer weit unter dem Saison-Durchschnitt.
"Der 27-Jährige ist an allen Faktoren des Clippers-Erfolges beteiligt", sagt US-Journalist und Clippers-Experte Fred Katz. "Teamchemie? Er ist der Leader. Selbstloses Spiel? Er ist der Regisseur auf dem Parkett. Knappe Spiele gewinnen? Er übernimmt in der Crunch-Time." Seine Bedeutung für das Team ist unbestritten, ohne seine Umsicht und Organisation läuft es nicht. Der Versicherungsvertreter lässt grüßen.
Wichtige Auswärts-Serie für die Clippers
Die Frage lautet deshalb: Wann kommt er zurück? Vielleicht während des aktuellen Roadtrips, so die bisherige Aussage. Und das käme den Clippers mehr als nur gelegen. Der aktuelle Acht-Spiele-Trip ist die längste Auswärts-Serie der Saison für Los Angeles; nach dem Spiel in Boston geht es unter anderem noch nach Miami und New York.
Es gibt nicht wenige Experten, die die kommenden Spiele als entscheidende Phase für den Saisonausgang sehen. Kann man hier auch endlich auswärts gegen die großen Namen gewinnen, ist man für den weiteren Verlauf gut aufgestellt, heißt es. Bisher kassierte man neun der 14 Saisonniederlagen in fremden Hallen - und das will man nun unbedingt abstellen. "Wir wissen, dass wir das können", so Griffin. "Wir müssen nur hart genug spielen."
Celtics: "Es wird hart"
Den Celtics geht es nicht anders. Nachdem erst Rajon Rondo und nun auch noch Jared Sullinger bis zum Saisonende ausfallen, haben viele Experten die Playoffs bereits abgeschrieben. Selbst mit intaktem Kader hielt sich Boston eher deshalb in den Playoffs, weil die Konkurrenz in der Eastern Conference einfach noch schlechter war.
Und die Kommentare von Celtics-"President of Basketball Operations" Danny Ainge hören sich schon jetzt eher nach Durchhalteparolen an. "Es wird hart", sagte er. "Aber irgendwie finden wir schon einen anderen Weg, um zu gewinnen. Erst Rajon, jetzt Jared - es hat uns übel getroffen. Jetzt müssen wir zeigen, wie viel wir einstecken können."
Celtics vs. Clippers: Die Teams im Head-to-Head
Vorerst wird Brandon Bass den verletzten Sullinger in der Starting Five ersetzen. Außerdem haben die Celtics Erstrunden-Draft Fab Melo aus der D-League hochgezogen. Sobald er wieder fit ist (aktuell Oberschenkel-Beschwerden), soll er hinter Bass, Kevin Garnett, Chris Wilcox und Jason Collins seine ersten richtigen Minuten bekommen.
Zwei neue Spieler für die Celtics
Richtig zufrieden ist man mit dem dezimierten Linup in Boston allerdings nicht. Ainge kündigte bereits an, dass man vor der Trade-Deadline am 21. Februar noch zwei Spieler verpflichten wolle. Allerdings sagte er auch, dass man sich damit bewusst noch Zeit lasse. Man wolle erst sehen, wie das Team mit der aktuellen Besetzung auskommt.
Leicht wird der Weg für die Celtics bis dahin mit Sicherheit nicht. Bis zur Deadline stehen neben dem Duell mit den Clippers noch jeweils zwei Spiele gegen die Lakers und Nuggets, sowie eine Partie gegen die Bulls auf dem Programm.
Umso wichtiger wäre ein Sieg über die Clippers. Viele glauben nämlich, dass sich genau in dieser Phase entscheidet, wohin die Reise für die Celtics geht. Können sie jetzt trotz der Verletzungen einige große Siege einfahren, gibt das dem Team enormes Selbstvertrauen, das sie weit tragen kann. Verliert Boston aber zu viele Spiele, wird es hart, sich aus diesem Loch wieder zu befreien.
Der NBA-Spielplan im Überblick