Dichter Nebel, miserable Loipen-Verhältnisse und genervte Athleten: Wetterkapriolen in den Bergen von Krasnaja Poljana stellen die Biathleten zu Beginn der zweiten Olympiawoche auf eine Geduldsprobe.
Der Massenstart der Männer wurde zum zweiten Mal abgesagt und auf Dienstag (11.30/14.30 Uhr MEZ/OZ) verschoben. Ursprünglich sollte das Rennen über 15 km am Sonntagabend stattfinden. Ob der Massenstart der Frauen am Montag (16.00/19.00 Uhr MEZ/OZ) ebenfalls neu terminiert werden musste, stand zunächst nicht fest.
Bis zum Montagnachmittag hatten sich die Verhältnisse in der Bergregion Krasnaja Poljana nicht entscheidend verbessert, die Sichtweite betrug weiterhin nicht mehr als 20 Meter. An einen regulären Wettkampf war nicht zu denken - nicht beim ersten Versuch um 10.00 Uhr Ortszeit und auch nicht bei der zweiten Ansetzung um 15.30 Uhr.
Verständnis für die Entscheidung
Die deutschen Biathleten reagierten mit Verständnis auf die Entscheidung. "Die Absage des Männer-Rennens war ohne Frage die richtige Entscheidung. Bei Olympischen Spielen sollen in jedem Wettkampf reguläre Bedingungen herrschen."
"Wenn man die Scheiben aber nicht genau sehen kann, ist das einfach nicht mehr gegeben", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. Der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) meinte: "Wir müssen jetzt das Beste daraus machen."
Doppel-Olympiasieger Martin Fourcade aus Frankreich reagierte mit Humor auf das Terminchaos und entschuldigte sich bereits am Morgen bei seinen Fans, die zeitig aus dem Bett gekrochen waren. "Dankt nicht mir dafür, dass ihr um sieben Uhr für nichts aufgestanden seid!", schrieb der 25-Jährige auf seiner Facebook-Seite und riet zu "einem Nickerchen".
Einblick in das Gefühlsleben der Athleten gab Matthias Ahrens, deutscher Trainer der Kanadier. "Es ist eine sehr schlechte Situation für die Sportler. Nach der Absage gestern sind sie früh ins Bett, um früh am Morgen wieder im Stadion zu sein. Dann haben sie nur erfahren, dass wieder verschoben wurde", sagte Ahrens: "Wir konnten nichts machen als Trockentraining beim Schießen im Funktionsgebäude."
Stahlender Sonnenschein
Die Region um Krasnaja Poljana macht ihrem zweifelhaften Ruf als "Waschküche" alle Ehre - und die Wettervorhersage für die nächsten Tage verheißt nichts Gutes: Selbst wenn sich der Nebel lichten sollte - angesagt sind am Dienstag und Mittwoch Regen und Temperaturen zwischen 4 und 8 Grad. Der Schnee könnte sich mit Wasser vollsaugen, was zum nächsten Problem führen würde. Bereits am Montag nieselte es konstant.
Nach einer ersten Woche mit Traumwetter ist im Biathlon-Stadion "Laura" auf 1500 Metern Höhe die Strecke mittlerweile das große Sorgenkind. "Das Salz in den Loipen funktioniert nicht. Es wurden zwar alle Strecken gesalzen, aber es reagiert nicht mit dem Schnee", sagte Fabrizio Curtaz, Mitglied der offiziellen Jury für die Biathlon-Wettbewerbe.
In den vergangenen Tagen weichten die Strecken bei strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen von bis 13 Grad immer mehr auf. Um dem Schnee die Feuchtigkeit zu entziehen und ihn so wieder hart und griffig zu machen, kam es zum Einsatz von Salz.
Schon mehrfach Wetterkapriolen
Die Strecke war am Montag um 9.00 Uhr für die Athleten geschlossen worden, anschließend wurde weiter präpariert. Eventuell muss sogar die oberste Schneeschicht abgezogen werden, damit das Problem endgültig gelöst werden kann.
Wetterkapriolen haben den Biathleten in diesem Winter schon mehrfach zu schaffen gemacht. Zuletzt war die Frauenstaffel bei der Sotschi-Generalprobe in Antholz/Italien wegen Nebels noch während des Rennens abgebrochen worden.
Windböen der Stärke 7 hatten außerdem bereits zum Saisonauftakt in Östersund Anfang Dezember zu einem Abbruch der Verfolgung der Frauen geführt. Das anschließende Männerrennen in Schweden war komplett abgesagt worden.