Haarscharf waren die Yankees in der American League Championship Series in Spiel 7 an den Houston Astros gescheitert, beinahe hätte das Team also in die World Series geschafft. Ein mehr als überraschend gutes Abschneiden der jungen Truppe von Joe Girardi, die Erwartungen vor der Saison hatte er weit übertroffen.
Dennoch musste Girardi, der mit dem Team 2009 die bisher letzte von 27 World Series gewann, seinen Hut nehmen: Nach einer Dekade unter dem früheren Yankees-Catcher entschied sich das Front Office um General Manager Brian Cashman, einen anderen Weg einzuschlagen. Was nicht wenige überraschte. "Er hatte in seinen zehn Jahren große Erfolge", erklärte Yankees-Legende Derek Jeter, der Ende der 90er mit Girardi, später dann unter ihm gespielt hatte. "Ich habe größten Respekt vor ihm. Aber es ist nun mal ein Business."
Girardi, aus einer Arbeiterfamilie stammend, war immer mehr Arbeitstier als großer Kommunikator. Kritiker werfen ihm vor, dass er der Analytics-Welle, die seit einigen Jahren durch den Sport rollt, nur widerwillig gefolgt ist, und dass er die Sprache der neuesten Spielergeneration nicht mehr spricht - und die Kader der MLB-Franchises werden derzeit immer jünger. Auch das Verhältnis zu den New Yorker Medien war nicht immer das Beste.
Was muss der neue Yankees-Manager mitbringen?
Da selbst das gute Abschneiden in dieser Saison nichts daran änderte, dass Girardis Vertrag in der Bronx nicht verlängert wurde, könnten die Zeichen schon länger auf Trennung gestanden haben. Cashman wird also den einen oder anderen Namen in der Schublade haben.
Ein Typ der Marke Jürgen Klopp soll es sein, für den die Spieler brennen, der die Medien um die Finger wickeln oder zumindest souverän mit ihnen umgehen kann. Jemand, der den jungen Kader, aufstrebende Stars wie Aaron Judge, Gary Sanchez oder Luis Severino weiterentwickeln kann. Der tief in die neuesten Analytics-Methoden eingetaucht ist. Natürlich jemand, der am Ende auch die nötigen Siege holt. Und, ganz wichtig: jemand mit Yankees-Stallgeruch.
Die klassische Quadratur des Kreises also. Läge ein solcher Manager offenkundig auf der Hand, die Yankees - oder ein anderes Team - hätten ihn wohl längst geholt. Cashman muss sich also überlegen, in welcher Hinsicht er Abstriche machen will. Gleichzeitig ist man aufgrund des langen Playoff-Runs spät dran. Die Boston Red Sox etwa haben sich mit Alex Cora von den Houston Astros eines der vielversprechendsten Manager-Talente gesichert, ebenso die New York Mets mit Mickie Callaway.
Wer steht auf Cashmans Liste weit oben? SPOX gibt einen Überblick.
Manager-Kandidaten für die Yankees: Interne Lösungen
Hinter Girardi tummeln sich noch so einige Namen auf der Coaching-Leiter der Yankees. Tony Pena etwa ist schon seit 2005 First Base Coach in New York City und war zuvor als Manager der Royals tätig. Ihm wurde damals Girardi vorgezogen, seitdem war er mehrfach Kandidat bei anderen Franchises und führte die Dominikanische Republik im World Baseball Classic 2013 zum Titel. Was gegen den früheren Catcher spricht: Mit 60 Jahren ist Pena nicht mehr der Jüngste.
Rob Thompson wäre ebenfalls ein Kandidat. Seit mittlerweile schon 28 Jahren tummelt sich der 54-Jährige in der Organisation, ob in der Minor League, dem Player Development oder an der dritten Base. Derzeit gibt Thompson den Bench Coach. Bei den Blue Jays wäre er einmal fast zum Manager aufgestiegen, dann entschied man sich aber doch für John Gibbons.
Geht man eine Ebene tiefer, wäre da Al Pedrique. Der 57-Jährige wurde in den letzten beiden Jahren zum Triple-A-Manager des Jahres gewählt, 2016 holte er den Titel. Er hat so ziemlich alle Jungstars der Yankees bereits gecoacht, die nötigen Beziehungen zu den Spielern und zum Front Office sind also da. Nachteil: Bis auf eine halbe Saison als Interimsmanager der Diamondbacks 2004 fehlt ihm aber Erfahrung in der MLB.
Möglicherweise schaut sich Cashman auch in seiner unmittelbaren Umgebung um: Tim Naehring ist derzeit Vice President of Baseball Operations, er kennt sich bei den Analytics und in der Spielerentwicklung hervorragend aus, hat aber keine Erfahrung als Manager.
Manager-Kandidaten für die Yankees: Erfahrene Kandidaten
Sollte Cashman einen erfahrenen Mann holen wollen, gäbe es derzeit Optionen: Neben den Yankees haben noch zwei weitere Playoff-Teams ihren Manager vor die Tür gesetzt - gleich drei solche Entlassungen hatte es in einer Offseason noch nie gegeben. John Farrell holte mit den Red Sox 2013 den Titel, er hat die Erfolge, kennt die AL East und weiß, wie es mit den Medien läuft. Aber er käme eben auch vom Erzrivalen - und dann gab es ja noch diese Episode mit der Apple Watch ...
Dusty Baker von den Nationals wäre ein großer Name. Der 68-Jährige war mit den Nats in den letzten Jahren zumindest in der Regular Season sehr erfolgreich und kennt sich mit Stars aus. Dass er in der Hauptstadt entlassen wurde, soll nicht allen Spielern gefallen haben. Für einen Girardi-ähnlichen Run wäre Baker aber wohl schon zu alt.
Und sonst? Brad Ausmus, bisher bei den Tigers, brächte Playoff-Erfahrung mit. Vergessen darf man aber auch Pete Mackanin nicht, der bei den Phillies ins Front Office wechseln musste. Der 66-Jährige hat bereits als Scout für Cashman gearbeitet und schon alles gesehen. Aber auch gegen ihn spricht das Alter: Es war kein Zufall, dass die drei ältesten MLB-Manager der Saison 2017 abgesägt wurden - auch hier geht der Trend klar zur Jugend.
Außenseiter wäre Don Mattingly, der frühere Yankee-Superstar, der 2007 ebenfalls für den Job interviewt wurde. Danach ging es für Mattingly zu den Dodgers, derzeit steht er bei den Marlins als Manager unter Vertrag. Aber wenn Derek Jeter die Franchise komplett umkrempelt, könnte er zu haben sein ...
Manager-Kandidaten für die Yankees: Außenseiter
Vielleicht geht Cashman auch volles Risiko und zaubert einen Kandidaten aus dem Hut, der ganz ohne MLB-Erfahrung an die Sache herangeht. Amerikanische Medien haben zum Beispiel Raul Ibanez ins Gespräch gebracht: Der frühere Outfielder spielte 2012 hervorragende Playoffs für die Yankees und wurde nach dem Karriereende immer als zukünftiger Manager gehandelt. Er kennt Cashman, ist Medien-affin und ein Mann fürs Klubhaus. Derzeit ist er Assistent bei den Dodgers.
Ebenfalls ein früherer Yankee: Jason Giambi, der sich als Spieler auch als Mentor für den Nachwuchs auszeichnete. Giambi bringt allerdings wie Ibanez keinerlei Erfahrung mit. Und noch ein Dark Horse: Eric Chavez, der zwei Jahre für die Yankees spielte und 2015 Berater von Cashman war. Derzeit gibt er den Assistent bei den Los Angeles Angels.
Und dann wäre ja immer noch Alex Rodriguez. Nichts würde größere Schlagzeilen machen, als A-Rod zurückzuholen, der derzeit als Analyst bei Fox Sports brilliert. Er kennt den Sport in- und auswendig und die jungen Spieler im Klubhaus noch aus seiner Zeit als Spieler. Allerdings ist nicht einmal sicher, ob Rodriguez überhaupt eine Laufbahn als Manager anstrebt - und zum Front Office hatte er als Profi auch nicht immer den besten Draht.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.