Am Montag fordern Boll und Co. Weltmeister und Olympiasieger China im vorweggenommenen Endspiel heraus. Bei einer Niederlage bliebe noch das Spiel um Platz drei.
Daran denkt im deutschen Team derzeit niemand, zumal Sorgenkind Boll seine Schwäche nach zuletzt zwei Niederlagen überwunden hat. In gerade einmal 19 Minuten erledigte der 31-Jährige Österreichs Ex-Weltmeister Werner Schlager mit 3:0. "Die Erleichterung ist da, dass es wieder normaler läuft. Irgendwann musste der Knoten ja platzen", sagte Boll.
Die Sonderschicht mit Co-Trainer Zhu Xiaoyong am Samstag hatte sich voll ausgezahlt. Gegen China muss die nächste Leistungssteigerung folgen. "China muss das passieren, was mir passiert ist. Ich habe mich auch als Favorit gesehen. So etwas kann schnell umschwenken", betonte Boll. Am Samstag hatte er beim 3:1 gegen Schweden sein Einzel gegen der 46 Jahre alten Jörgen Persson verloren.
Vor Bolls Punkt gegen Schlager hatte der nach seiner Einzelmedaille mit immensem Selbstvertrauen ausgestattete Ovtcharov die Olympiazweiten von Peking in Führung gebracht. Der zuletzt starke Robert Gardos war ohne Chance und gewann gegen den 23-Jährigen nicht mal einen Satz. "Ich bin derzeit auf einem Hoch. Ich wünschte, ich würde mich jeden Tag so fühlen", sagte Ovtcharov. Das Doppel Boll/Steger siegte letztlich 3:1 gegen Gardos/Chen Weixing und erlöste die überforderten Österreicher.
X-ter Anlauf gegen China
Für die deutsche Auswahl steht am Montag der x-te Anlauf auf den chinesischen Thron an. Zuletzt bekam das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf im Endspiel der Team-WM in Dortmund im März die Grenzen aufgezeigt, als China sich mit einem 3:0 Gold sicherte. "Wir probieren es wieder, wir haben nichts zu verlieren", sagte Roßkopf: "Auch in Dortmund habe ich das nicht so klar gesehen wie das Ergebnis war."
Obwohl ausgerechnet Boll in der ExCel-Arena bisher nicht auf seinem höchsten Niveau gespielt hat, fürchtet China das deutsche Team wie kein anderes. "Deutschland ist immer stark und sie sind unser Hauptrivale im Kampf um Gold", sagte Trainer Liu Guoliang. Vor vier Jahren in Peking hatte sein Team im Endspiel allerdings keine Probleme mit Boll und Co.
Tränen der Damen nach dem Aus
Für die Damen sind die Olympischen Spiele bereits tränenreich zu Ende gegangen. Nach dem 0:3 im Viertelfinale gegen Japan war das Trio untröstlich. "Man erwartet irgendwie ein olympisches Wunder, aber dann tritt es nicht ein", sagte Vize-Europameisterin Irene Ivancan.
Mit Platz fünf verbuchte das Team um die Berlinerin Ivancan, Jiaduo Wu und Kristin Silbereisen (beide Kroppach) immerhin ein deutlich besseres Ergebnis als noch bei der olympischen Premiere des Wettbewerbs in Peking. Bei den Sommerspielen vor vier Jahren hatte es nur zu Platz 13 gereicht. "Wir haben uns hier sehr gut präsentiert gegen eine Mannschaft, die nicht zu Unrecht auf Platz zwei hinter den übermächtigen Chinesinnen gesetzt ist", befand Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.