2. DBB: Es geht auch ohne Sahnetag von Schröder
Deutschland wiederum erwischte offensiv keinen Sahnetag. Vieles funktionierte zwar, aber der Dreier fiel beispielsweise eher schwach (10/32, 31 Prozent), und auch Deutschlands bester Scorer erwischte individuell kein gutes Spiel. Dennis Schröder brauchte für 11 Punkte 14 Würfe (4 Treffer), aus der Distanz ging gar nichts. Er verlor zudem fünfmal den Ball. Seine Defense war phasenweise sehr gut, die Offense aber hatte viel Luft nach oben.
Und trotzdem gewann Deutschland zweistellig gegen ein Top-Team ... das sollte Hoffnung machen. Das DBB-Team demonstrierte, wie tief und vielseitig es aktuell daherkommt, und auch das passierte nicht durch die Spieler, die man hätte erwarten können. Andi Obst punktete gar nicht, Franz Wagner oder Johannes Voigtmann erreichten keine Double Figures. Es war die Bank, die in diesem Spiel offensiv den Großteil der Last übernahm.
In der ersten Halbzeit zeichnete sich dabei vor allem Thiemann aus. Es war vielleicht die wichtigste Szene des Spiels, als er gegen Ende des ersten Viertels den Drive gegen Rudy Gobert auspackte und diesen beim And-1 sein zweites Foul anhängte - Frankreichs Defense war in den Minuten ohne den Wolves-Star um Welten schwächer als mit ihm.
In der zweiten Hälfte waren es dann in erster Linie der bärenstarke Maódo Lô sowie Niels Giffey, die offensiv Verantwortung übernahmen, Würfe trafen und in Lôs Fall auch vorbereiteten. Insgesamt erzielten die Bankspieler 48 der 76 Punkte Deutschlands. "Wir sind sehr tief und können alle zocken", erklärte Thiemann. Diese Partie belegte das eindrucksvoll, jeder eingesetzte Spieler leistete seinen Beitrag zu diesem Erfolg.
Schröder natürlich auch. Selbst wenn er in der Schlussphase zeitweise am meisten damit beschäftigt war, Lô von der Bank aus zuzujubeln, hatte er vermutlich auch das Highlight des Spiels, als er mit einer simplen Drehung zwei Verteidiger (darunter Gobert) ins Leere schickte und per Drive für die endgültige Entscheidung sorgte.
Und der Kapitän dürfte in anderen Spielen auch wieder mehr als Scorer gefragt sein. Dass es auf diesem Niveau aber auch ohne Schröder-Explosion ging, war ein sehr gutes Zeichen - auch für ihn selbst. "Das war eine optimale Teamleistung", sagte Schröder. "Das einzige, was hier zählt, ist ein Sieg. Ob ein Wurf reingeht oder nicht, das kannst du nicht kontrollieren. Das darf dich auch nicht jucken, als Leader musst du trotzdem vorangehen."