Boll als Joker: Ovtcharov vor Sprung an die Weltranglistenspitze

SID
Dimitrij Ovtcharov steht kurz vor dem Sprung an die Spitze der Weltrangliste
© getty

Weltcupsieger Dimitrij Ovtcharov kann beim World-Tour-Jahresfinale in Astana als zweiter Deutscher nach Timo Boll zur Nummer eins der Tischtennis-Weltrangliste avancieren.

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14 Jahre nach Timo Boll kann Weltcupsieger Dimitrij Ovtcharov beim World-Tour-Jahresfinale in Astana das nächste Kapitel deutscher Tischtennis-Geschichte schreiben.

Gewinnt der zweimalige Europameister am Freitag zum Auftakt der mit einer Million Dollar dotierten Grand Finals sein Achtelfinale gegen den japanischen Top-10-Spieler Koki Niwa, steigt der 28-Jährige im Januar zum zweiten Deutschen nach Boll 2003 an die Spitze der Weltrangliste auf.

"Die Konstellation ist ja schon länger klar, aber trotzdem ist es sehr aufregend, eines der größten Ziele meiner Karriere so nah vor Augen zu haben", sagte der Weltranglistendritte im SID-Gespräch.

Doch die erste Hürde ist hoch: Gegen den Weltranglistenachten Niwa hatte der Olympiadritte von London im vergangenen Juni im Achtelfinale der Heim-WM in Düsseldorf mit 3:4 eine seiner schmerzhaftesten Niederlagen quittieren müssen.

Ovtcharov: "Es gibt bei diesem Turnier nur starke Gegner"

Doch Ovtcharov will sich von dem Asiaten nicht noch einmal einen großen Traum zerstören lassen. "Es gibt ja bei diesem Turnier sowieso nur starke Gegner, und ich erwarte gegen Koki auch ein heißes Spiel, aber ich fühle mich entscheidend besser als bei der WM."

Mit einem Sieg gegen Niwa würde Ovtcharov auch einen Kreis schließen: Denn just nach der WM setzte der Aufschlag-Virtuose zu einem atemberaubenden Höhenflug an.

Durch Triumphe bei den nachfolgenden China Open, dem Weltcup und zuletzt auch den German Open (im Finale jeweils gegen Boll) schlug Ovtcharov wie einst Boll Stück für Stück ein immer größeres Loch in die "chinesische Mauer" und brachte die erfolgsgewohnten Dominatoren aus dem Reich der Mitte in Bedrängnis. So sehr, dass Chinas Vorherrschaft im Ranking nach über sechs Jahren vor einem zumindest vorläufigen Ende steht.

Timo Boll ist Ovtcharovs Joker

Ovtcharovs Ausgangsposition für die Ablösung von Chinas nicht qualifiziertem Olympiasieger und Weltmeister Ma Long ist umso komfortabler, als dass er sogar bei einem Aus gegen Niwa noch zur Nummer eins aufsteigen könnte: Dafür darf Chinas auf Platz zwei geführter Doppelweltmeister Fan Zhendong in Kasachstan nicht den Titel und das 100.000-Dollar-Siegergeld gewinnen.

Kurioserweise heißt Ovtcharovs "Joker" für diesen Fall - Timo Boll. Der wiedererstarkte Rekordeuropameister, der Anfang 2011 bei seiner insgesamt dritten "Regentschaft" an der Spitze des Rankings der bislang letzte nicht-chinesische Weltranglistenerste gewesen ist, kann sich Fan bei erwartungsgemäßem Verlauf des Turniers im Halbfinale in den Weg stellen und den "Machtwechsel" besiegeln.

Spieler des Jahres: Ovtcharov gilt als Favorit

Für die Rolle als Steigbügelhalter für Ovtcharov wäre sich Boll, der in Chinas Tischtennis-Szene jahrelang als "Staatsfeind Nummer eins" galt und längst den Status eines Superstars genießt, nicht zu schade: "Dima als Nummer eins wäre etwas Tolles für das Welttischtennis - aber besonders für Deutschland", sagte der Weltranglistenfünfte zur historischen Chance für seinen Trainingspartner.

Auf Ovtcharov wartet jedoch womöglich schon vor seinem finalen Anlauf auf die Spitze die perfekte Einstimmung für das Match gegen Niwa: Bei der Gala des Weltverbandes ITTF am Donnerstagabend gilt der deutsche Spitzenmann aufgrund von insgesamt sechs Titelgewinnen als Favorit auf die Wahl zum "Spieler des Jahres 2017". Die Krönung soll tags darauf folgen.

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