These: Washington gefährdet John Walls Superstar-Karriere.
Haruka Gruber: Die These impliziert, dass Wall Superstar-Potenzial mitbringt. Das würde ich an sich schon anzweifeln. Wall ist ein Guter - aber ein Superstar? Nein. Dass er letzte Saison derart im Fokus stand, hing auch damit zusammen, dass der Rookie-Jahrgang ingesamt unterdurchschnittlich war und deswegen Wall herausstach. Nur: Um einer der Besten der gesamten Basketball-Welt zu sein, muss man erst einmal einer der Besten auf seiner Position sein. Ist er das? Nicht mal ansatzweise. Derrick Rose, Chris Paul, selbst Deron Williams sind meilenweit entfernt. Tony Parker, Russell Westbrook und Rajon Rondo sind auch voraus. Dazu gibt's die Jungs aus der zweiten Reihe wie Brandon Jennings und Ty Lawson. Selbst ein Lou Williams ist fast auf Augenhöhe. Und die neue Generation mit Ricky Rubio und Kyrie Irving setzt zum Überholen an. Daher: Mit Wall kann man in diesem verlodderten Washington Mitleid haben, doch wir sollten nicht übertreiben und so tun, als ob bei den Wizards der nächste Magic Johnson kaputtgeht. Vielleicht wird Wall ein All-Star, wenn er die richtigen Mitspieler bekommt oder wechselt. Doch um ein Superstar zu sein, sollte er anfangen, seine Turnover in den Griff zu bekommen und als Point Guard auch mal einen Dreier zu versenken.
Philipp Dornhegge: Ich bin da komplett anderer Meinung als Haruka. Wenn wir die Frage stellen, ob Wall überhaupt Superstar-Potenzial hat, lautet die Antwort eindeutig: ja. Er ist superschnell, spielt Teambasketball und hat den Körper und die Athletik, um in der NBA zu dominieren. Er ist sicher kein Derrick Rose, vielleicht wird er das auch nie. Aber wir sollten nicht vergessen, von wem beide ausgebildet wurden.
Phife Dawg: John Calipari, völlig richtig. Genauso wie Tyreke Evans und Brandon Knight, die auch jede Menge drauf haben. Aber Wall wird derzeit ja überhaupt gar nicht beachtet. Und das kann nur an Washington und dieser unsäglichen Franchise liegen. Wenn ich mir den Kader ansehe, sehe ich durchaus talentierte Spieler, zum Beispiel Nick Young, Andray Blatche und JaVale McGee. Aber niemand hat auch nur die geringste Lust auf Defense. Und das ist immer das Ergebnis schlechter Trainerarbeit beziehungsweise einer nicht vorhandenen Philosophie innerhalb der Franchise. Ohne Defense aber kannst du in der NBA keinen Erfolg haben. Und so lange John Wall nur verliert, wird er es auch nicht zum Superstar schaffen.
Wie mies sind die Wizards? Wie verpeilt ist McGee? Hier ist das Beweis-Video!
Dornhegge: Du hast gerade das Talent vieler Spieler angesprochen. Gerade die drei von Dir genannten sind aber doch nicht nur defensiv faul, sie haben auch keine Ahnung, wie man Teambasketball spielt und sich als Profi benimmt. Young, Blatche und McGee sind jeder für sich schon kaum tragbar für eine Mannschaft, gemeinsam machen sie John Wall das Leben auch offensiv so unglaublich schwer. Weil sie sich nur bewegen, wenn sie den Ball haben, weil sie keine Ahnung von richtigen Laufwegen haben, weil sie überhaupt gar nicht einsehen, mit ihren Kollegen zusammen zu spielen. Wall macht auch Fehler, keine Frage. Er könnte seinen Wurf verbessern. Aber seine über 4 Turnover im Schnitt sind aus meiner Sicht vor allem die Schuld der unfähigen Kollegen. Flip Saunders soll ja schon eine Weile keine Lust mehr auf diese Chaostruppe gehabt haben und dürfte letztlich froh über seine Entlassung gewesen sein. Aber wer soll jetzt das Ruder rumreißen? Randy Wittman etwa? John Wall kann einem nur leid tun.
Florian Regelmann: Ich kann mich Philipp nur anschließen, mir tut John Wall insgesamt auch leid. Allein wenn ich mir vorstelle, wie es für ihn sein muss, jeden Tag in die Kabine zu kommen und von einer Horde Dummköpfe umgeben zu sein, mit denen er auch noch zusammenspielen muss... Das ist hart. Die Wizards sind eine unerträgliche Franchise. Wenn man noch die Unfähigkeit der Redskins und die enttäuschenden Capitals sieht, ist es schon bitter, was in Washington in Sachen Sport gerade abgeht. Und es sagt viel aus, dass die Nationals, die so am Boden lagen, inzwischen das Team sind, das die beste Perspektive hat. Aber noch mal zurück zu Wall: Auch wenn ich von ihm grundsätzlich sehr viel halte, weil er es vor allem von der Mentalität her drauf hat, ein großer Spieler zu werden, bin ich schon ein wenig enttäuscht von seiner stockenden Entwicklung. Die mangelnde Qualität um ihn herum ist keine Entschuldigung dafür, dass sein Wurf so unglaublich schlecht ist. Nicht nur, dass er schlicht keinen Dreier besitzt - er hat erst einen Dreier in der gesamten Saison getroffen! Auch sein Mid-Range-Jumper fällt ja kaum. Und selbst seine Finishes am Korb waren phasenweise schwach. Zuletzt hat er ja jetzt immerhin ein paar starke Spiele gemacht.
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