SPOX: Sie selbst sind als Mitglied der CSU politisch aktiv und sitzen seit 16 Jahren im Kreisrat. Wie denken Sie über die viel kritisierte Olympia-Vergabe an Südkorea?
Hackl: Dass die Spiele in Südkorea ausgetragen werden, ist bei einer vernünftigen Bewerbung erstmal völlig legitim. Allerdings ist die olympische Bewegung in eine Schieflage geraten, wenn man sieht, dass demokratische Länder wie Deutschland, die Schweiz, Norwegen oder Kanada es in Bürgerentscheiden ablehnen, Olympische Spiele auszurichten und sagen, dass die Abkommen des IOC unfair sind und Knebelverträgen gleichkommen.
SPOX: Sie selbst haben Sich aktiv für Olympia 2018 in München eingesetzt.
Hackl: Richtig, ich habe da mein Herzblut reingesteckt und war entsprechend enttäuscht, als die Bürger am Ende dagegen gestimmt haben. Allerdings muss man solch eine demokratische Entscheidung akzeptieren und im Nachgang auch mal überlegen, warum die Leute so gewählt haben. Obwohl Werbe- und TV-Einnahmen explodieren, wird der Steuerzahler des Veranstaltungslandes über Gebühr belastet. Das ist einfach nicht mehr in Ordnung. Das IOC ist ein Klub von honorigen Herren, die alles in der Hand halten, dabei aber sehen sollten, dass sie die Einnahmen gerechter verteilen. Man muss sich nur mal die olympischen Regeln anschauen: Als Sportler darfst du kaum einen privaten Sponsor tragen, während das IOC riesige Plakatwände Länge mal Breite mit Sponsoren bedeckt. Der Sportler wird in seinen Möglichkeiten komplett beschnitten, nur damit die Sponsoren des IOC noch mehr glänzen können. Wenn das Olympische Komitee ein Monopol auf diese Einnahmen hat, kann man sich seine eigenen Gedanken machen, ob das gerecht ist. Ich hebe da sehr mahnend meinen Zeigefinger.
SPOX: Kommen wir auf Ihre aktive Karriere zu sprechen. Sie haben bereits zu Schulzeiten mit dem Rodeln angefangen, zunächst aber noch eine Ausbildung zum Schlosser absolviert. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie das Rodeln hauptberuflich machen können?
Hackl: Durch das Sportfördersystem war das eigentlich recht klar vorgegeben. Ich habe meinen Realschulabschluss gemacht und ein Handwerk gelernt, hatte aber parallel bei Juniorenwettbewerben schon entsprechende Erfolge. Weil es damals noch die Wehrpflicht gab, musste ich zur Bundeswehr, wo ich dank meines Kaderstatus aber direkt die Möglichkeit hatte, in die Sportfördergruppe aufgenommen zu werden. Dadurch waren die Voraussetzungen für mich nochmal günstiger und ich konnte mich immer mehr auf meine Rodler-Karriere konzentrieren. Ich verdanke also der Bundeswehr sehr viel und sie ist einer der größten Förderer des deutschen Sports.
SPOX: Wie erwähnt, haben Sie im Laufe ihrer Karriere mehrfach an den Olympischen Spielen sowie an zahlreichen Welt- und Europameisterschaften teilgenommen und dabei fast 40 Medaillen gewonnen. Gibt es so etwas wie einen "Lieblingsmoment"?
Hackl: Natürlich gibt es da viele tolle Momente, besonders ist mir aber Lillehammer im Gedächtnis geblieben, wo ich 1994 Olympia-Gold gewonnen habe und ein Jahr später bei den Weltmeisterschaften zwar hinter Armin Zöggeler nur ganz knapp Zweiter geworden bin, aber durch eine Innovation am Sportgerät und eine super Fahrleistung einen Bahnrekord markieren konnte, der 15 Jahre Bestand hatte und auch heute nur um wenige Hundertstelsekunden unterboten wird. Das macht schon stolz.
SPOX: Einen Ihrer schwersten Momente hingegen erlebten Sie sicherlich bei der WM 1999. Auf Ihrer Hausbahn in Königsee stürzten Sie vor den Augen Ihrer Freunde und Familie gleich im ersten Lauf ...
Hackl: Ja, das war schon traurig. In meiner gesamten Karriere fand nur ein einziges Mal die Weltmeisterschaft auf meiner Hausbahn statt - und ausgerechnet da bin ich gescheitert. Ich war damals aber nicht zu doof zum Rodeln, sondern bin mit meinem Schlitten ein zu hohes Risiko gegangen. Ich wollte ein noch schnelleres Gerät bauen und hatte am Ende eines, das sich zumindest auf dieser Bahn als Fehlkonstruktion erwies. Um mir das wirklich einzugestehen, war ich zu dickköpfig. Obwohl ich schon vor dem Start wusste, dass die Chancen, da heil herunterzukommen, sehr gering sind. (lacht)
SPOX: 2005 hatten Sie großes Verletzungspech. Erst mussten Sie sich einer Bandscheiben-OP unterziehen, dann folgten eine schwere Viruserkrankung und eine Nervenentzündung im linken Arm. Bei den Winterspielen 2006 in Turin, dem letzten Wettkampf Ihrer Karriere, konnten Sie Ihre früheren Erfolge nicht wiederholen und gingen leer aus. War das für jemanden wie Sie, der so lange vorne mit dabei war, doppelt schwer zu verkraften?
Hackl: Nein, ganz im Gegenteil. Gerade weil ich diese Erfolge in meinem Leben feiern durfte, war das überhaupt nicht hart. Andere trainieren ein Leben lang und kommen nie dorthin, wo ich war. Verlieren gehört einfach zum Geschäft dazu und aufgrund der Umstände im Vorfeld kamen die Ergebnisse in Turin auch nicht überraschend. Außerdem waren meine Fahrten selbst ja richtig gut und sogar teilweise schneller als die vom späteren Olympiasieger Zöggeler. Einzig am Start habe ich zu viel an Boden verloren.
SPOX: Rodeln gilt hierzulande trotz der Erfolge als Randsportart, Sie selbst sind aber über die Sportgrenzen hinaus bekannt. Wie erklären Sie sich Ihre Beliebtheit?
Hackl: Das ist eine schöne Anerkennung der Fans. Aber warum ich beliebt bin? Keine Ahnung. Ich versuch einfach so zu sein, wie ich bin - authentisch eben. Man kann ja eh nichts anderes machen. (lacht)
SPOX: Vielen Menschen dürften Sie hierzulande auch durch ihre Teilnahme bei Stefan Raabs "Wok-WM" kennen. Als Rekordweltmeister haben Sie den Beinamen "Wokl-Schorsch" erhalten. Daher zunächst einmal die Frage: Wie fährt es sich mit einem Wok durch den Eiskanal?
Hackl: Mit einem Rodelschlitten ist das überhaupt nicht zu vergleichen. (lacht) Der Wok ist deutlich langsamer und man kann ihn überhaupt nicht lenken, weshalb man eine dicke Schutzausrüstung tragen muss, um sich nicht zu verletzen.
SPOX: Wie war der Konkurrenzkampf mit Stefan Raab? Er gilt gemeinhin als sehr ehrgeizig.
Hackl: Dass Stefan Raab mich als Eisbahn-Experten dabei haben wollte, hat mich natürlich sehr gefreut. Über ihn als Menschen kann ich aber nicht viel sagen, da er immer sehr abgeschirmt und extrem unnahbar war. Eigentlich hat er sich nur vor der Kamera mit einem unterhalten. Als Showmaster ist er aber zweifellos ein Top-Profi.