Im März 2019 wird Daniel Cormier seine Karriere als MMA-Kämpfer beenden. Der 40. Geburtstag soll einen Schlussstrich unter die glorreiche Geschichte von DC in der UFC ziehen, dieses Datum hat er sich selbst gesetzt. Knapp viereinhalb Monate bleiben Cormier damit noch, um seine Arbeit zu erledigen.
Die Liste ist lang. Sehr lang. Cormier hat sich in seiner Zeit in der UFC ebenso viele Feinde wie Freunde geschaffen. Theoretisch sind noch Kämpfe mit Alexander Gustafsson, Jon Jones, Brock Lesnar, Anthony Smith und eventuell auch ein Rückkampf gegen Stipe Miocic offen. Und dann ist da noch Derrick Lewis.
Das "Black Beast" passt so gar nicht in den eigentlich geplanten Ablauf der letzten DC-Monate. Für UFC 230 im Madison Square Garden suchte die Organisation dringend einen Headliner und konnte überraschend den Deal mit Cormier und dem seit UFC 229 im Fokus stehenden Lewis vereinbaren.
Lesnar wartet auf Cormier
Natürlich ist Lewis kein Kanonenfutter. 9-1 Siege aus den letzten Kämpfen, dazu der Last-Minute-Knockout gegen Alexander Volkov vor wenigen Wochen. Aber DC hatte für seine letzten Kämpfe größeres geplant. Endlich ein Sieg gegen Angstgegner Jon Jones vielleicht oder ein Big-Money-Fight mit Lesnar.
Die Hoffnung auf eine dieser Ansetzungen noch 2018 schien zu schwinden und so verteidigt Cormier seinen Heavyweight-Titel jetzt gegen Lewis. Zuvor kündigte er eine weitere Titelverteidigung im Light-Heavyweight an - auch dort hält Cormier nach seinem Sieg über Anthony Johnson seit Mai 2015 den Titel. Ob es wirklich dazu kommt, ist fraglich, Lesnar wartet.
Cormier hat sich eine Legende geschaffen in der UFC und könnte, sollte alles ideal verlaufen, als doppelter Champion abtreten. Als Ringer in die MMA gekommen, etablierte er sich schnell mit krachenden Takedowns, starkem Wrestling, einem immer besser werdenden Kickboxing und lang anhaltender Power.
Cormier: Vom Ringer zum Allrounder
Mit einer Bilanz von 21-1 wird er in den Kampf gegen Lewis gehen. Die einzige Niederlage setzte es im Januar 2015 gegen Jones, den Rückkampf im Juli 2017 verlor er ebenfalls, Konkurrent Jones wurde aber im Nachhinein des Dopings überführt und der Kampf als No-Contest gewertet.
DC hat sich als Allrounder schnell bewiesen und setzte sich trotz klaren körperlichen Nachteilen in Größe und Reichweite im Light-Heavyweight und Heavyweight durch. Seine Schnelligkeit und Ausdauer sind oftmals das Ass im Ärmel gegen ungelenkige und dadurch weitaus langsamere Gegner.
Die Vergangenheit als Ringer, er gewann Bronze bei der Weltmeisterschaft 2007 in Baku, wurde dabei schnell in den Schatten gestellt. Cormier lieferte nicht nur im Octagon ab, sondern vernetzte sich auch weit darüber hinaus. Inzwischen zählt er zu den einflussreichsten und bekanntesten Stars der UFC.
Die Kämpfe von Daniel Cormier in der UFC
Datum | Gegner | Ausgang |
20. April 2013 | Frank Mir | Sieg, Decision |
19. Oktober 2013 | Roy Nelson | Sieg, Decision |
22. Februar 2014 | Patrick Cummins | Sieg, TKO |
24. Mai 2014 | Dan Henderson | Sieg, Aufgabe |
3. Januar 2015 | Jon Jones | Niederlage, Decision |
23. Mai 2015 | Anthony Johnson | Sieg, Aufgabe |
3. Oktober 2015 | Alexander Gustafsson | Sieg, Decision |
9. Juli 2016 | Anderson Silva | Sieg, Decision |
8. April 2017 | Anthony Johnson | Sieg, Aufgabe |
29. Juli 2017 | Jon Jones | NC |
20. Januar 2018 | Volkan Ozdemir | Sieg, TKO |
7. Juli 2018 | Stipe Miocic | Sieg, KO |
Cormier hat sich in UFC weit vernetzt
Cormier trainierte unter anderem mit Khabib Nurmagomedov und Cain Velasquez, er hat seine eigene Wrestling-Schule auf die Beine gestellt. Aufgrund seiner Wortgewandtheit ist er gern gesehener Gast in diversen Expertenrunden, Talkshows und Podcasts. Die MMA werden auch nach dem Karriereende sein Business sein.
Dabei ist Cormier nie in eine Rolle gestiegen, wie es zum Beispiel Conor McGregor oder eben Khabib vor ihrem Kampf bei UFC 229 taten. DC wechselt fließend zwischen Trashtalk und echtem Respekt vor den Gegnern. Er antwortet gerne frech, aber nie beleidigend.
Gelegentlich schießt er etwas über das Ziel hinaus und wirkt dabei nicht mehr so natürlich, wie er es oft zu sein scheint. Zum Beispiel nach seinem Sieg im Juli über Stipe Miocic, als er Brock Lesnar ins Octagon rief.
Cormier-Sieg gegen Miocic angezweifelt
So geraten Siege wie der Knockout gegen Miocic schnell in Verruf. Cormier wurde mehrfach vom Schiedsrichter ermahnt, seine Faust geschlossen zu lassen, stach seinem Gegner aber doch ins Auge. Wenig später verbuchte er den entscheidenden Treffer: Einerseits ein beeindruckender Erstrundensieg, andererseits wurde der Sieg schnell auf den unfairen Augenstich zurückgeführt.
Man mag Cormier oder man mag ihn nicht, eine Grauzone dazwischen scheint es bei den Fans der UFC nicht zu geben. Manchem gefällt das offene Auftreten, die regen Social-Media-Aktivitäten und die ständige Präsenz in den Medien, anderen überdreht der Schwergewichtler zu stark.
Auch, dass er seine Rolle als Ehemann und Vater stets in den Vordergrund stellt, führt zu gespaltenen Reaktionen. Die Kinder im Octagon, die Kinder in Promo-Videos, die Ehefrau in der Embedded-Series: Sie gehören auch zum Image, das Cormier gerne ausstrahlt: Der Muster-Daddy, der auch mal in schlechten Filmen ("Sexcoach") oder Musikvideo-Parodien mitmacht.
Lewis ist weniger Risiko als Miocic
Irgendwie passt Lewis aus dieser Sicht der Dinge doch wieder in die Reihe von Cormier-Kämpfen. Nicht nur,dass er sich in den letzten Monaten im Heavyweight-Ranking nach oben gearbeitet hat, das Black Beast ist nach UFC 229 mitten im Hype. Sein Post-Fight-Interview im Octagon hat Lewis große Aufmerksamkeit beschert.
Lewis zog nach dem Kampf seine Hose aus und antwortete dem nachfragenden Joe Rogan: "Meine Eier waren heiß." Dem sonst eher unbeachteten Schwergewichtler hat dieser Scherz eine enorme Aufmerksamkeit eingebracht. Für Cormier somit eine Chance, doch auf die große Bühne zu treten, ohne einem Kaliber wie Miocic gegenüberzustehen.
"Mit nur einem Monat Vorbereitungszeit gegen Miocic zu kämpfen, ist nicht die beste Idee. Aber selbst wenn Derrick direkt aus dem Volkov-Trainingscamp in das nächste Trainingscamp geht, kann er nicht die Ausdauer aufbauen, die für einen Kampf gegen mich braucht", erklärte Cormier seine Entscheidung.
Cormier hat Jones und Lesnar im Hinterkopf
Lewis ist die leichtere Wahl für Cormier. Seine Knockout-Power ist unglaublich, wohl aber ist Lewis in vielen anderen Belangen im Octagon technisch deutlich unterlegen. Sein Stil ist darauf ausgerichtet, früher oder später die rechte Faust ins Ziel zu bekommen. Das will Cormier verhindern: "Es werden keine fünf Runden werden. Ich gebe ihm maximal drei."
Es wird ihm ein Anliegen sein, den Kampf nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Eine weitere Verletzung wie die kompliziert gebrochene Hand, die Cormier fast fünf Monate außer Gefecht setzte, kann er sich nicht leisten, will er vor März noch einmal ins Octagon steigen.
Lewis dürfte bei einem normalen Verlauf nur eine kleine Randnotiz auf dem Weg zum letzten großen Fight werden. Ob Lesnar, Jones oder doch ein anderer Gegner: Cormier wird es sich nicht nehmen lassen, seine Karriere mit einem Mega-Fight zu beenden. Die ganze Liste wird er nicht mehr abarbeiten können.