Stephanie Beckert strahlte vor Glück und winkte mit der Deutschland-Flagge ins Publikum, Claudia Pechstein schlug vor Freude immer wieder die Hände vors Gesicht und ließ den Tränen freien Lauf: Die deutschen Langstrecken-Asse trumpften bei der Eisschnelllauf-WM in Inzell über 5000 m groß auf.
Beckert holte in 6:54,99 Minuten Silber, Pechstein lief in 7:00,90 Minuten beim Sieg der Tschechin Martina Sablikova (6:50,83) zu Bronze. Am Ende nahm Beckert ihre Erzrivalin sogar in den Arm und beendete zumindest vorerst den monatelangen Streit.
"Mir fehlen die Worte"
"Mir fehlen die Worte und mir laufen die Tränen. Aber das sind Freudentränen. Das ist einfach Wahnsinn", sagte Pechstein, die ihr Glück kaum fassen konnte. Die fünfmalige Olympiasiegerin hatte das kleine Wunder doch noch wahrgemacht. Nur knapp fünf Wochen nach Ablauf ihrer zweijährigen Sperre wegen erhöhter Blutwerte stand sie bei einer WM wieder auf dem Podium. "Ich habe allen gezeigt, dass ich fähig bin, in die Weltspitze zurückzukehren", sagte sie.
Die 39-Jährige bot vor 6000 Zuschauern ein starkes Rennen und verausgabte sich völlig. Nach gutem Beginn konnte sie am Ende das hohe Tempo nicht mehr ganz halten, erzielte dennoch eine Weltklasse-Zeit auf einer Flachbahn. "Ich habe alles gegeben. Es war harter Wettkampf. Ich bin froh, dass es zu Bronze gereicht hat", sagte Pechstein, die bei der Siegerehrung erneut mit den Tränen kämpfen musste. Voller Freude klatschte sie ihren Trainer Joachim Franke ab und fiel Freund Matthias in die Arme.
Einen überzeugenden Auftritt zeigte auch Beckert, die zunächst die starken Läufe von Pechstein und Sablikova mitansehen musste. Beckert blieb jedoch cool und fand auf der schnellen Bahn mehr und mehr zu ihrem Tempo. "Die Medaille bedeutet mir sehr viel. Das ist Wahnsinn", sagte Beckert, die zwei Tage nach Bronze über 3000 m ihr zweites WM-Edelmetall einfuhr. Der Streit mit Pechstein schien beendet. "Sie hat mir gratuliert, ich ihr. Morgen werden wir dann im Team alles geben, um oben zu landen", sagte Beckert.
"Das war eine großartige Leistung von beiden Athletinnen"
Lob gab es für beide von höchster Stelle. "Das war eine großartige Leistung von beiden Athletinnen", sagte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen SportBundes: "Stephanie Beckert hat ihre Silbermedaille von Vancouver bestätigt und ist unsere große Hoffnungsträgerin für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Großen Respekt habe ich vor dem Ergebnis von Claudia Pechstein. Nach zwei Jahren mit einer Bronzemedaille zurückzukommen ist eine außergewöhnliche Leistung."
Über 1500 m stoppte Christine Nesbitt die Erfolgsserie von Ireen Wüst. Die Kanadierin sicherte sich Gold in 1:14,84 Minuten und verhinderte den dritten Triumph von Wüst, die sich nach zuvor zweimal Gold in 1:15,42 Minuten mit Silber begnügen musste. Dritte wurde Heather Richardson aus dem USA (1:15,45). Als beste deutsche Läuferin kam Monique Angermüller aus Berlin in 1:17,33 auf den 13. Rang. Dahinter folgte die Erfurterin Judith Hesse auf Rang 14 (1:17,35).
Bei den Männern holte der Niederländer Bob de Jong seinen zweiten Titel von Inzell. Einen Tag nach dem Triumph über 5000 m gewann der 34 Jahre alte Routinier auch das Rennen über 10.000 m in 12:48,20 Minuten und erzielte dabei die beste jemals in Europa gelaufene Zeit. Zweiter wurde sein Landsmann Bob de Vries in 13:04,62 Minuten, nachdem Teamkollege Arjen van der Kift wegen Nichttragens eines Gerätes für die Zeitmessung disqualifiziert worden war. Als bester Deutscher belegte Marco Weber (München) in 13:26,84 Minuten den achten Rang. Lokalmatador Moritz Geisreiter (13:33,86) auf den elften Platz.