Nachdem die Arizona Diamondbacks 2017 erstmals seit Beginn des Jahrzehnts wieder die Playoffs erreicht hatten, gingen sie als eines der Topteams in die neue Spielzeit. Über weite Strecken der Saison wurden sie dieser Rolle auch gerecht, doch ausgerechnet beim Einbiegen auf die Zielgerade scheint jetzt der Motor in der Wüste zu stocken.
Die Diamondbacks gingen als Tabellenführer der National League West auf ihren sieben Spiele andauernden Kalifornien-Trip. Mit durchwachsenem Gefühl allerdings, schließlich verlor man zuvor eine Heimserie gegen die Seattle Mariners 1-2.
Dennoch durfte die Truppe von Manager Tory Lovullo durchaus optimistisch an die Aufgabe herangehen, schließlich stellten die San Francisco Giants, der erste Stopp des Trips, auf dem Papier keine ganz große Herausforderung dar. Doch die Realität sah anders aus: Die Snakes verloren die ersten beiden Partien und erzielten keinen einzigen Run.
Das Pitching ließ ganze drei Runs zu, doch ohne Offense hilft das herzlich wenig. Die Snakes erholten sich jedoch ein wenig und gewannen das Finale gegen die Giants sowie den Auftakt gegen Los Angeles im Dodger Stadium. Letzteres war besonders wichtig, schließlich waren und sind die Dodgers der wohl ärgste Konkurrent um die Krone im Westen.
Was jedoch folgte, war ein (später) Tiefschlag nach dem anderen. Dass alle drei folgenden Partien jeweils 2:3 aus Sicht Arizonas endeten, war dabei nicht mal das Schlimmste.
Diamondbacks: Pleiten gegen Dodgers nach Schema F
Die Spiele liefen im Grunde alle nach demselben Muster: Die D-backs begannen gut und durften sich auf herausragendes Starting Pitching verlassen - in den sieben Spielen an der Westküste kamen die D-backs-Starter auf einen grandiosen 1.62 ERA! Doch gegen Ende ging es dahin - jedes Mal!
Beim ersten Mal "verbockte" es Starter Zack Greinke noch selbst. Manager Lovullo ließ ihn schlicht zu lange drin. Nachdem Greinke im siebten Inning noch den 2:2-Ausgleich zugelassen hatte, ließ Lovullo den Rechtshänder auch das achte Inning pitchen. Das Ergebnis: Greinke gab auch noch die 3:2-Führung für Los Angeles ab - ein Solo-Shot von Justin Turner! Arizona erholte sich nicht mehr.
Nach dem Motto "schlimmer geht's immer" legte Arizona tags darauf nach: Erneut gingen die Snakes früh in Führung und hatten sogar bis zum achten Inning eine 2:0-Führung. Dieses Mal griff Lovullo schon früh in den Bullpen und bekam gute Leistungen von Yoshihisa Hirano, Brad Ziegler und T.J. McFarland bis zum Ende des siebten.
Das Problem mit einer so heftigen Belastung des Bullpens ist jedoch, dass die Chance besteht, dass man auch mal einen Pitcher erwischt, der keinen guten Tag hat. So geschehen am Samstag: Der in der zweiten Saisonhälfte mächtig schwächelnde Rauschebart-Enthusiast Archie Bradley (7.79 ERA in der zweiten Saisonhälfte) brach regelrecht auseinander. Er ließ zwei Base Runner zu und war dann für den 3-Run-Homerun von Matt Kemp zum 3:2 für Los Angeles verantwortlich.
Um dem Trauerspiel die Krone aufzusetzen, gab Bradley letztlich am Sonntag auch noch das Walk-Off-RBI-Double von Kemp zur dritten Pleite in Serie ab. Das wiederum, nachdem Lovullo insgesamt acht Pitcher einsetzte und Closer Brad Boxberger nach nur zwölf Pitches und zwei Walks wieder aus dem Spiel genommen hatte.
Arizona Diamondbacks: Offensive streikt auf Kalifornien-Trip
In sieben Auswärtsspielen erzielten die Diamondbacks somit nur einmal mehr als zwei Runs und beendeten den Road-Trip 2-5. Zu allem Überfluss gaben sie damit auch die Führung der NL West ab und sind nur noch Dritter.
Nachdem das Team im Vorjahr nach durchweg starker Saison die lange Playoff-Durststrecke beendet hatte, dann aber durch einen Sweep an den Dodgers in der NLDS gescheitert war, wurde im Winter am Kader geschraubt.
Im Dezember kam Relief Pitcher Hirano aus Japan, Catcher Alex Avila stieß im Januar dazu und im Februar gelang ein Trade für Outfielder Steven Souza Jr. (Tampa Bay). Zudem wurde mit Jarrod Dyson ein weiterer fähiger Outfielder als Free Agent importiert. Damit nicht genug, denn während der Saison rüsteten die D-backs weiter kräftig auf.
Pitcher Clay Buchholz kam im Mai und erlebt derzeit seinen zweiten Frühling, zudem wurde im Juli der Bullpen mit Jake Diekman und Rückkehrer Brad Ziegler aufgemotzt, nachdem Closer Boxberger bereits im November per Trade aus Tampa Bay geholt wurde. Fürs Infield kam schließlich Eduardo Escobar von den Twins.
Das Team wurde also stetig verbessert, um es vor allem mit den Dodgers aufzunehmen. Zum Saisonstart funktionierte dies auch blendend. Man startete stark in die Saison und gewann unter anderem die ersten fünf Spiele gegen die Dodgers in Serie. Zusammen mit den Rockies enteilte man dem Topfavoriten.
Los Angeles Dodgers steigern sich stetig 2018
Doch das Bild veränderte sich schnell. Die Dodgers wurden immer besser und die Diamondbacks gerieten im Mai in eine ausgedehnte Krise. Zeitweilig verloren sie einmal sechs und einmal sieben Spiele in Serie. Der Vorsprung war futsch.
Seither ist es ein regelrechtes Hauen und Stechen im Westen, mit ständig wechselnden Spitzenreitern. Mal sind es die Dodgers, mal die Rockies oder eben Arizona. Anfang September nun hat Colorado wieder die Oberhand. Laut FanGraphs haben aber die Dodgers die besten Chancen auf die Playoffs.
Demnach liegen die Chancen der Dodgers, die NL West zu gewinnen, bei 70,8 Prozent - Playoff-Wahrscheinlichkeit: 83,8. Die D-backs wiederum haben nur noch eine Chance von 9,4 Prozent auf die Division, in Sachen Wildcard liegen sie nun bei 16,2 Prozent. Der Hauptgrund für diese düstere Prognose ist dabei simpel: Das Restprogramm ist richtig hart.
Neben noch fünf Spielen gegen West-Schlusslicht San Diego stehen nur noch Duelle mit Teams an, die ziemlich sicher in die Playoffs kommen werden und entsprechend gute Bilanzen vorweisen. Es geht viermal gegen die richtig heißen Braves, sieben Mal gegen die Rockies - vier davon in Denver - dreimal geht es noch zum Champion nach Houston sowie je dreimal gegen die Cubs und Dodgers. Sollten Snakes da unbeschadet rauskommen, wäre das äußerst bemerkenswert!
National League: Arizona hat viertbeste Run-Differenz
Da hilft es dann auch wenig, dass die D-backs über die viertbeste Run-Differenz in der NL verfügen, was normalerweise ein klarer Indikator für eine erfolgreiche Saison gilt.
Es droht ein erneutes Scheitern auf dem Weg Richtung Playoffs. Wie schon in den letzten Jahren. Seit ihrer Premierensaison 1998 gelang es den Diamondbacks genau ein Mal, zweimal in Serie die Playoffs zu erreichen - 2002 verteidigten sie ihren West-Titel, nachdem es 2001 zum bisher einzigen World-Series-Triumph langte.
Das Abschneiden der Arizona Diamondbacks seit 2011
Jahr | Siege | Niederlagen | Siegquote | Platzierung | Playoffs |
2011 | 94 | 68 | .580 | 1. NL West | NLDS |
2012 | 81 | 81 | .500 | 3. NL West | - |
2013 | 81 | 81 | .500 | 2. NL West | - |
2014 | 64 | 98 | .395 | 5. NL West | - |
2015 | 79 | 83 | .488 | 3. NL West | - |
2016 | 69 | 93 | .426 | 4. NL West | - |
2017 | 93 | 69 | .574 | 2. NL West | NLDS |
Nun stellt sich unweigerlich die Frage, wie es über 2018 hinaus weitergeht in der Wüste. Stand jetzt steht der Kern des Teams mindestens bis Ende 2019 unter Teamkontrolle, obgleich es auch einige namhafte Free Agents geben wird, darunter Outfielder A.J. Pollock und natürlich Linkshänder Patrick Corbin, der sicherlich einer der teuersten Pitcher auf dem Markt werden wird. Superstar Paul Goldschmidt hingegen kann per Teamoption für ultra-teamfreundliche 14,5 Millionen Dollar gehalten werden.
Insgesamt stehen erst 65 Millionen Dollar garantiert auf der Payroll, die in diesem Jahr zu Saisonbeginn bei über 131 Millionen Dollar lag, was für die noch recht junge Franchise einen Allzeitrekord bedeutete.
Schaut man sich das heutige Team genauer an, fällt auf, dass gerade offensiv aber durchaus Raum für Verbesserungen besteht. Nur Goldschmidt (143 OPS+), David Peralta (127 OPS+) und Pollock (104 OPS+) schlagen in diesem Jahr über dem Ligaschnitt - hinzu kommen freilich noch Escobar (113 OPS+) und Utility Guy Daniel Descalso (111 OPS+), doch zu viele Stammkräfte blieben offensiv deutlich unter ihren Möglichkeiten.
Die Pitching Rotation hingegen ist der große Rückhalt des Teams. Allen voran Zack Greinke (147 ERA+) und Corbin (142 ERA+) ragen heraus, wobei Buchholz seit seiner Ankunft alles überragt (211 ERA+). Und auch der Bullpen ist von den Gesamtzahlen her großartig, obgleich die letzten Ergebnisse dieses Bild etwas trüben.
D-backs sollten im Winter nachlegen
Die Diamondbacks können und werden den Rest dieser Saison freilich keineswegs abschreiben, zu nah dran ist man an der Spitze der Division und zumindest noch in Schlagdistanz in Sachen Wildcard. Doch zumindest im stillen Kämmerlein sollte sich schon der eine oder andere Funktionär des Teams Gedanken machen, wie im Falle des Misserfolgs die Zukunft begangen werden sollte.
Der Kern des Teams ist gut genug, wie das Vorjahr gezeigt hat, aber zu viele Schwachstellen könnten dem großen Wurf im Wege stehen. Schwachstellen, die vermutlich nicht intern behoben werden können.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.