Außerdem zeigte sich Wilder von New York begeistert und versprach, schon bald auf US-amerikanischem Boden in den Ring steigen zu wollen.
DAZN: Anthony Joshua, Sie sind für große Events im Vereinigten Königreich bekannt. Aber viele fragen sich, ob wir Anthony Joshua irgendwann auch in einem großen Kampf in den USA erleben werden. Einige glauben, dass Sie nicht in den USA boxen wollen.
Anthony Joshua: Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen: Wir haben in England etwas Besonderes geschaffen. Die Fans aus den USA sind herzlich willkommen, uns dort zu besuchen und zu erleben, was dort abgeht. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Jetzt wo ich hier bin, hat es meinen Appetit geweckt, auch in Amerika zu boxen. Es ist unglaublich hier im Garden, die Zuschauer und die Atmosphäre sind phänomenal. Ich will hier definitiv auch einmal antreten.
DAZN: Sie sind jetzt seit einer Woche in New York. Überall wurden Sie auf Deontay Wilder angesprochen. Was muss passieren, damit es den Kampf zwischen Ihnen und Wilder im April geben wird?
Joshua: Im April? Er muss sich dazu entscheiden, in England gegen mich anzutreten. Er und Tyson Fury wollen ja einen Rückkampf. Aber wenn nicht, dann haben wir andere Optionen, das ist kein Problem. Die Entscheidung liegt bei Wilder. Wenn er bereit ist, weiß er, wo er mich finden kann.
DAZN: Er hat öffentlich gesagt, dass die Entscheidung bei Ihnen liegt.
Joshua: Na gut. Am 13. April in Wembley. Melde dich bei mir und wir handeln einen Deal aus. Du bekommst von mir mehr Geld als jemals bevor. Und ich gebe dir die Chance auf vier WM-Gürtel. Was willst du mehr?
Joshua: "Es geht mir nicht um Wilder, sondern um den Gürtel"
DAZN: Verdient Deontay Wilder zum jetzigen Zeitpunkt mehr als nur ein fixes Preisgeld, um gegen Sie anzutreten?
Joshua: Ja, das tut er. Und deshalb sieht unser Angebot wie folgt aus: Wir garantieren ihm eine fixe Summe, aber es kann auch noch darüber hinausgehen. Ein fixes Preisgeld, um sein Interesse zu wecken, und mögliche Boni obendrauf. So kann er anfangen, den Kampf mit seinem losen Mundwerk zu promoten.
DAZN: Wilder würde sagen, er wäre mit 15 Millionen Dollar einverstanden und hätte Ihnen 50 Millionen geboten. Er hat gegen Fury über 300.000 Pay-per-Views verkauft, eine respektable Anzahl.
Joshua: Wieviel Geld haben diese Pay-per-Views gebracht?
DAZN: Kommt darauf an, wen man fragt. Aber 300.000 für rund 80 Dollar pro Stück ist schon eine ordentliche Summe.
Joshua: Ja, aber wie groß war der Teil, den Wilder davon bekommen hat? Ich könnte in London eine Million Pay-per-Views verkaufen, aber dann muss das verteilt werden zwischen uns, der Undercard, der Show, der Technik, dem Management, den Kommentatoren ... Das Geld wird verteilt, deshalb will ich wissen, wieviel Geld davon Wilder eingesteckt hat. Wir können das fast verdoppeln.
DAZN: Deontay Wilder ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere, so wie Sie auch. Aber er ist 33 Jahre alt. Machen Sie sich Sorgen, dass wir eine Situation wie bei Mayweather und Pacquaio haben könnten, wenn sich die Verhandlungen zu sehr hinziehen? Dass wir uns danach wünschen, der Kampf hätte zwei Jahre früher stattgefunden?
Joshua: Es geht für mich nicht nur um Wilder. Es geht mir um den Gürtel. An den werde ich rankommen, so oder so. Ich will gegen Wilder kämpfen, wegen des Gürtels. Wenn er gegen mich kämpfen will, dann wird es geschehen, wenn Gott es will. Wenn nicht, dann werde ich gegen seinen Nachfolger antreten, denn ich habe noch zehn gute Jahre vor mir. Ich bin jetzt 29, werde nächstes Jahr 30, habe also noch einiges im Tank. Mit 22 Kämpfen in meiner Karriere bin ich immer noch frisch. Ich will mein Vermächtnis etablieren, und zwar langfristig. Die Jungs sind schon zehn Jahre Profi, Wilder hat schon 40 Kämpfe auf dem Buckel. Es ist also eine gute Frage: Wie lange hat er das noch drauf? Deswegen sollte es für ihn umso wichtiger sein, lieber früher als später gegen mich anzutreten - denn viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.
Joshua: "Ich muss mir in den USA eine Wohnung suchen"
DAZN: Ihr Promoter ist Eddie Hearn. Sie sind im Schwergewichtsboxen derzeit die Nummer eins, mit enormen Zuschauerzahlen und einer Menge Geld, die dabei generiert wird. Warum sagen Sie nicht einfach zu ihm: Verschaff mir den Wilder-Fight, ich will nichts anderes.
Joshua: Ganz ehrlich: Das habe ich zu ihm gesagt. Wir haben den Termin schon gebucht, der Austragungsort steht, wir haben mit seinem Camp schon vor seinem Fight gegen Fury gesprochen. Sie wollten erst nach dem Kampf darüber reden, das verstehe ich. Und jetzt, nach seinem Kampf gegen Fury, wollen sie es schon wieder verschieben und nicht gegen mich, sondern gegen Fury boxen. Ich dachte, sie haben nur ein Ziel, und das bin ich. Jetzt kann er gegen mich antreten und seinen Traum wahr werden lassen - warum also ablehnen? Deswegen liegt die Entscheidung bei ihm: Er muss mein Angebot annehmen und mich herausfordern. Tut er das nicht, kann ich nicht viel tun. Ich kann ihm die Entscheidung nicht abnehmen.
DAZN: Was sagt Ihr Bauchgefühl: Kämpfen Sie im April gegen Deontay Wilder oder gegen den Sieger von Dillian Whyte gegen Derek Chisora?
Joshua: Mein Bauchgefühl: Wenn ich gegen Wilder boxe, werde ich ihn ausknocken. Aber wer mein Gegner sein wird, weiß ich nicht. Das hängt nicht von mir ab. Ich sage, dass ich ihn auf die Bretter schicke, weil ich das kontrollieren kann. Aber wer den anderen Kampf gewinnt und wie sich ihre Karriere ausmalen ... es hängt einzig und allein von ihnen ab.
DAZN: Werden Sie 2019 in den USA boxen?
Joshua: Zu 100 Prozent! Wenn ich darf und mich die amerikanischen Fans willkommen heißen. Jetzt hier zu sein, das hat mich richtig heiß gemacht. Ich muss mir hier eine Wohnung suchen und mehr Zeit in New York verbringen, denn ich habe hier richtig viel Spaß gehabt.