SPOX/DAZN: Könnte es für Hopp ein Vorteil sein, dass mit Schindler das nächste Talent auf sich aufmerksam gemacht hat?
Gurney: Der Druck wird sich auf beide verteilen, vielleicht kann Max dadurch noch besser werden. Als Max begann, war der Standard bei der PDC bereits sehr hoch und er wurde noch höher und auch Max wurde besser. Jeder wird besser, wenn er sich wöchentlich mit den besten Spielern der Welt misst.
SPOX/DAZN: Mit dem erfolgreichsten Spieler der Darts-Branche kann sich niemand mehr messen: Phil Taylor. Sie hatten mit ihm eine besondere Erfahrung, als er Sie nach dem Grand Slam of Darts kritisiert hat, weil Sie ihm kein Glas Wasser eingeschenkt haben. Wie haben Sie das erlebt?
Gurney: Ich glaube, er wollte sich selbst pushen. Vielleicht war er etwas müde und hat ein bisschen Extramotivation gebraucht. Aber wie wir alle wissen, schenkt der erste Spieler, der die Bühne betritt, das Wasser ein. Er hat das nicht getan, also dachte ich, dass er kein Wasser will - also habe ihm keins eingeschenkt. Er hat das falsch verstanden, es war einfach nur 'lost in translation'.
SPOX/DAZN: Haben Sie danach nochmal mit Taylor darüber gesprochen und das Missverständnis geklärt?
Gurney: Nein, ich habe ihn nicht mehr gesehen. Er hat viele Interviews gegeben und als er fertig war, war ich wohl schon weg. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, das nochmal zu besprechen.
SPOX/DAZN: In einem der Interviews hat er gesagt, dass Sie nicht die Zukunft des Darts seien. Beschäftigen Sie solche Aussagen?
Gurney: Das ist mir wirklich egal. Er hat das gesagt, weil er nach dem Match noch voller Emotionen war. Aber ich muss auch gar nicht die Zukunft des Darts sein: Das Level der jungen Spieler wird immer besser und es kommen viele Spieler nach, die meinen Platz leicht einnehmen können.
SPOX/DAZN: Also war das Ganze einfach ein großes Missverständnis und kein Mind Game?
Gurney: Ich habe noch nie Mind Games gespielt, das brauche ich nicht.
SPOX/DAZN: Trotzdem gab es immer wieder Situationen, die zur Irritation geführt haben. Bei der WM 2017 gab es beispielsweise einen Vorfall mit Mark Webster, als sich die Fans gegen Sie gestellt haben.
Gurney: Mark hat mich während des Matches einmal kurz gestoßen, das war aber kein großes Ding und wir hätten einfach weiter machen können. Aber die Zuschauer haben das nicht gesehen und immer wenn Mark und ich auf der Bühne gesprochen haben, dachten die Fans, ich hätte etwas getan. Obwohl eigentlich er etwas getan hat. Aber sie haben das falsch verstanden und mir die Schuld gegeben. Hinzu kam, dass wir in London waren und die Fans dort naturgemäß die walisischen Spieler unterstützen.
SPOX/DAZN: Wie schaffen Sie es in solchen Situationen, fokussiert zu bleiben?
Gurney: Augen zu und durch. Man darf einfach nicht zuhören, muss sich noch mehr konzentrieren und einfach hoffen, dass das Scoring und Finishes weiter funktioniert. Sonst hätten sie mich noch mehr ausgebuht. Aus diesen negativen Erfahrungen lernt man für die Zukunft.
SPOX/DAZN: Sie haben aus der Vergangenheit offenbar die richtigen Schlüsse gezogen, immerhin sind Sie mittlerweile ein etablierter Top-10-Spieler. Haben Sie sich ein konkretes Ziel für 2018 gesetzt?
Gurney: Ich will mich grundsätzlich verbessern und eine gute Premier League spielen. Meine Leistungen auf der Pro Tour und bei den TV-Turnieren waren schon gut. Aber mit der European Tour war ich nicht zufrieden, das soll besser werden.
SPOX/DAZN: Obwohl Sie jetzt einer der besten Spieler der Welt sind, war es nicht immer klar, dass Sie Darts-Profi werden. Zwischenzeitlich hatten Sie sogar überlegt, komplett mit Darts abzuschließen. Wieso haben Sie doch wieder angefangen?
Gurney: Als ich nach vielen Jahren mit Darts aufgehört habe, hat mich mein bester Freund zurück zum Training gebracht. Am 19. Januar letzten Jahres ist er verstorben. Er hatte die Krankheit Mukoviszidose. Um ihm Danke zu sagen, trage ich auf der Bühne immer eine Halskette mit einem Bild von ihm. Er hat mich zurückgebracht.