FCB unterliegt nach Katastrophenstart

Von Max Marbeiter
Joe Ragland (l.) war für die Bayern-Defense nicht in den Griff zu bekommen.
© getty

Durch ein 74:81 gegen Emporio Armani Milan kassiert der FC Bayern München im dritten Euroleague-Spiel der Saison seine zweite Niederlage. Zwar kämpft sich der FCB nach schwachem Start zurück, am Ende bringen die Italiener den Sieg jedoch über die Zeit.

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Beinahe schien es, als verschliefen die Bayern den Start ein wenig. Milan, das nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Spielen bereits ein wenig unter Druck stand, machte in den ersten Minuten, was es wollte. Bis auf 17:2 waren die Italiener enteilt, ehe sich der FCB fing und langsam ins Spiel fand.

Hauptgrund war, dass der FCB seine zu Beginn großen Probleme in der Defense einigermaßen schnell in den Griff bekam und den Italiener so das Scoring erschwerte. Die Bayern entschieden zudem das Duell unter den Körben für sich.

Ganz in den Griff bekamen sie Milans Defense allerdings nicht. Die Italiener lieferten eine gute Kombination aus Inside-Spiel und Würfen aus der Distanz. Dazu verteidigten sie geschickt und fuhren am Ende ihren ersten Sieg der Euroleague-Saison ein. Topscorer der Partie war Joe Ragland mit 16 Punkten. Für die Bayern kam Heiko Schaffartzik auf 15 Zähler.

Die Reaktionen:

Svetislav Pesic (FC Bayern): "Wir haben sehr schlecht begonnen und erst spät richtig verteidigt. Das alles aufzuholen hat viel Kraft gekostet. Das war wohl auch der Grund, dass uns am Ende die Kraft gefehlt hat, offensiv die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir haben überhastete Würfe genommen. Das lag an der Müdigkeit. Wir haben dann auch untypisch schlecht von innerhalb der Dreierlinie geworfen. Dennoch hatten wir sehr gute Chancen. Wir müssen lernen, dass die Mannschaften in der Euroleague nicht hierher kommen, um sich gut zu verkaufen. Sie wollen gewinnen. Deshalb dürfen wir einfach keine einfachen Punkte zulassen."

Anton Gavel (FC Bayern): "Milan hat am Anfang fast alles getroffen, aber das war unser Fehler. So können wir nicht spielen. Erst unsere Bankspieler haben uns dann einen Push gegeben und das ausgebügelt. Die Team-Defense war nicht gut. Wir haben zu viele Fehler gemacht, die Guards ständig penetrieren lassen. Das ist genau, was sie wollen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Nichts Neues bei den Bayern. Anton Gavel, Nihad Djedovic, Robin Benzing, Dusko Savanovic und John Bryant starten. Milan beginnt mit Joe Ragland, Daniel Hackett, Alessandro Gentile, Samardo Samuels und Nicolo Melli.

3.: Und schon muss Svetislav Pesic die erste Auszeit nehmen. Defensiv stimmt es bei den Bayern noch überhaupt nicht. Dazu legt Daniel Hackett einen Blitzstart hin. Der Guard trifft aus der Ecke für Drei - 11:2 Milan!

8.: Die Bayern kommen noch überhaupt nicht mit Milans vielseitiger Offense zurecht. Vorne läuft ebenfalls wenig - bis Schaffartzik den Dreier trifft. Bryant legt kurz darauf das Dreipunktspiel nach - 21:12 Milan.

10.: Und plötzlich sind die Münchner wieder dran. Milan ist die Sicherheit der ersten Minuten ein wenig abhanden gekommen, dafür dreht nun Benzing auf. Nach zwei Dreiern binnen weniger Sekunden sind die Bayern bis auf drei dran. Luca Banchi gefällt's weniger. Milan nimmt die Auszeit.

15.: Kleiza kommt langsam besser ins Spiel. Diesmal sitzt der Runner. Savanovic antwortet jedoch von draußen - 35:32 Milan!

20.: Heiko kommt. Heiko trifft. Schaffartziks Dreier Sekunden nach seiner Einwechslung bringt die Bayern erstmals in Führung. Raglands Dreipunktspiel macht alles zwar wieder zunichte, doch Savanovic beendet die erste Hälfte per Fadeaway - 41:41!

25.: Stimac ist einfach effektiv. Erneut schließt der Serbe am Ring ab. Hackett trifft im Anschluss nur einen von zwei Freiwürfen - 48:47 Bayern.

28.: Dreipunktspiel mal anders herum. Schaffartzik vergibt den zweiten Freiwurf und schnappt sich seinen eigenen Rebound. Danach wird die Uhr heruntergespielt und mit der 24-Sekunden-Sirene per Layup abgeschlossen - 56:55 Milan.

30.: Wieder haben die Bayern das letzte Wort des Viertels. Diesmal trifft Micic und bringt die Münchner mit drei in Führung.

33.: Brooks scheint die Kontrolle verloren zu haben, findet dann aber den völlig offenen Moss. Dessen Dreier sitzt. Bryant trifft im Gegenzug nur einen von zwei Freiwürfen, Brooks dafür den nächsten Dreier - 64:63 Milan.

35.: Stark verteidigt von Milan. Gavel muss mit Ablauf der 24 Sekunden zum Verzweiflungsdreier hochsteigen, wird allerdings geblockt. Brooks schließt den Fast Break per Dunk ab. Milan führt mit vier, Pesic sieht Redebedarf - Timeout Bayern.

39.: Ragland eiskalt! Mit Hand im Gesicht versenkt der Playmaker den Dreier. Bryant antwortet umgehend am Brett, kann dann Samuels allerdings nicht halten - 79:74 Milan.

Bayern München - Emporio Armani Milan: Hier geht's zum Boxscore

Der Star des Spiels:

Joe Ragland war von Bayerns Defense nur schwer zu kontrollieren. Der Speed des Amerikaners machte den Münchner Guards sichtlich zu schaffen. Dazu blieb Ragland gerade in Crunchtime eiskalt.

Der Flop des Spiels:

Eigentlich zählt Nihad Djedovic zu Bayerns verlässlichsten Scorern, diesmal wollte der Bosnier jedoch einfach keinen Rhythmus finden. Djedovic traf nur einen seiner 7 Würfe aus dem Feld.

Das fiel auf:

  • Milans Offense stellte die Bayern in den ersten Minuten vor schier unlösbare Probleme. Die Italiener zogen ihre Big Men Nicolo Melli und Samardo Samuels sehr weit raus. Ihre Münchner Pendants folgten und öffneten so die Zone. Speziell Daniel Hackett und Joe Ragland machten sich das immer wieder zunutze, zogen Richtung Korb und schlossen entweder selbst ab oder spielten den Kickout auf die offenen Schützen.
  • Erleichtert wurde all das durch die schlechte Rotation der Bayern. Häufig blieb die Hilfe komplett aus, kam sie doch, kam sie zu spät. So erspielte sich Milan immer wieder offene Würfe. Dazu funktionierte die Pick-and-Roll-Defense zunächst nicht wie gewünscht. Musste geswitcht werden, verloren teilweise sowohl Guard als auch Big Man ihre Gegenspieler aus den Augen.
  • Offensiv taten sich die Bayern zunächst ebenfalls schwer. Es mangelte an Bewegung, zu selten kam der Ball effektiv in den Lowpost. Erst als die Schützen zu treffen begannen, gewann die Offense des Meister mehr Balance. Das Pick-and-Roll funktionierte besser, die Big Men wurden regelmäßiger eingesetzt. Speziell Vladimir Stimac schloss immer wieder effektiv in Ringnähe ab.
  • Milan gelang es nicht ganz, sein herausragendes Spacing aus den ersten Minuten über das gesamte Spiel beizubehalten. Die Bayern stellten sich zusehends besser auf das Spiel der Italiener ein. So gingen Milans Quoten ein wenig nach unten, ganz in den Griff bekam der FCB die Offense der Italiener allerdings nicht.
  • Dominierten die Bayern das Schlussviertel gegen Panathinaikos noch dominiert, so taten sie sich diesmal deutlich schwerer. Milan nutzte immer wieder die Schnelligkeit von Marshon Brooks und Joe Ragland, die immer wieder Richtung Zone zogen und häufig ablegten. Dazu tat sich Bayerns Offense schwer, gegen Milans intensive Defense Würfe zu kreieren.

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