Autos rasten durch die Dünen, Motorräder pflügten durch den Sand, Renn-LKW donnerten mit einem tiefen Grollen durch die Wüste. Der ganz normale Wahnsinn der Rallye Dakar nahm auch am Freitag seinen gewohnt spektakulären Lauf. Ausgerechnet vor dem ersehnten Ruhetag am Samstag erreichten jedoch besorgte Töne aus Frankreichs höchsten Regierungskreisen das Biwak.
Frankreich erwägt offenbar einen Abbruch der Veranstaltung - ein möglicher Terroranschlag beunruhigt die Behörden. "Wir haben überlegt, ob es das Beste ist, dieses Sportevent abzubrechen. Die Veranstalter haben sich dagegen entschieden, aber es muss äußerst vorsichtig vorgegangen werden", sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Freitag im Gespräch mit dem TV-Sender BFM: "Es gab womöglich einen Terroranschlag gegen die Dakar."
Gemeint ist ein Vorfall am 30. Dezember: Am Fahrzeug des Franzosen Philippe Boutron ereignete sich im Start- und Zielort Dschidda eine Explosion. Der 61-jährige Boutron erlitt schwere Verletzungen an den Beinen, lag zwischenzeitlich im Koma, ist inzwischen aber wieder erwacht und in der Heimat. "Er ist schwer verletzt. In den nächsten Tagen wissen wir mehr", sagte Sohn Benoit französischen Medien: "Der Heilungsprozess wird Zeit brauchen."
Über die Hintergründe gibt es verschiedene Hypothesen. In Frankreich geht man von einer Straftat aus, die französische Staatsanwaltschaft hat Anti-Terror-Untersuchungen eingeleitet. Das Außenministerium verschärfte die Reisehinweise für Saudi-Arabien und sprach dabei wegen der Explosion von "Sicherheitsbedenken". Le Drian forderte den Veranstalter ASO, ein französisches Unternehmen, sowie Gastgeber Saudi-Arabien zu maximaler Transparenz auf. Die saudischen Behörden werten die Explosion bislang als "Unfall".
Rallye Dakar schon einmal wegen Terror abgesagt
Das legendäre Wüstenrennen findet erst zum dritten Mal in der islamisch-konservativen Monarchie statt. Das Rennen führte ursprünglich von Paris nach Dakar in den Senegal. 2008 wurde das Event aufgrund von Terrordrohungen in Nordafrika abgesagt. Die Dakar wurde in der Folge in Südamerika ausgetragen, zog dann nach Saudi-Arabien weiter, soll dort auch in den kommenden Jahren stattfinden.
Unbeeindruckt von den Bedenken der Politik im fernen Frankreich nahmen die Fahrer am Freitag die sechste Etappe in Angriff. In den Dünen rund um Riad gewann der Argentinier Orlando Terranova (Prodrive) nach 421 Wertungskilometern. Die Gesamtführung baute Nasser Al-Attiyah aus Katar aus. Der dreimalige Champion hat einen Vorsprung von 50:19 Minuten auf seinen Toyota-Markenkollegen Yazeed Al Rajhi (Saudi-Arabien). Das Ende des Rennens ist für den 14. Januar vorgesehen.