Deutlich mehr Mühe hatte Rekordsieger Roger Federer. Der Schweizer kämpfte den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga nach 2:16 Stunden mit 7:6 (7:5), 4:6, 7:5 nieder, in den letzten beiden Sätzen agierte Federer ungewohnt fahrig und war teilweise völlig von der Rolle. "Im dritten Satz war es eine Schlacht, ich hatte auch ein bisschen Glück", sagte Federer, auf den in der Runde der letzten Acht nun Roberto Bautista Agut (Spanien/Nr. 7) wartet.
Bei Zverev war die Erleichterung groß. "Die letzten paar Tage waren nicht einfach für mich, ich bin froh, dass ich hier auf dem Platz stehen kann. Bei jedem anderen Turnier wäre ich nach Hause gefahren und hätte mich auf Wimbledon vorbereitet", sagte er.
Doch bei einem seiner Lieblingsturniere biss er auf die Zähne, auch wenn er nicht vollkommen frei aufspielen konnte. "Es gibt ein paar Bewegungen, die weh tun", sagte Zverev, der im Viertelfinale auf den Belgier David Goffin trifft.
Lange hatte es Zweifel gegeben, ob Zverev überhaupt zu seinem Achtelfinale antreten kann. Am Montag war er in seiner Auftaktpartie auf dem nassen Rasen böse ausgerutscht, hatte nach einer kurzen Behandlungspause aber weitergespielt und im zweiten Satz einen 2:5-Rückstand zum Sieg gedreht. Einen Bluterguss habe er seitdem im Knie, zudem sei "viel Flüssigkeit drin und eine Sehne ist angeschwollen", sagte Zverev.
Den geplanten Start im Doppel an der Seite seines Bruders Mischa hatte er am Dienstag abgesagt, tags darauf trainierte er wieder - wenn auch nur "für eine halbe Stunde" und mit Bandagen am linken Bein. "Ich hatte noch viele Schmerzen", erzählte Zverev.
Davon war im Spiel gegen Johnson nichts mehr zu sehen, Zverev wirkte fit und ausgeruht. Dennoch sah sich der ATP-Champion schon nach elf Minuten mit zwei Breakbällen konfrontiert, befreite sich aber mit starken Aufschlägen aus der prekären Situation.
Einfach, das wusste Zverev, sollte es gegen Johnson nicht werden - auch wenn dieser in der Weltrangliste 71 Plätze hinter dem Hamburger steht. Zum Auftakt hatte der Amerikaner den früheren Halle-Sieger Philipp Kohlschreiber klar geschlagen, Zverev lobte im Vorfeld Johnsons "sehr gutes Rasenspiel".
Der bessere Spieler am Donnerstag war aber Zverev, bei den vielen Grundlinienduellen besaß der Lokalmatador mit seiner starken Vorhand deutliche Vorteile. Die ersten beiden Möglichkeiten von Deutschlands Nummer eins zum Break konnte Johnson noch entschärfen, die dritte Chance zum 4:3 ließ sich Zverev nicht entgehen, nach 34 Minuten nahm er Johnson den Aufschlag erneut zum Satzgewinn ab.
Zverev agierte deutlich konstanter als noch in Stuttgart in der Vorwoche oder bei seinem Erstrundensieg in Halle - vor allem bei eigenem Aufschlag. Doch auch Johnson servierte überzeugend, die ersten Breakbälle des zweiten Satzes gab es erst beim Stand von 6:5 - und Zverev verwandelte direkt den ersten zum Matchgewinn.