Die Lobeshymne kam aus berufenem Munde - gesungen vom besten Tennisspieler der Welt. "Ich mag Coric und die Art, wie er seine Matches angeht", sagte Novak Djokovic, "er ist schon ziemlich erwachsen für jemanden, der gerade 18 Jahre alt ist. Ich glaube, er wird einmal sehr, sehr gut".
Der Besungene, Borna Coric aus Kroatien, gehört zu der Generation von Tennisprofis, die derzeit in aller Munde ist. Gemeinsam mit den Australiern Thanasi Kokkinakis (19) und Nick Kyrgios (20) mischt er bei den French Open in Paris die etablierten Spieler auf. Das Trio steht bereits in Runde drei, irgendwann einmal soll es die Tenniswelt beherrschen, wie es seit Jahren Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray und Djokovic tun.
Coric, Kokkinakis und Kyrgios sind die Antwort auf eine brennende Frage: Wird nach dem Ende der "Big 4" überhaupt noch Tennis gespielt? Oft genug vermittelt die Dominanz und Präsenz der Superstars den Eindruck, dass ihr (Karriere-)Ende auch das Ende der uns bekannten Tenniswelt sein wird. Müssen wir uns dann mit den Berdychs, Raonics oder Cilics begnügen? Nein!
"Nichts im Leben ist schlimmer, als gewöhnlich zu sein", ist eintätowiert auf Corics Bizeps zu lesen, es ist das Motto seiner Generation, zu der auch der Hamburger Alexander Zverev (18) zählt, immerhin schon die Nummer 85 der Weltrangliste. Gewöhnliche Tennisspieler sind sie alle nicht. Weder Coric, noch Kokkinakis und schon gar nicht Kyrgios, der einzige Hau-Drauf des Trios.
Die French Open täglich im Round-Up
Djoker schwärmt von Coric
Ihr Spiel besitzt etwas Besonderes, "es ist, als würde ich gegen mich selbst spielen", schwärmt Djokovic von Coric, "so habe ich mich bei anderen, mit denen ich trainiert habe, nie gefühlt". Murray sagt über Kokkinakis: "Ich mag den Jungen, seine Einstellung. Jedes Mal, wenn wir trainieren, ist er besser als vorher."
Es sind aber nicht nur die Übungseinheiten, in denen Coric und Co. Eindruck hinterlassen. Der Kroate, die Nummer 46 im Ranking, hat bereits Murray und Nadal geschlagen. Kyrgios, der schon zu den gesetzten Spielern zählt, gelang der Sieg über den Spanier 2014 sogar in Wimbledon.
Kokkinakis fehlt zwar noch sein Triumph über einen der Ausnahmespieler, nach seinem Fünfsatzerfolg über Landsmann Bernard Tomic (22), der ein ewiges Talent zu bleiben scheint, bekommt er nun die Chance dazu: In der dritten Runde von Roland Garros trifft Kokkinakis auf Djokovic.
"Konstanz ist der Schlüssel"
Der Branchenführer aus Serbien selbst bleibt gelassen vor dem Match am Samstag. So begnadet die junge Garde sein mag, vor allem körperlich steht ihr noch jahrelange Aufbauarbeit bevor. "Sie haben alle ein komplettes Spiel und das, was es braucht, um ganz nach vorne zu kommen", sagte Djokovic: "Aber unser Sport ist heutzutage sehr physisch und die Konstanz ist der Schlüssel dazu, die Top 5 oder 10 herauszufordern."
Und dennoch: Schon lange besaß keine Generation mehr das Potenzial, eine Ära zu prägen. Coric, Kokkinakis, Kyrgios und hoffentlich auch Zverev sind anders. Ihnen gehört die Zukunft und das Erbe der "Big 4".
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