Jenny Wolf musste sich beim Abschied vom Olympia-Eis mit der guten Atmosphäre trösten, Monique Angermüller war vor lauter Frust den Tränen nahe: Die deutschen Sprinterinnen haben im 1000-m-Rennen der Winterspiele in Sotschi eine unglückliche Figur abgegeben. Beim ersten chinesischen Eisschnelllauf-Gold der Olympia-Geschichte durch Zhang Hong hofften alle vier deutschen Läuferinnen vergeblich auf eine Top-Ten-Platzierung.
Die deutsche Meisterin Judith Hesse landete als beste Starterin der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) in 1:15,84 Minuten auf dem elften Platz. Wolf, die nach der Saison ihre Karriere beenden wird, verbrachte ihren finalen Auftritt auf der Olympia-Bühne außerhalb des Rampenlichts und landete in 1:17,99 Minuten abgeschlagen auf Platz 25. Gabriele Hirschbichler (Inzell/1:18,00) wurde 26., Angermüller stürzte und schied aus.
Sieg mit Bahnrekord
Der Sieg ging an Zhang Hong, die in 1:14,02 Minuten den Bahnrekord deutlich verbesserte und 3000-m-Olympiasiegerin Ireen Wüst (1:14,69) sowie deren niederländische Teamkollegin Margot Boer (1:14,90) klar auf die Plätze verwies.
Wolf, über Jahre die einzige deutsche Konstante in der Sprint-Weltspitze, ließ am Donnerstag zunächst noch einmal ihre Stärken aufblitzen. Antrittsschnell und kraftvoll nahm sie das letzte Olympiarennen ihrer Karriere in Angriff und brachte eine starke erste Runde auf das Eis. In der Folge ging der 500-m-Spezialistin allerdings wie erwartet die Luft aus - mit den Händen auf die Knie gestützt trudelte sie aus, fand aber schnell Kraft für vereinzelte Grüße an das Publikum.
"Es ist nicht ganz so gut gelaufen, ich kam nicht so in den Rhythmus. Aber das ist nicht so schlimm. Ich wollte das Rennen mitnehmen und die Atmosphäre genießen. Deshalb kann ich zufrieden sein", sagte die 35 Jahre alte Berlinerin.
Deutsche enttäuschend
Angermüller erlebte einen Tag zum Vergessen. Die Berlinerin leistete sich erst einen Fehlstart, verlor dann in der zweiten Kurve auf der Innenbahn das Gleichgewicht und kam zu Fall. Auf dem Rücken liegend schrie die 30-Jährige vor Frust durch die Adler Arena.
Zuvor hatte auch die deutsche Meisterin Judith Hesse erneut schwache Nerven gezeigt. Die Erfurterin, die am Dienstag über 500 m nach zwei Fehlstarts disqualifiziert worden war, patzte auch am Donnerstag beim ersten Versuch. Im zweiten Anlauf lief jedoch alles glatt - Hesse konnte mit ihrem Lauf letztlich zufrieden sein.
Wolf hatte am Dienstag mit dem sechsten Platz über 500 m die erhoffte zweite Olympia-Medaille verpasst. Schon da war klar, dass Silber in Vancouver Wolfs einziges olympisches Edelmetall bei vier Teilnahmen bleiben würde.
Die Berlinerin, die sich künftig auf ihr Privatleben abseits des Leistungssports konzentrieren will, feierte fünf Weltmeistertitel, 61 Weltcupsiege und diverse Welt- und Bahnrekorde. Wolf wird noch bis Saisonende die Weltcups in Inzell und Heerenveen bestreiten, dann ist endgültig Schluss.