Astros vs. Nationals: Designated Hitter/Bänke
Freilich gibt es in diesem Matchup nur einen etatmäßigen DH, nämlich Rookie Yordan Alvarez aufseiten der Astros, der eine hervorragende Rookie-Saison gespielt hat. In den Playoffs baute er nach ordentlicher ALDS aber komplett ab und brachte kaum etwas gegen die Yankees zustande.
In der National League brauchen die Hauptstädter keinen etatmäßigen Designated Hitter, da dort bekanntlich auch der Pitcher schlagen darf. Wer den DH in den maximal vier Spielen in Houston für die Nationals geben wird, ist offen. Kandidaten wären Second Baseman Brian Dozier, First Baseman Matt Adams oder Kendrick beziehungsweise Zimmerman, sollten diese in der Defense mal eine Pause bekommen.
Auf der Bank haben die Astros Kyle Tucker sowie Reddick oder eben Marisnick fürs Outfield, Allzweckwaffe Aledmys Diaz und Catcher Martin Maldonado. Bei den Nationals wiederum hat Manager Dave Martinez noch die erfahrenen Outfielder Michael Taylor und Gerardo Parra sowie Infielder Asdrubal Cabrera und Catcher Yan Gomes in der Hinterhand.
Insgesamt beides solide Bänke. Die Frage wird daher eher sein, wie diese letztlich eingesetzt werden. Wie kommt der jeweilige DH der Nats in seiner ungewohnten Rolle zurecht, wie präsentieren sich die sonst eher selten genutzten Einwechselspieler der Astros in den Spielen in Washington? Und: Findet Alvarez seine Form zügig wieder?
Fazit: Unentschieden.
Astros vs. Nationals: Pitching Rotation
- Starter der Astros: Gerrit Cole (RH), Justin Verlander (RH), Zack Greinke (RH)
- Starter der Nationals: Max Scherzer (RH), Stephen Strasburg (RH), Patrick Corbin (LH), Anibal Sanchez (RH)
Beide Teams haben einen Old-School-Ansatz, was Starting Pitching angeht. Sie setzen auf "echte" und hochklassige Starter, die nicht nur vier oder fünf Innings gehen, sondern durchaus sechs, sieben oder auch mehr. Und diese Rotations sind auch der Hauptgrund, warum es beide Teams bis in die World Series geschafft haben.
Mehr noch: Bei den Nationals halfen Max Scherzer und Stephen Strasburg im Wildcard Game und der ALDS sogar aus dem Bullpen mit, die Spiele über die Ziellinie zu bringen. Bei den Astros war dies auch in Ansätzen bei Justin Verlander zu sehen, die Notwendigkeit, häufiger zu diesem Mittel zu greifen, bestand jedoch nicht.
Astros vs. Nationals: Starting Pitcher im Überblick
Pitcher | Team | ERA | FIP | ERA+ | WAR |
Gerrit Cole | Astros | 2.50 | 2.64 | 185 | 7,4 |
Justin Verlander | Astros | 2.58 | 3.27 | 179 | 6,4 |
Zack Greinke | Astros | 3.02 | 3.28 | 154 | 5,4* |
Max Scherzer | Nationals | 2.92 | 2.88 | 157 | 6,5 |
Stephen Strasburg | Nationals | 3.32 | 3.25 | 138 | 5,7 |
Patrick Corbin | Nationals | 3.25 | 3.49 | 141 | 4,8 |
Anibal Sanchez | Nationals | 3.58 | 4.44 | 119 | 2,5 |
*) Gesamtwert aus Starts für die Astros und Arizona Diamondbacks in der Saison 2019
Cole und Verlander waren die zwei besten Pitcher der American League in diesem Jahr, während besonders Strasburg und Scherzer sowie Corbin zur Spitze der NL zählten. Dass die Nationals mit Anibal Sanchez sogar noch einen vierten vorzeigbaren Starter aufbieten können, könnte ein Vorteil werden, denn sollte es nicht zu wetterbedingten Verschiebungen kommen, braucht es spätestens in Spiel 4 am Samstag einen vierten Starter.
In der ALCS hatte Houston auf einen solchen verzichtet. Ein Kandidat wäre Linkshänder Wade Miley. Bleibt dieser aber erneut außen vor, müssten die Astros in Spiel 4 erneut auf einen Opener die vereinten Kräfte ihres Bullpens zurückgreifen, was gegen einen "echten" Starter wohl ein Nachteil wäre.
Fazit: Unentschieden.
Astros vs. Nationals: Bullpen
Spektakulär besetzt sind beide Bullpens nicht. Doch wenn die Starting Rotation funktioniert, spielt das eventuell keine große Rolle. Das bewiesen beide Teams bis hierhin. Bei den Astros stellt sich die Frage, wie sich Closer Roberto Osuna von seinem Blown Save in Spiel 6 gegen die Yankees erholt hat. Zudem muss man sehen, wie Super-Reliever Ryan Pressly nach seiner Knieverletzung vom Samstag drauf ist - er soll für die World Series aber fit sein.
Bei den Nationals kämpft man seit Jahren mit Formschwankungen im Bullpen. Zumindest für den Moment will man mit Closer Daniel Hudson und Setup-Man Sean Doolittle aber eine ordentliche Besetzung für das Spielende gefunden haben. Spannend wird, wie sich Tanner Rainey präsentiert. Rainey hat einen unglaublich guten Slider und wirft seinen Fastball mit über 100 Meilen pro Stunde, findet aber öfter die Strikezone nicht.
Fazit: Unentschieden.
Astros vs. Nationals: Manager
- A. J. Hinch vs. Dave Martinez
Für A.J. Hinch ist es die fünfte Saison in Houston und die zweite World Series. Er gewann mit dem Team 2017 den Titel in sieben Spielen gegen die Los Angeles Dodgers und strahlt stets Ruhe und Souveränität aus. Er ist ein gewiefter Taktiker und "spricht" Analytics fließend. Viele Fehlentscheidungen stehen bei ihm nicht zu Buche.
Dave Martinez wiederum ist ein Baseball-Lifer. Er fungierte als Coach unter Manager Joe Maddon von 2008 bis 2017 in Diensten der Tampa Bay Rays und Chicago Cubs und weiß daher, wie man lange Durststrecken beendet - mit den Cubbies gewann er 2016 nach 108 Jahren erstmals die World Series. Die Nationals haben selbige noch nie gewonnen. Martinez ist einer, der seinen Spielern nahesteht und viel Wert legt auf Teambuilding. Einen Schrecken jagte er allen mit Herzproblemen im September ein, die ihn kurzzeitig in Krankenhaus beförderten. Seine Spieler gehen für ihn durchs Feuer.
Fazit: Vorteil Astros.
Astros vs. Nationals: Der Weg in die World Series
Man möchte bei den Astros fast von einer Aura der Unbesiegbarkeit sprechen, wäre da nicht die Vorjahresklatsche im letzten Jahr gegen die Red Sox. Es war im Grunde der erste echte Rückschlag für dieses so erfolgreiche Projekt, dass mit Hinchs Ankunft so richtig Fahrt aufnahm.
Die Astros legten 2011 bis 2013 - im Tanking-Modus - drei Saison mit über 100 Pleiten hin und erreichten 2015 erstmals die Playoffs. 2016 machten sie einen kleineren Schritt zurück, ehe sie dann 2017 den Titel gewannen und seither drei Mal in Serie über 100 Siege eingefahren haben. 107 Siege in diesem Jahr sind die meisten der Franchise-Geschichte und verliehen der Übermacht dieses Teams Nachdruck. Ihr Motto "Take It Back" macht zudem deutlich, wie die Truppe eingestellt ist. Sie glauben, dass der World-Series-Titel ihnen zusteht, und sie wollen ihn unbedingt zurück.
Die Nationals wiederum treten mit "One Pursuit" an, sie haben ein klares Ziel. Bislang hieß das, endlich mal die NLDS zu überstehen, in der sie stets gescheitert waren. Nachdem dies geschafft wurde und ein Sweep gegen die Cardinals gelang, finden sie sich nun in völlig ungewohntem Terrain wieder. Nie zuvor standen sie in der World Series, nicht mal in ihrer früheren Version als Montreal Expos.
Diese World Series erreichten sie nach einer komplizierter Saison mit vielen Verletzten und Misserfolgen zu Saisonbeginn. Sie hatten sich ein tiefes Loch im Playoff-Rennen gegraben, kamen da jedoch mit Wucht wieder raus und eroberten souverän die Wildcard. Gegenwind ist ihnen also nicht fremd, Rückschläge werden sie verkraften.
Fazit: Vorteil Astros.
World Series 2019: SPOX-Prognose
Ich mache diese Head-to-Heads nun schon ein paar Jahre und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals ein so ausgeglichenes Ergebnis vorgefunden zu haben. Eigentlich denkt man, die Astros müssten überall besser sein, zumal sie in der Regular Season ja auch zehn Spiele mehr gewonnen haben. Doch wer genau hinschaut, kommt zu einem anderen Ergebnis.
Allerdings muss es hier ja eine Prognose geben, und weil die Astros nun mal diese unglaubliche Konstanz über die vergangenen drei Jahre an den Tag gelegt haben und Spiel 7 in Houston stattfindet, wo sie eine unglaubliche Macht sind (Heimbilanz: 60-21), sehe ich Houston knapp vorne. Champion: Astros in 7 Spielen.