1. Rafael Nadal
59:1! Allein diese Statistik zeigt, dass Rafael Nadal die unumstrittene Nummer eins ist, sobald sich der ATP-Tross auf die Asche von Roland Garros bewegt. Acht Titel hat der Spanier in Paris schon gesammelt, die meisten bei einem einzigen Grand Slam. Seit seinem Debüt 2005 gelang nur Robin Söderling ein Sieg gegen den "Rey de la tierra batida", den König des Sandplatzes.
In der Vorbereitung auf "La Novena", den neunten Streich bei den French Open, strauchelte der Weltranglistenerste aber ungewohnt häufig. In Monte Carlo war gegen David Ferrer Schluss, in Barcelona gegen Nicolas Almagro. In Madrid sicherte sich Rafa dann zwar wieder den Titel, allerdings hatte Kei Nishikori ihn auch dort am Rande der Niederlage.
In Rom unterlag er dann Novak Djokovic. Nadal scheint nicht ganz so unbesiegbar wie in den vergangenen Jahren. Zumal er mit dem Draw eher Pech gehabt hat: Im Viertelfinale könnte Ferrer, im Halbfinale Stan Wawrinka warten. Dennoch ist Nadal natürlich wieder der absolute Topfavorit auf den Titel.
French-Open-Legende Thomas Muster im Interview
2. Novak Djokovic
Nur zwei Sandturniere bestritt Nole 2014: Zum Auftakt spielte er in Monte Carlo und schließlich in Rom. An der Cote d'Azur scheiterte er überraschend deutlich an Roger Federer, im zweiten Satz wurde er vom Schweizer deutlich mit 2:6 vorgeführt. Danach zwang ihn eine Handgelenksverletzung zur Pause.
In Rom folgte dann ein furioses Comeback, das mit dem Finalsieg über Rafael Nadal gekrönt wurde. Allerdings: Djokovic hat Nadal schon öfter im Vorfeld von Roland Garros bezwungen, letztmals 2013 in Monte Carlo. In Paris wartet Djokovic aber noch auf seinen ersten Titel, der seinen Karriere-Grand-Slam komplettieren würde.
Kleiner Bonus für Djokovic: Ein Titel in Paris würde ihn außerdem zurück auf Platz eins der Weltrangliste katapultieren. Dank der Auslosung kann er sowohl Nadal, als auch Ferrer und Wawrinka bis zum Finale aus dem Weg gehen.
3. Stan Wawrinka
Richtig gelesen. Seit kurzem nennt sich der Schweizer nicht mehr Stanislas, sondern einfach nur noch Stan. Neben der Namensänderung sorgt der Weltranglistendritte auch auf dem Tennisplatz für Schlagzeilen. Nach seinem Triumph bei den Australian Open hat er auf Sand auch in Monte Carlo gewonnen, inklusive überzeugender Siege gegen Almagro, Ferrer und Federer.
Danach folgten jedoch einige Tiefschläge, die ihn noch hinter Djokovic rutschen ließen. Auf ein peinliches Erstrunden-Aus gegen Dominic Thiem in Madrid folgte eine Achtelfinalniederlage in Rom gegen den angeschlagenen Tommy Haas.
Spielt sich Stan allerdings in einen Rausch wie in Australien, ist er mit Sicherheit der größte Konkurrent für Nadal und Djokovic. Auf den Mallorquiner könnte er bereits im Halbfinale treffen, bis dahin sind Andy Murray, Fabio Fognini und Richard Gasquet die härtesten Brocken in seinem Tableau.
4. David Ferrer
Wenn Rafa nicht wäre, würde David Ferrer wohl als DER Sandplatz-Spezialist der ATP-Tour gelten. Auf keinem Belag ist der spanische Derwisch so gefährlich wie auf der roten Asche von Paris. Das zeigte sich auch in dieser Saison mal wieder. In Monte Carlo zeigte sich Ferrer direkt stark, indem er Nadal im Viertelfinale niederstreckte. In Madrid war dann im Halbfinale gegen Nishikori Schluss, in Rom stoppte ihn Djokovic im Viertelfinale.
Abgesehen von einer überraschenden Niederlage gegen Teymuraz Gabashvili spielt Ferrer eine gewohnt konstante Sand-Saison. Sein großes Manko: Gegen die absoluten Top-Spieler fehlen ihm meist die Mittel, um als Sieger vom Platz zu gehen. Daher wäre ein erneutes Erreichen des Finals doch eine große Überraschung, zumal er sich eindeutig im härteren Tableau befindet.
5. Tomas Berdych
Eigentlich hat man den Tschechen eher auf den Rasen- oder Hartplätzen der Welt auf der Rechnung, Tomas Berdych ist jedoch auch auf Sand durchaus zu gebrauchen. Im fehlt halt die Konstanz: 2010 stand er in Paris im Halbfinale, 2011 und 2013 flog er dafür schon in der ersten Runde aus dem Turnier.
In der diesjährigen Sand-Saison spielte Berdych ordentlich, ohne dabei große Ausreißer nach oben oder unten zu haben. Ein Finale in Oeiras und ein Viertelfinale in Madrid, wo er Nadal unterlag, waren die besten Ergebnisse. Die Auslosung meinte es wiederum gut mit ihm, weshalb ein erneutes Erreichen des Halbfinals zumindest nicht ausgeschlossen scheint. Dort dürfte dann allerdings Endstation sein.
Kann alle ärgern: Kei Nishikori
Der Japaner spielte bis zum Finale von Madrid eine sensationell gute Sand-Saison und war nur eine Rückenverletzung von einem Triumph über Nadal entfernt. In Barcelona nutzte der Weltranglisten-Zehnte die Gunst der Stunde und stürmte ins Finale, wo er Santiago Giraldo mit 6:2 und 6:2 vom Platz fegte.
In Madrid bestätigte Nishikori seine gute Form auf Sand und stand nach einem packenden Erfolg über Ferrer im Finale gegen Nadal, wo er den achtmaligen Sieger von Paris am Rand einer Niederlage hatte. Nishikori ist in der Form seines Lebens und könnte dank des Draws bis zum Viertelfinale relativ deutlich durchspazieren. Vielleicht gelingt dann gegen Nole sogar der ganz große Coup...
Ein weiterer Sand-Spezialist ist Roberto Batista Agut. Der Spanier spielte sich in Madrid bis ins Halbfinale und hat auf Sand durchaus seine Stärken. Bevor er schließlich gegen Nadal in der Vorschlussrunde unterlag, konnte er unter anderem Barcelona-Finalist Santiago Giraldo bezwingen. Der 26-Jährige ist ein unangenehmes Los für jeden Gegner und könnte in der dritten Runde für Berdych zum Stolperstein werden.
Best Dad: Roger Federer
Eigentlich hatte sich Roger Federer mit dem Finale von Monaco schon einen Platz weiter oben verdient, immerhin bezwang er dort Novak Djokovic und scheiterte nur knapp an Landsmann Stan Wawrinka. Dann kam jedoch das unerwartete doppelte Babyglück. Mit vier Kindern und wenig Schlaf scheint Federer in seiner Vorbereitung gestört.
Das frühe Aus in Rom gegen Jeremy Chardy bestätigte diese Theorie. In welcher Form der Altmeister in Roland Garros zu sehen sein wird, bleibt vor diesem Hintergrund abzuwarten. Von Erstrundenaus bis Halbfinale kann man nichts wirklich ausschließen.
Die Chancen der Deutschen:
Wie bei den Damen dürfte auch in diesem Jahr der Sieger der French Open nicht aus Deutschland kommen. Im Gegenteil: Das Viertelfinale wäre für jeden DTB-Herren ein großer Erfolg! Die besten Chancen darauf hat wohl Tommy Haas. Der Routinier spielte in München und Rom stark, bevor ihn die Schulter nach einem Sieg über Wawrinka zum Aufgeben zwang. Geht Haas auch verletzt in die French Open, droht ein frühes Aus.
Dasselbe gilt wohl für Philipp Kohlschreiber. Das Achtelfinale in Rom und das Viertelfinale in Barcelona waren vor einigen Wochen noch die besten Ergebnisse des geschassten Davis-Cup-Spielers, in München und Madrid verlor Kohlschreiber dagegen direkt sein Auftaktmatch. Wunderdinge waren von dem 30-Jährige nicht zu erwarten, aber dann sprang aus dem Nichts der Turniersieg in Düsseldorf heraus. Die Form ist also gut.
Jan-Lennard Struff dagegen könnte dagegen zur positiven Überraschung aus deutscher Sicht werden. Der 24-Jährige erreichte das Halbfinale von München und gewann beim Challenger-Turnier in Heilbronn seinen ersten Titel auf der ATP-Tour. Mit Platz 65 steht der Warsteiner so hoch wie nie in der Weltrangliste und könnte in Paris etwas reißen.
Dustin Brown, Benjamin Becker und Davis-Cup-Spieler Peter Gojowczyk dürfte dagegen ein frühes Aus erwarten, sollten sie sich für das Hauptfeld qualifizieren. Dasselbe gilt für Tobias Kamke und Julian Reister. Daniel Brands gibt nach achtwöchiger Verletzungspause in Paris sein Comeback.
Die French Open im Überblick