Alexander Zverev haderte, er fing sich eine Verwarnung ein und erlebte einen fürchterlichen Einbruch. Am Ende aber schlug er eine krachende Vorhand unerreichbar für den Gegner ins Feld und hob im "Gewächshaus" von Roland Garros triumphierend die Arme.
Der Weltranglistenfünfte aus Hamburg steht damit im Achtelfinale der French Open in Paris - wie überraschend auch sein Davis-Cup-Kollege Jan-Lennard Struff.
Während Andrea Petkovic als letzte von sieben deutschen Frauen mit 3:6, 1:6 an der australischen Weltranglistenachten Ashleigh Barty scheiterte, kämpfte Zverev mit einer weiteren Demonstration seines Siegeswillens den Serben Dusan Lajovic mit 6:4, 6:2, 4:6, 1:6, 6:2 nieder.
"Ich bin froh, in der zweiten Woche noch dabei zu sein", sagte Zverev und scherzte: "Es muss mir mal jemand erklären, dass nicht jedes Match über fünf Sätze gehen muss."
Struff: "Das bedeutet mir einfach alles"
Etwas mehr als drei Stunden später sank auf dem kleinen Showcourt 14 Struff selig und schreiend vor Freude auf die Knie. In einem 4:22 Stunden dauernden Marathon-Match rang der 29-Jährige aus Warstein den Kroaten Borna Coric, in der Weltrangliste auf Rang 15 geführt, mit 4:6, 6:1, 4:6, 7:6 (7:1), 11:9 nieder.
"Das bedeutet mir einfach alles", sagte Struff bei Eurosport: "Die Stimmung war weltklasse, einfach weltklasse. Sowas habe ich noch nie erlebt."
Auch Zverev freute sich "unglaublich für Struffi. Ich habe jeden Tag mit ihm trainiert. Ich hoffe, er kann noch weit kommen."
In seinem ersten Achtelfinale bei einem Grand Slam trifft der 45. der Weltrangliste allerdings auf den bislang sehr souveränen Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien).
Struffs Match reißt Fans von den Sitzen
Das Match von Struff riss das Publikum auf dem vollbesetzten Court 14 vor allem im fünften Satz von den Sitzen. Struff kassierte zunächst ein Break zum 6:7, Coric schlug zum Matchgewinn auf.
Struff konterte mit einem Rebreak. Danach hielten beide Spieler in eng umkämpften Spielen ihren Aufschlag - ehe der Deutsche nach einem Doppelfehler von Coric plötzlich Matchball hatte und ihn nutzte.
Zverev bereits mit dem zweiten Fünf-Satz-Match
Für Zverev war sein Fünfsatz-Match bereits das zweite nach dem über vierstündigen Krimi zum Auftakt gegen John Millman (Australien).
Diesmal nutzte der ATP-Champion nach 3:03 Stunden den ersten Matchball auf dem neuen, von zwei Gewächshäusern umgebenen Court Simonne Mathieu.
Danach ging Zverev wieder für einige Sekunden in die Hocke und sprach zu sich selbst: "Ich versuche, positiv zu bleiben, mit mir, meinem Spiel, mit dem Turnier. Ich mache das jetzt weiter, dass ich etwas zu mir sage, und bislang hat es ja ganz gut geklappt."
Zverev nun gegen Fognini
Wie gegen Millman glich Zverevs Spiel Zverev gegen Lajovic (28) einer Achterbahnfahrt, in deren Verlauf er im ersten Satz verwarnt wurde, nachdem er wutentbrannt einen Ball aus dem Court gedroschen hatte.
Der Frust war verständlich - insgesamt unterliefen Zverev 55 unerzwungene Fehler, darunter 14 Doppelfehler. Am Ende hatte Zverev genau einen Punkt mehr gewonnen als Lajovic, mit dem er sich schon 2018 in der zweiten Runde in Roland Garros fünf Sätze lang abgemüht hatte.
Im Achtelfinale wird es kaum leichter werden: Gegner Fabio Fognini (Italien/Nr. 9) ist Sandplatzspezialist. Er hatte im vergangenen Jahr in Roland Garros im Halbfinale gestanden.
Im April gewann er das Masters auf roter Asche in Monte Carlo, nach einem Halbfinalsieg gegen Sandplatzkönig Rafael Nadal. Im Finale bezwang er Lajovic.
Damen: Osaka und Williams ausgeschieden
Die Weltranglistenerste Naomi Osaka hat ihr Drittrundenmatch gegen Katerina Siniakova glatt mit 4:6 und 2:6 verloren. Nach zwei Grand-Slam-Siegen in Folge endete ihre Siegesserie bei Majors damit nach 16 Spielen. "In diesem Turnier war ich die ganze Zeit angespannt, sonst spiele ich frei und mit Freude", musste Osaka, die zum ersten Mal an Eins gesetzt war, zugeben. "Heute war ich sehr müde." Osaka machte stolze 39 unerzwungene Fehler.
Serena Williams muss die Jagd nach einem 24. Majortitel im Einzel vorzeitig abbrechen. Die 37-Jährige war gegen ihre Landsfrau Sofia Kenin beim 2:6 und 5:7 chancenlos. Damit wartet sie seit den Australian Open 2017 auf einen Grand-Slam-Titel.