Van Moorsel habe in den Monaten vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, wo sie drei Goldmedaillen gewann, von ihm EPO erhalten, sagte Janssen. "Sie und ihr Mann Michael Zijlaard kamen außerhalb der Sprechstunden. Gegen Ende der Gespräche fragten sie, ob es möglich sei, eine Kur zu versuchen", sagte Janssen, ehemaliger Arzt in verschiedenen Radsport-Profiteams, unter anderem PDM, BankGiroLoterij oder Vacansoleil. In seiner Hausarztpraxis in Deurne habe er dem Ehepaar erklärt, wie das Mittel anzuwenden sei.
Van Moorsel bestritt EPO-Konsum und dementierte die Vorwürfe. "Die Veröffentlichung hat mich unangenehm überrascht. Ich erkenne mich nicht in dem, was er in dem Artikel beschreibt, und es überrascht mich, dass er jetzt diese Äußerungen macht. Der Zukunft des Radsports ist keinesfalls gedient mit diesen Verdächtigungen", sagte die 47-Jährige: "Ich habe weiter kein Bedürfnis, noch darauf zu reagieren."
Janssen gab seinen Sportlern nach eigener Aussage auch Ratschläge zur Vertuschung von Doping bei Kontrollen. Van Moorsel wurde nie positiv getestet. Schon früher wurde ihr Doping vorgeworfen. Im August 2016 hatte Olympiasiegerin und Konkurrentin Monique Knol sie bezichtigt.
Janssen behandelte auch mit Blutdoping
Janssen gab an, von 1986 bis 2010 bekannte Radsportler mit verbotenen Mitteln und Methoden wie Blutdoping behandelt zu haben. Bei Dopingkontrollen habe er nachträglich Rezepte für verbotene Stoffe rückdatiert ausgestellt. Vom Radsport-Weltverband UCI erhielt Janssen nach eigenen Angaben Informationen über Testmethoden, so dass er seine Behandlungen anpassen und positiven Tests vorbeugen konnte. Janssen erklärte, unter anderem die niederländischen Radstars Steven Rooks, Geert-Jan Theunisse oder Eddy Bouwmans behandelt zu haben.
"Die Beschuldigungen kommen aus einer Zeit, in der sehr viel los war auf diesem Gebiet. Wenn es so gewesen ist, sind diese Fälle verjährt", sagte Herman Ram, Direktor der niederländischen Antidoping-Agentur Dopingautoriteit: "Es ist vor mehr als zehn Jahren passiert. Deshalb investiert die Dopingautoriteit weder Zeit noch Energie in diese Fälle."
Der niederländische olympische Sportbund NOCNSF erklärte in einer Stellungnahme, dass Janssens Aussagen den Ergebnissen der Doping-Untersuchungskommission aus dem Jahr 2013 entsprächen. In dieser Untersuchung hatte eine große Mehrheit niederländischer Radrennfahrer zugegeben, in den 1990er Jahren bis über die Jahrtausendwende hin Dopingmittel konsumiert zu haben.