Der größte Unterschied des MLB Drafts zu den Drafts der anderen großen US-Sportligen ist sicherlich dessen Unberechenbarkeit. Hat man in NFL, NBA und NHL meist schon vorher einen recht guten Eindruck, wer denn mit den ersten Picks gezogen wird, tappt man in der MLB fast immer im Dunkeln.
2018 jedoch könnte dies anders sein. Schaut man sich die einzelnen Mock Drafts oder hört sich die Einschätzungen von Scouting-Experten an, dann taucht im Zusammenhang mit dem ersten Pick, den die Detroit Tigers halten, vor allem ein Name auf: Casey Mize.
Der Starting Pitcher der Auburn University gilt als klare Nummer 1 im Draft, ebenso in den Top-100-Listen zahlreicher Prospect-Seiten wie MLB Pipeline. Der Rechtshänder verkörpert dabei so ziemlich alles, was ein zukünftiges Ace in der MLB ausmacht.
Mize kam im Schnitt auf knapp sieben Innings pro Start, was auf dem College allein schon eine ganze Menge und auch in der MLB dieser Tage keine sichere Sache mehr ist. Er ist allerdings weit mehr als nur ein "Workhorse". Er ist auch ein Strikeout-Künstler! In seiner dreijährigen College-Karriere kam er auf mehr als 10 Strikeouts pro 9 Innings. Und er verfügt über eine großartige Kontrolle, was seine 301 Strikeouts, denen nur 37 Walks gegenüberstehen, unterstreichen. 2018 ist dieses Verhältnis sogar 133 zu 10!
Casey Mize wirft "vernichtenden" Splitter
Möglich macht dies sein beeindruckendes Arsenal an Pitches. Neben seinem Fastball, den er in den hohen 90-MPH-Bereich prügeln kann - ohne große Anstrengung, versteht sich -, verfügt er zuvorderst über einen Splitter im hohen 80-MPH-Bereich, den Draft-Experte Keith Law von ESPN als "vernichtend" gegen Rechtshänder bezeichnet.
Keith Law, der Draft-Experte von ESPN, ist sogar so begeistert vom Splitter, dass er ihn als "Double-Plus" einstuft, ihm also ein Scouting-Grade von 70 gibt. In aller Regel gehen Scouting-Grades von 20 bis 80, eine 70 ist also schon sehr, sehr stark. Law geht so weit zu sagen, dass Mizes Splitter der "beste Swing/Miss-Pitch dieser Draft-Klasse" sei. MLB Pipeline scheint diese Einschätzung zu teilen.
Casey Mize: Scouting-Grades laut MLB Pipeline
Fastball | Slider | Splitter | Control | Overall |
60 | 60 | 70 | 60 | 60 |
Der Fastball, der normalerweise im unteren bis mittleren 90-MPH-Bereich "sitzt", wird ebenfalls als 60 eingestuft und verfügt über eine überdurchschnittliche Bewegung, zudem kontrolliert Mize diesen Pitch sehr gut.
Darüber hinaus wirft er einen Slider, den man aber auch als Kombination aus Curveball und Slider bezeichnen kann. Er fliegt im mittleren 80-MPH-Bereich und ist noch ausbaufähig (Grade: 55). Zudem ist da noch ein Cutter, der mindestens als überdurchschnittlich bezeichnet werden kann und besonders effektiv gegen Linkshänder ist.
MLB Draft: Casey Mize gilt als extremer Groundball-Pitcher
Grundsätzlich handelt es sich bei Mize um einen Pitcher, den jedes Team vom Typ her lieben würde: Er ist ein extremer Groundball-Pitcher und forciert Pitches in den unteren Teil der Strikezone mit seinem Fastball. Homeruns gegen ihn werden wohl eine Seltenheit bleiben - zumal seine beste Eigenschaft sicherlich seine Kontrolle ist.
Ganz ohne Risiko ist aber auch Casey Mize nicht. Der Rechtshänder verpasste den Start seiner Sophomore-Saison 2017 mit Ermüdungsverschleiß im Arm. Davon hat er sich offensichtlich erholt, wie seine 95 Innings 2018 untermauern. Aber ignorieren darf man diese Episode eben auch nicht.
Wie so viele andere Pitcher dieser Draftklasse wirft auch er seine Pitches aus einem 3/4-Slot. Das ist aber kein Problem. Problematisch wird es erst beim Blick auf seinen gesamten Körper. Mizes Pitch-Bewegung legt scheinbar zu viel Fokus auf den Arm und vernachlässigt die so wichtige Beinarbeit.
Diese Tendenz kann man sicher mit gezielter Arbeit beheben, zumal es auf die Dauer besser für den Arm wäre, nicht die volle Last bei Pitches zu tragen.
Auburn Tigers: Casey Mize als höchster Pick überhaupt?
Dafür bewegt er sich aber während des Pitchs immer recht direkt zur Platte und hat damit eine gute Defensiv-Position, sobald der Ball ins Spiel kommt - was bei Groundball-Pitchern nicht ganz unwesentlich ist. Außerdem ist ein Release Point äußerst konstant.
Für Auburn hätte eine hohe Selection zudem einen ganz besonderen Stellenwert. Seit 2001 hatte Auburn keinen Erstrundenpick mehr - Gabe Gross ging damals an 16. Stelle zu den Toronto Blue Jays. Mehr noch: Nie zuvor ging ein Auburn-Spieler als erster Pick insgesamt aus dem Draft. Mize könnte also für ein absolutes Novum sorgen.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.