Neuer Vertrag, neue TV-Bühne, neue Gegner, vielleicht sogar eine neue Gewichtsklasse - schon am Nikolaustag könnte Jürgen Brähmers Vorfreude auf glänzende sportliche Perspektiven für die beiden kommenden Jahre beginnen. Nur eine vermeintliche Pflichtaufgabe muss der Halbschwergewichtler am Samstag (23.30 Uhr) in Oldenburg noch aus dem Weg räumen. Gegen Außenseiter Pawel Glazewski steht der WBA-Titel des 36 Jahre alten Schweriners auf dem Spiel.
Ungeachtet seiner klaren Favoritenrolle will der Mecklenburger seinen polnischen Herausforderer nicht auf die leichte Schulter nehmen: "Man darf niemanden unterschätzen, ich bin bestens gewappnet." Glazewski sieht sich in einer guten Ausgangsposition: "Brähmer hat etwas zu verlieren, ich kann nur gewinnen", sagte der 32-Jährige.
"Seine Schlagkraft nutzen"
Doch längst haben die Planungen des Brähmer-Managements über Oldenburg hinaus begonnen. Ein neuer Kontrakt bis Ende 2016 wurde unterzeichnet, statt der "ARD" ist nun "SAT.1" der neue Hofsender der Sauerland Event GmbH. Ein Wechsel, der spannende Duelle verspricht, denn mögliche zukünftige Kontrahenten wie Robert Stieglitz, Felix Sturm oder Arthur Abraham boxen schon länger im Privat-TV, allerdings im Supermittelgewicht.
Den für Kämpfe gegen diese Gegner erforderlichen Abstieg aus dem Halbschwergewicht traut sich der gebürtige Stralsunder ohne Probleme zu. Und auch sein Trainer glaubt nicht an ein großes Risiko für seinen Schützling. "Zwar sind die Boxer im Supermittelgewicht schneller, aber alle anderen Vorteile wären auf Jürgens Seite. Er hätte Reichweitenvorteile und könnte seine Schlagkraft nutzen", glaubt Coach Karsten Röwer.
Haftstrafen in jungen Jahren
Aber es gibt auch die Option, für zumindest einen Kampf noch im Halbschwergewicht zu bleiben. Als möglicher Kontrahent gilt der 27 Jahre alte Münchner Robin Krasniqi. Der gebürtige Kosovo-Albaner kämpfte bereits im vergangenen Jahr um den WBO-Titel in dieser Gewichtsklasse, unterlag aber in London Nathan Cleverly aus Großbritannien einstimmig nach Punkten.
Dass er wegen Haftstrafen seine Karriere in jungen Jahren zweimal unterbrechen musste, hat der Rechtsausleger längst verarbeitet, nur noch selten gehen die Blicke zurück. "Ich war damals in einer Lebensphase, in der mir alles scheißegal war. Zumindest gefühlt hat es sehr lange gebraucht, um mich wieder in die Gesellschaft einzugliedern", sagte Brähmer dem "Boxsport".
Mittlerweile sind für den Mecklenburger abseits des Profibox-Geschäfts nur noch seine Verlobte Tatjana, Tochter Jasmin und Sohn Joris wichtig. Auch bei der Vertragsverlängerung mit Sauerland hatte die Lebensgefährtin ein Wörtchen mitzureden. Brähmer: "Sie fand das erst nicht gut. Aber sie hat auch gesehen, wieviel Freude mir das Boxen noch macht."