"Es war ein unglaubliches Spiel. Der zweite Satz war so schlecht, und dann sind wir zurückgekommen. Natürlich spielen die Serben auf Top-Niveau, aber wir haben wieder in unser System gefunden, an uns geglaubt und am Ende verdient gewonnen", sagte Giani.
Am Sonntag (20.30 Uhr) im Endspiel hat die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) sogar die Chance, den ersten Titel in der 69-jährigen EM-Geschichte zu gewinnen. Gegner ist Rekordchampion Russland, der sich gegen die vom Ex-Bundestrainer Vital Heynen betreuten Belgier mit 3:0 (25:14, 25:17, 25:17) durchsetzte.
In der Tauron-Arena agierten die Deutschen zu Beginn ein wenig verhalten, die Serben wirkten aggressiver. Diagonalangreifer Georg Grozer scheiterte mit seinen Angriffen oft am überragenden serbischen Block. Dank einer besonnenen und konzentrierten Mannschaftsleistung blieb das Team dran, doch es reichte nicht zum Satzgewinn.
Im zweiten Durchgang mussten Grozer und Co. den zweimaligen Europameister davonziehen lassen, das neu formierte deutsche Team wirkte verunsichert. "Wir müssen daran glauben und mutig sein. Wenn wir einen guten Aufschlag hinlegen, dann sind die nicht besser als wir", forderte Kampa vor der zehnminütigen Pause.
Deutsches Team kommt wieder heran
Die Mannschaft folgte seinem Rat, Kampa selbst legte sogar gleich zwei Asse hin und sorgte für eine Sieben-Punkte-Führung, die das Team dank einer deutlichen Leistungssteigerung sicher nach Hause brachte und auf 1:2 herankam.
Am Ende war es eine Frage der Nerven, Deutschland lieferte den Serben nun endlich eine Partie auf Augenhöhe. Der Gegner wackelte, das DVV-Team schaffte den Ausgleich und konnte im Tiebreak trotz einer Verletzung von Grozer bestehen.
Die deutsche Mannschaft setzte damit ihre Erfolgsgeschichte in Polen fort. Nach drei Siegen in der Vorrunde und der damit verbundenen direkten Qualifikation für das Viertelfinale hatte die Giani-Auswahl das erste Teilziel bereits erfüllt. "Wir können sehr, sehr zufrieden sein. Wir liegen sicherlich oberhalb unserer Erwartungen," hatte DVV-Vizepräsident Heinz Wübbeda bereits vor der K.o.-Runde bilanziert.
Mit Giani kam der Erfolg
Der Verband hatte Giani als Trainer verpflichtet, um den Generationenwechsel in der Mannschaft voranzutreiben und Deutschland in der Weltspitze zu etablieren. Nach den Enttäuschungen in der WM-Qualifikation und der Weltliga erntet der Coach, der schon die slowenische Nationalmannschaft 2015 überraschend zu EM-Silber geführt hatte, nun die ersten Früchte.
Dass die Mannschaft gegen Serbien, in Europa drittbestes Team hinter den früh gescheiterten Franzosen und Russland, bestehen konnte, wird sie weiter beflügeln. Schließlich könnte im Endspiel noch der ganz große Wurf gelingen.
Bisher hatte noch nie eine deutsche Männer-Mannschaft bei Kontinentalmeisterschaften Edelmetall gewonnen. Die besten Ergebnisse waren zwei vierte Plätze aus den Jahren 1991 und 1993.