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MLB Playoffs 2018: Schachspiel auf der einen, Schwergewichtskampf auf der anderen Seite

Jose Altuve und seine Houston Astros liefern sich einen hochklassigen Fight mit den Boston Red Sox.
© getty

Die League Championship Series der MLB Playoffs sind in vollem Gange. Nach jeweils zwei Spielen ist alles ausgeglichen in den Serien der American und National League. Doch musste das auch so kommen? Wurden entscheidende Fehler gemacht? Zeit für eine Zwischenbilanz.

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National League Championship Series

Milwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers

Spiel 1 der NLCS ging mit 6:5 an die Brewers. Dieses Spiel ist ein gutes Beispiel für die Herangehensweise der Brew Crew und deren Tücken.

Das extreme Bullpenning wurde in Reinform durchgezogen. Starter Gio Gonzalez (1 ER) durfte nur zwei Innings ran, dann übernahm Brandon Woodruff für zwei und Josh Hader für drei. Es folgten Xavier Cedeno und Joakim Soria, die sich durchs achte Inning quälten und nur zwei Outs schafften.

Das wiederum war nicht ideal, doch Jeremy Jeffress schlug - ebenfalls in wackliger Form mit zwei Hits - letztlich die Tür zu. Im neunten Inning dann beendete Corey Knebel das Spiel und besiegelte den Sieg.

Ein Ritt auf der Rasierklinge war es dennoch. Nicht nur stellt sich die Frage, warum Gonzalez nach eigentlich gutem Beginn so früh raus musste - der Homer von Machado war eben ein Homer von Machado. Solche sind manchmal schwer zu verhindern. Auch muss generell bemerkt werden, dass bei so vielen eingesetzten Pitchern eben auch mal eine Niete dabei sein kann. Viele Köche und so weiter.

Dodgers zwingen fast gesamten Bullpen der Brewers ins Spiel

Nachdem Hader fertig - und für Spiel 2 effektiv verbrannt - war, gelang es keinem Pitcher mehr, souverän durch ein Inning zu spazieren. Die Dodgers kamen freilich nicht mehr zum Ausgleich, doch sie erreichten mit ihrer Aufholjagd - vier Runs in den finalen zwei Innings - zweierlei Effekte.

Zum einen zwangen sie die Brewers dazu, nahezu ihren gesamten Bullpen - Corbin Burnes war die Ausnahme - einzusetzen und damit für Spiel 2 zumindest mal zu taxieren. Zum anderen sammelte L.A. damit Selbstvertrauen. Die Erkenntnis entstand, dass durchaus was zu holen ist gegen diesen herausragenden Bullpen.

Beides wurde letztlich zum Faktor in Spiel 2. Selbst nach dem 0:3-Rückstand nach sechs Innings ließen sich die Dodgers nicht beirren und starteten ihr dieses Mal erfolgreiches Comeback im siebten Inning.

NLCS 2018: Brewers vs. Dodgers live auf DAZN

DatumUhrzeitSpiel
Dienstag, 16. Oktober1.39 UhrLos Angeles Dodgers - Milwaukee Brewers (Spiel 3)
Mittwoch, 17. Oktober3.09 UhrLos Angeles Dodgers - Milwaukee Brewers (Spiel 4)
Mittwoch, 17. Oktober23.05 UhrLos Angeles Dodgers - Milwaukee Brewers (Spiel 5)
Samstag, 20. Oktober2.39 UhrMilwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers (Spiel 6, falls nötig)
Sonntag, 21. Oktober3.09 UhrMilwaukee Brewers - Los Angeles Dodgers (Spiel 7, falls nötig)

Und dann profitierten die Dodgers von einem Fehler im System, wenn man so will. Die Brewers und ihr Manager Craig Counsell sind mittlerweile so gepolt auf aggressive Bullpen-Nutzung, dass sie vielleicht zu aktionistisch werden in bestimmten Situation. Mit zwei Outs im sechsten Inning und mit einem cruisenden Linkshänder Wade Miley (1 Hit bis dahin) auf dem Mound gelang Chris Taylor ein Single für Los Angeles.

Nun wäre es durchaus handelsüblich gewesen, Miley, der zudem erst 74 Pitches geworfen hatte, draufzulassen. Doch übervorsichtig wie Counsell mittlerweile ist, nahm er den Starter raus und brachte Burnes. Der machte Justin Turner aus und beendete die leichte Bedrohung.

Milwaukee Brewers: Zu lange Leine für Corbin Burnes?

Burnes blieb dann im Spiel und walkte Max Muncy auf fünf Pitches. Anschließend ließ er noch ein Single an Machado zu. Erneut galt: Gut platzierter Pitch, den Machado trotzdem schlägt. Was will man machen? Jedenfalls keinen Pitch mittig über die Platte werfen, was Burnes dann gegen Cody Bellinger tat - 1:3 nur noch.

Im Anschluss kam Jeffress, der sich vom Vortag offenbar nicht erholt hatte, und gab ein Single an Joc Pederson ab - Bases loaded. Nach einem Strikeout gab er schließlich einen Walk an Austin Barnes ab - 2:3.

Dieses wacklige Inning war Counsell aber nicht Warnung genug, er blieb bei Jeffress, der anschließend noch ein Single und den entscheidenden Homerun von Justin Turner im achten Inning abgab.

Die Lehre daraus ist klar: Es gibt eben doch einen Morgen nach dem Tag, an dem man vorging, als gäbe es diesen nicht.

Speziell in Spiel 1 tat sich für die Dodgers indes noch eine andere Baustelle auf. Catcher Yasmani Grandal, der mittlerweile bei 2-17 in dieser Postseason steht, spielte katastrophal. Er leistete sich zwei Errors und zwei Passed Balls in den ersten drei Innings. Das gepaart mit seiner Schlagleistung macht es schwierig, ihn weiter aufzustellen, zumal Manager Roberts anschließend von "fehlendem Fokus" sprach. In Spiel 3 soll er aber nun doch wieder ran.

American League Championship Series

Boston Red Sox - Houston Astros

Die zwei Spiele in der ALCS lassen sich simpler herunterbrechen. Alles steht und fällt mit dem Starting Pitching. Die Astros gewannen hinter einem weitestgehend souveränen Justin Verlander gegen Red Sox, bei denen Chris Sale kaum Kontrolle hatte. Die Red Sox wiederum siegten in Spiel 2 hinter einer soliden Vorstellung von David Price gegen einen offenbar überaggressiven Gerrit Cole.

Cole sei nach Meinung von Manager A.J. Hinch "überheiß" gewesen. Er setzte vor allem auf seinen Fastball, überwarf aber seine Targets. Viele Pitches verfehlten ihr Ziel. Erschwerend hinzu kam für Cole, dass die Red Sox es wie kein anderes Team verstehen, harte Pitches (Fastballs mit 95+ Meilen pro Stunde) zu schlagen.

Sie demonstrierten dies in Spiel 2! Der Pitch, den Betts etwa zum Double machte, landete an der Innenkante der Strikezone, vielleicht etwas zu hoch, aber an der Kante. Betts schlug den Pitch mit einer Exit Velocity von 102,9 MPH. Das anschließende Single von Andrew Benintendi hatte sogar eine Exit Velo von 103,1 MPH. Und dieser Pitch war nicht mal ein Strike - er landete oberhalb der Strikezone.

Ein echter Fehler war jedoch das anschließende RBI-Single von Rafael Devers (101,3 MPH EV). Cole warf seinen Fastball mittig über die Platte. So etwas wird in aller Regel bestraft!

Boston Red Sox: Chris Sale ohne Kontrolle über Pitches

Die Probleme, die Sale in Spiel 1 hingegen befielen, waren anderer Natur. Wirklich erklärt werden konnten sie nicht. Er hatte schlicht keine Kontrolle über seinen Fastball - und sonderlich hart war dieser auch nicht. Auch sein Slider und sein Cutter verfehlten ihre Ziele nicht selten.

Jedoch resultierte das nicht in überwiegend harten Kontakt. Sale gab das 2-Run-Double an George Springer mit einer EV von 101,8 MPH ab, doch ansonsten generierte er bis dahin eher soften Kontakt. Die sonstigen hart geschlagenen Bälle landeten dagegen zu Sales Glück im Handschuh eines Feldspielers.

Dass er nach dem schwachen zweiten Inning raus musste, erklärte Manager Alex Cora so: "Von der Geschwindigkeit her war er am Ende gut. Er wollte dann auch fürs fünfte Inning rausgehen, aber ich sagte zu ihm: 'Nein, es wird eine lange Serie und wir brauchen dich.'"

ALCS 2018: Red Sox vs. Astros live auf DAZN

DatumUhrzeitSpiel
Dienstag, 16. Oktober23.09 UhrHouston Astros - Boston Red Sox (Spiel 3)
Donnerstag, 18. Oktober2.39 UhrHouston Astros - Boston Red Sox (Spiel 4)
Freitag, 19. Oktober2.09 UhrHouston Astros - Boston Red Sox (Spiel 5, falls nötig)
Samstag, 20. Oktober23.09 UhrBoston Red Sox - Houston Astros (Spiel 6, falls nötig)
Montag, 22. Oktober1.39 UhrBoston Red Sox - Houston Astros (Spiel 7, falls nötig)

Auf diese Weise ist sichergestellt, dass Sale - sollten seine Bauchschmerzen nichts Ernstes sein - am Donnerstag Spiel 5 in Texas pitchen wird. Zuvor übernimmt Nathan Eovaldi Spiel 3, weil Rick Porcello (Spiel 4) am Sonntag als Reliever ranmusste und etwas mehr Erholung benötigen wird.

Ein Fragezeichen bleibt derweil Closer Craig Kimbrel. Der hat nun drei Spiele in der Postseason 2018 gepitcht und stets einen Run zugelassen - in Spiel 4 gegen New York sogar zwei. Wenn er pitcht, ist es dieser Tage stets ein Vabanquespiel. Es darf zumindest bezweifelt werden, dass dies bis zum Ende der Playoffs gut gehen wird.

Houston Astros: Vorteil durch Off-Speed-Stuff?

Was die Astros betrifft, sind sie mit Dallas Keuchel und Charlie Morton als Starter der kommenden Spiele vielleicht sogar besser gewappnet als in den bisherigen zwei Partien. Die Red Sox sind bekanntlich Experten gegen Fastballs. Gerade Keuchel aber setzt vorwiegend auf Off-Speed-Stuff. Vorteil Houston also?

Müsste man beide Serien grob umschreiben, scheint es sich bei der NLCS tatsächlich um das angekündigte Schachspiel zu handeln, während es in der ALCS eher der Schwergewichtskampf mit offenem Visier ist. Keiner versucht den anderen taktisch zu übertrumpfen, es geht vielmehr darum, den Gegner auszuknocken!

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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