Singer ist kein unbeschriebenes Blatt, was den MLB Draft angeht. Bereits 2015 wurde er aus der High-School gedraftet und zwar von den Toronto Blue Jays in der zweiten Runde. Doch es kam zu keiner Einigung.
Stattdessen entschloss sich der Rechtshänder dazu, ein Stipendium von der University of Florida anzunehmen, schließlich stammt er aus Eustis/Florida und ging auch dort auf die High-School.
Seinen vermeintlichen Höhepunkt erlebte er mit den Gators bereits 2017 in Omaha/Nebraska. Dort nämlich gewann er mit seinem Team die prestigeträchtige College World Series und stellte dabei gegen den Rivalen LSU in Spiel 1 mit zwölf Strikeouts einen neuen Finals-Rekord auf.
Singer begann seine College-Karriere allerdings im Bullpen. 2016 fungierte er als Reliever und überzeugte eher nicht: Ein 4.95 ERA über 44 Innings sorgte für wenig Begeisterung. Doch seine Freshman-Saison machte er schnell vergessen. In der berühmten Cape Cod Summer League präsentierte sich Singer deutlich verbessert und kam auf einen 0.82 ERA über 22 Innings mit 20 Strikeouts und nur zwei Walks.
Diesen positiven Trend setzte Singer dann 2017 in der Rotation fort. Das lief dann so gut, dass er schon gegen Ende des Jahres als Top-Talent des 2018er Drafts in manchen Augen aufstieg. Da er auch 2018 seine bisher gezeigten Leistungen bestätigte, scheint Singer weiter auf Kurs Top 10 im Draft zu sein - vielleicht sogar First Overall.
MLB Draft 2018: Brady Singer verfügt über drei gute Pitches
Was seine Fähigkeiten betrifft, wirft er einen Fastball im Bereich von 95 bis 96 Meilen pro Stunde, der gegen Rechtshänder nach innen "bohren" kann. Ferner ist da ein "Plus Slider", also ein Breaking Pitch, der überdurchschnittlich effektiv ist. Jedoch scheint er dann und wann noch Probleme zu haben, diesen Pitch auch entsprechend zu kontrollieren. Swing-and-Miss-Potenzial steckt jedoch klar in ihm.
Und dann wäre da noch ein Changeup, den ihm manche Scouts 2017 noch bemängelten. 2018 jedoch hatte Singer den Pitch soweit weiterentwickelt, dass er mittlerweile auch als überdurchschnittlich bezeichnet werden darf. Scout Burke Granger von 2080 Baseball beschrieb Singers Changeup wie folgt: Der Pitch verfüge über eine überdurchschnittliche Täuschung für den Hitter, habe eine gute Fall-Action und breche erst im letzten Moment aus der Strikezone.
Unterm Strich darf hier also von drei "Plus-Pitches" gesprochen werden, was mehr ist, als so mancher etablierter Major-Leaguer dieser Tage vorzuweisen hat.
Aber alles ist dann doch nicht positiv, was Singer betrifft. Er setzt auf eine eher ungewöhnliche Pitching Motion. Seinen Arm hält er in der sogenannten 3/4-Position und seine generelle Bewegung kann man am besten als eine Art verkürzte Windup-Stellung bezeichnen. Zudem ist in seiner Gesamtbewegung ein gewisses Zucken zu erkennen, eine Art elastische Bewegung der Beine. Das ist unkonventionell und lässt bei manchem Scout Alarmglocken schrillen.
Brady Singer: Wurfbewegung als Defizit?
Über weite Teile seiner College-Zeit, speziell 2017 und '18, schaffte es Singer dennoch, die Bewegung konstant zu wiederholen. Doch er zeigte auch Tage, an denen es nicht sauber gelang, was auch dazu führte, dass sich seine Arm-Position und der Release-Punkt verändert. Und genau das will man nicht von einem Pitcher. Die Ergebnisse stimmten allerdings trotzdem.
Die Frage für interessierte Teams wird daher sein, ob man dieses Detail als wichtig erachtet. Sprich: Ist man gewillt, darüber hinwegzusehen, weil man denkt, man könne dies im Training beheben? Oder ist dies doch ein zu großes Defizit, sodass man lieber auf einen anderen Spieler setzt mit seinem Erstrundenpick?
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