SPOX: Fabien, im Oktober 2016 haben wir Sie in einem Interview als Neuzugang von Bamberg vorgestellt, nun sprechen wir Sie als Spieler von Real Madrid. Wie kam es zu dem Wechsel nach nur einem Jahr in Deutschland?
Fabien Causeur: Ich gebe zu: Als Real angerufen hat, war es eine sehr leichte und schnelle Entscheidung für mich. Ich hatte zwar einige Angebote, aber meine größte Priorität ist es, um jeden Titel in Europa mitzuspielen, also auch um die EuroLeague-Championship. Das ist das größte, was man erreichen kann außerhalb der NBA. Und hier in Madrid habe ich die Möglichkeit dazu.
SPOX: Wie denken Sie an Ihre Zeit in Deutschland zurück?
Causeur: Es war eine fantastische Zeit in Bamberg. Wir haben beide nationale Titel gewonnen und tollen Basketball gespielt. Ich habe neue Freunde fürs Leben kennen gelernt. Ich pflege weiterhin Beziehungen nach Bamberg. Ich bereue natürlich keinesfalls, nach Madrid gewechselt zu sein - aber ein bisschen Wehmut ist natürlich auch dabei, wenn ich an Bamberg denke.
SPOX: War es für Sie denn von vornherein der Plan, Bamberg nur als Zwischenstation zu nutzen?
Causeur: Nein, nein, auf keinen Fall. So denke ich nicht und das wäre auch den Bambergern gegenüber nicht fair. Viel mehr denke ich von Jahr zu Jahr, von Saison zu Saison. In Bamberg lief es gut, wir haben auch in der EuroLeague gut mitgehalten und um die Playoffs gekämpft. Man, es gab so viele Spiele, die wir am Ende knapp verloren haben. Das hätte auch anders laufen können. Als die Saison dann vorbei war, habe ich mir meine Möglichkeiten angeschaut und mich für Madrid entschieden. Wer hätte das denn nicht getan... Aber nochmal: Es hätte auch anders laufen können. Das war nicht einkalkuliert.
SPOX: Ihre Situation war ja auch keinesfalls einfach, als Sie nach Bamberg kamen. Sie hatten eine Saison mit vielen Verletzungen hinter sich - sind dann aber "unbeschadet" durch die Saison gekommen. Auch für Real stehen Sie regelmäßig auf dem Feld. Haben Sie an ihrer Trainings- oder Spielweise etwas geändert?
Causeur: Nicht bewusst, nein. Da hat er der medizinische Stab in Bamberg für gesorgt, mit dem ich viel zusammengearbeitet habe. Auch Trainer Andrea Trinchieri hatte immer das richtige Gespür dafür, wann ich müde war - denn dann steigt die Gefahr für Verletzungen. So hat er mich ein, zwei Spiele pausieren lassen und alles war wieder gut. Dieses Vorgehen ist auch sehr wichtig mit der Doppelbelastung. Das hat sich auch am Ende ausgezahlt: Die Regular Season haben wir in der BBL nur auf Platz zwei beendet, in den Playoffs aber dominiert. Das ist ein großer Verdienst der Ärzte und Coaches gewesen.
SPOX: Gibt es generell Dinge, die sich im Laufe Ihrer Karriere geändert haben hinsichtlich der Schwerpunkte? Sie sind dieses Jahr 30 geworden...
Causeur: ... das habe ich auch letztlich geschockt festgestellt. (lacht) Das Altern spielt bei uns Profis natürlich eine viel größere Rolle, als das in anderen Bereichen der Fall sein mag. Zu Ihrer Frage: Es hat sich in den vergangenen Jahren schon verändert. Das hängt aber in erster Linie damit zusammen, dass die Spielpläne immer intensiver werden. Das neue Format der EuroLeague ist erst im zweiten Jahr, das gibt es also noch nicht lange. Das führt automatisch dazu, dass die Coaches dich in einer Trainingseinheit nicht mehr stundenlang killen können, bis dir die Lunge brennt. Stattdessen steht Regeneration und Belastungssteuerung im Vordergrund.
SPOX: Das Altern hat damit also nicht so viel zu tun?
Causeur: Das wollte ich damit nicht sagen. Natürlich steckt man die Dinge mit 30 nicht mehr so gut weg wie mit 20 - ob das harte Spiele sind, intensive Einheiten, oder ein paar Hits, die man von seinem Gegner kassiert. Dem muss ich nun bei der Regeneration viel mehr Aufmerksamkeit schenken als früher. Aber auch hier ist der Staff sehr wichtig, der mir helfen muss zu erkennen, wann ich eine Pause brauche.
SPOX: Inwiefern hat sich die Bedeutung einzelner Spiele durch den härteren Schedule verändert?
Causeur: Es bleibt natürlich zunächst dabei, dass jedes einzelne Spiel mit dem Ziel angegangen wird, es zu gewinnen. Das ist bei so einer langen Saison aber unmöglich, und das wissen die Coaches auch. Das heißt: Wenn es in einem Spiel mal nicht so läuft und man merkt, dass man wahrscheinlich verliert - dann fängt man an, Dinge auszuprobieren und das Spiel als zusätzliche Trainingseinheit anzusehen, die man ansonsten nicht zur Verfügung hätte.
SPOX: In der spanischen Liga läuft es für Sie sehr gut, mit elf Siegen bei nur einer Niederlage sind Sie mit Real auf dem ersten Platz. Was ist das Besondere an der ACB, die Sie ja schon aus Ihrer Zeit bei Laboral kennen?
Causeur: Ohne Frage ist die ACB die beste nationale Liga in Europa. Es macht einfach riesengroßen Spaß, Woche für Woche gegen Topklubs zu spielen. Ich meine, in der letzten Saison spielten fünf spanische Teams in der EuroLeague, das ist einmalig und spricht für die Liga. Außerdem gefällt es mir generell in Spanien ganz gut.
SPOX: Und es gibt den Clasico, der wohl eine andere Dimension hat als die Rivalität zwischen dem FC Bayern und Bamberg...
Causeur: Das Clasico ist das berühmteste Spiel der Welt! Klar, auch in Bamberg haben sie mich darauf hingewiesen, dass die Spiele gegen Bayern etwas Besonderes sind, entsprechend habe ich mich darauf vorbereitet. Aber nichts auf der Welt ist vergleichbar mit dem Clasico.
SPOX: In der EuroLeague läuft es für Real noch nicht so gut, Sie kämpfen um die Playoff-Teilnahme. Wie bewerten Sie mittlerweile - nach eineinhalb Saisons - den neuen Modus mit einer Regular Season plus Playoffs?
Causeur: Auf der einen Seite ist es großartig für die Fans, wenn es Woche für Woche Top-Duelle auf höchstem Niveau gibt, und zwar über einen Zeitraum von sieben Monaten. Jeder spielt gegen jeden, es gibt keine Ausreden. Das macht auch für uns Spieler in gewisser Weise Spaß. Andererseits muss man aber auch sagen, dass es für uns extrem hart ist. Man steht immer unter Strom, es gibt immer Reisestress, es gibt so viele Dinge, auf die man achten muss. Es ist sehr fordernd für die Spieler und verlangt höchste Konzentration nahezu an jedem Tag der Saison.