Julian Schieber im Interview über Darts: "Wer Phil Taylor kritisiert, hat den Sport nie geliebt"

Julian Schieber ist leidenschaftlicher Darts-Fan.
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SPOX: Wann haben Sie begonnen, die Profis zu verfolgen? Gerade als Fußballer könnte man schnell die Meinung entwickeln, das sei kein Sport.

Schieber: Klar ist Darts auch ein Kneipensport und das ist auch gut so. Die Leute werfen zwei Euro in einen Automaten, trinken ein paar Bier und darten. Ich kenne auch Leute in meiner Heimat, die in einem Klub spielen. Die treffen sich jeden Freitag und spielen. Am Anfang ist der Average beachtlich und mit jedem Bier sackt er weiter ab. (lacht) Aber irgendwann bin ich logischerweise auf den Namen Phil Taylor gestoßen. Wenn jemand in einem Sport 16-mal Weltmeister wird, bekommt man das als sportinteressierter Mensch zwangsläufig mit.

SPOX: Dadurch sind Sie angefixt worden?

Schieber: Nach und nach ging es los, dass ich immer mehr Übertragungen im TV verfolgt oder mir auf Youtube Neun-Darter angeschaut habe. Da gibt es Legs, die ich bestimmt schon 100-mal gesehen habe. Das ist einfach professionell, da kann mir niemand etwas anderes erzählen. Wenn du an der Scheibe stehst und dich selbst verbessern willst, merkst du erst einmal, wie mental anspruchsvoll das ist. Natürlich ist es nicht der athletischste Sport. Aber andererseits: Mit Gerwyn Price will ich mich auch nicht messen. (lacht)

SPOX: Sie haben Phil Taylors Einfluss auf Ihre Darts-Faszination angesprochen. War er auch Ihr Liebling?

Schieber: Mein Favorit ist ganz klar Peter Wright. Wie er sich in Interviews gibt, gefällt mir sehr gut. Dass er privat relativ schüchtern und ein sehr netter Mensch ist, sich aber auf der Bühne in diesen Showman verwandelt, ist der Hammer. Aber eines ist für mich klar: Wer Phil Taylor kritisiert, hat den Darts-Sport nie geliebt. Ich hätte mich riesig gefreut, wenn er zum Abschluss seiner Karriere noch einmal die WM gewonnen hätte. Er war extrem wichtig für den Boom. Ich habe in den letzten Jahren aber noch einen weiteren Liebling dazu bekommen.

SPOX: Und zwar?

Schieber: Mensur Suljovic ist als Typ sensationell. Wie er sich in den letzten Jahren sportlich entwickelt hat, beeindruckt mich. Und natürlich fiebere ich auch mit den Deutschen mit. Sie müssen noch lernen, aber sie sind super Jungs, sehr bodenständig und haben viel Talent. Es ist schön, wie sich der Sport hierzulande entwickelt.

SPOX: Welche Matches werden Sie als Fan nie vergessen?

Schieber: Extrem wehgetan hat mir das Premier-League-Finale, als Peter Wright gegen Michael van Gerwen so nah dran war und am Ende doch verloren hat. Das bleibt hängen. Aber auch das WM-Halbfinale zwischen van Gerwen und Rob Cross kürzlich kam zum genau richtigen Zeitpunkt für den Darts-Sport. Es macht am meisten Spaß, wenn zwei Spieler sich gegenseitig hochschaukeln. Ich liebe die High Scorer. Wenn es bei zum Beispiel Gary Anderson oder Dave Chisnall läuft, fliegen die Funken.

SPOX: Die PDC ist bemüht, die verschiedenen Turniere durch unterschiedliche Modi einzigartig zu machen. Was verfolgen Sie außer der WM am liebsten?

Schieber: Jeden Donnerstag Premier League zu schauen, ist schon geil. Der Modus ist super, die besten Spieler sind dabei, die Hallen voll und am Ende stehen diejenigen in den Playoffs, die über einen langen Zeitraum die beste Leistung gezeigt haben. Das ist weniger abhängig von der Tagesform.

SPOX: Wie sehen Sie die Kräfteverhältnisse in der Premier League in der ersten Saison ohne Phil Taylor?

Schieber: Selbst als Taylor in den letzten Jahren dabei war, war er ja nicht mehr Topfavorit. Da hatte ihm van Gerwen schon den Rang abgelaufen und wie er sich jetzt nach seiner Halbfinal-Niederlage gegen Cross bei der WM präsentiert, ist beeindruckend. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass er mindestens ins Finale kommt. Aber es geht auch um Tagesform. Wright hat gesagt, er will 20 Turniere in diesem Jahr gewinnen. Das sagt der auch nicht einfach so, der glaubt daran. Ich hoffe auch, dass Anderson wieder zu seiner Form findet. Van Gerwen ist bei allen Turnieren der Favorit, aber es gibt ein paar Spieler, die ihn an einem guten Tag schlagen können.