Niemand hatte den Bayern einen Sieg gegen den großen Favoriten auf den Titel zugetraut. Lange sah es auch nicht allzu gut aus. Real dominierte nicht, schien das Spiel bis ins dritte Viertel hinein jedoch im Griff zu haben. Der FCB kämpfte jedoch aufopferungsvoll, arbeitete stark unter den Körben und bekam Reals sonst so starke Offense immer besser unter Kontrolle.
Am Ende erzwangen die Münchner zehn Turnover und haben ihre Chancen auf die Playoffs durch den überraschenden Erfolg nun deutlich gesteigert. Topscorer der Partie war Nihad Djedovic (21 Punkte), Malcolm Delaney kam auf 20 Zähler. Für Real legte Sergio Rodriguez 18 Punkte auf und traf dazu sensationell von jenseits der Dreierlinie (5/6 3er).
Die übrigen Ergebnisse: Überragender Pleiß nicht genug
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Die Bayern beginnen mit Malcolm Delaney, Nihad Djedovic, Robin Benzing, Boris Savovic und John Bryant. Heiko Schaffartzik fehlt Coach Svetislav Pesic
Bei Real stehen Sergio Llull, Tremmell Darden, Rudy Fernandez, Nikola Mirotic und Ioannis Bourousis zum Tipoff auf dem Parkett.
5.: Die Bayern beginnen gut, doch Real lässt sich nicht allzu sehr beeindrucken. Fernandez trifft von draußen. Mirotic schnappt sich kurz darauf den Offensivrebound und verwandelt den Leger - 12:5 Real!
8.: Starke Antwort der Münchner! Der FCB startet einen 10:2-Run und führt plötzlich mit zwei Punkten. Die erzielt Bryce Taylor an der Linie, nachdem er beim Baseline-Drive zuvor von Bourousis gefoult worden war.
12.: Young legs im Hause Hamann. Der Point Guard zieht mit Tempo Richtung Zone und trifft den Layup. Thompson legt mit Power nach. Die Bayern sind drin - 26:21 FCB!
17.: Das schmerzt beim Zuschauen! Savovic zögert beim Zug zum Korb, hebt dennoch ab - keine gute Idee. Mejri nutzt seine 2,17 Meter fliegt heran und räumt Savovic ziemlich unsanft ab. Auf der anderen Seite vergibt der Tunesier dann jedoch beide Freiwürfe - 31:30 Real!
20.: Gegen Ende der ersten Hälfte brechen die Bayern ein wenig ein. Rodriguez versenkt den Transition-Dreier. Djedovic antwortet zwar aus der Mitteldistanz, in den letzten Minuten ziehen die Madrilenen allerdings dennoch leicht davon - 42:34 zur Halbzeit!
24.: Guter Start der Bayern in die zweiten Hälfte. Idbihi packt gegen Bourousis einige Postmoves auf, der Abschluss strotzt nicht gerade vor Eleganz, findet aber seinen Weg durch die Reuse. Kurz darauf bewegt der FCB den Ball stark, Benzing ist in der Ecke frei und trifft den Dreier - Auszeit Real!
30.: Da überlegt sich der Ball aber ganz genau, ob er reinfallen soll. Dardens Dreier aus der Ecke tänzelt auf dem Ring, rutscht am Ende aber doch durch die Reuse - 60:55 Real!
34.: Llull zum Ersten, Llull zum Zweiten - der Guard trifft zwei Mal in Folge aus der Ecke und schon sind die Madrilenen wieder auf acht Punkte weg.
36.: Fernandez kollidiert in Transition heftig mit Bryant und bleibt liegen. Die Zuschauer vermuten Schauspiel, doch der Ex-Blazer muss vom Feld. Bryant bekommt das unsportliche Foul angehängt. Mirotic trifft beide Freiwürfe - 70:65 Real!
38.: Was ist denn hier los?! Delaney zieht zum Korb, riskiert aber noch einen Blick Richtung Dreierlinie. Dort steht Taylor völlig offen und trifft. Reals Auszeit hat im Anschluss nicht den gewünschten Effekt. Djedovic klaut direkt den Ball, lässt beim Fast Break überhaupt nichts anbrennen - und plötzlich führen die Bayern mit 79:74.
40.: Unfassbar! Nach Idbihis Tipin lässt sich Darden von Djedovic den Ball klauen. Mirotic muss foulen, doch Delaney trifft beide Freiwürfe. Rodriguez antwortet allerdings mit dem ganz wilden Dreier. Als Taylor ebenfalls doppelt von der Linie trifft ist die Sensation jedoch perfekt - Bayern schlägt Real!
Bayern vs. Real: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Malcolm Delaney. Bayerns Offense benötigte ein wenig Zeit, um ihren Rhythmus zu finden. Dass es so weit kam, lag zu großen Teilen an der starken Leistung des Playmakers. Als einer der wenigen Bayern suchte Delaney den Weg in die Zone, fand, wenn möglich, per Kickout-Pass aber auch die offenen Schützen. Am Ende verteilte er 6 Assists und blieb in den finalen Sekunden an der Freiwurflinie eiskalt (6/6 FT)
Der Flop des Spiels: Rudy Fernandez. Der Grad zwischen Lässigkeit und Überheblichkeit ist schmal beim Spanier. Das Spiel gegen die Bayern schien er aber irgendwie nicht so richtig ernst zu nehmen. Immer wieder hielt er unmotiviert von draußen drauf, traf allerdings nichts (1/7 3er). Als Fernandez verletzt vom Feld musste, fehlte Real in der Schlussphase dennoch eine wichtige Offensivoption.
Das fiel auf:
- Real startete mit der beinahe schon gewohnten Lässigkeit ins Spiel. Erst mal abwarten, den Gegner ein wenig zeigen lassen, was er denn so anzubieten hat, dann allerdings eiskalt die eigene Klasse ausspielen. Nicht wenige Spiele der Madrilenen laufen nach diesem Muster ab. Und auch diesmal dauerte es ein wenig, ehe die Königlichen ihren Rhythmus gefunden hatten. Speziell ab Mitte des dritten Viertels wirkte es aber, als könnten sie den Schalter nicht endgültig umlegen.
- Bayerns Half-Court Offense glänzte zu Beginn selten mit Effektivität. Das lag einerseits an der mangelnden Bewegung - häufig stand der Ballhandler einige Sekunden, blickte umher, fand aber kaum einen cuttenden Mitspieler. Andererseits war Reals Zone jedoch ähnlich dicht wie Münchens Straßen während der Rush Hour. Madrids Big-Man-Rotation ist einschüchternd und ließ bayerische Guards deshalb zwei Mal nachdenken, ehe sie Richtung Zone zogen. Zudem waren John Bryant und Co. bei Ioannis Bouousis, Nikola Mirotic, Salah Mejri und Felipe Reyes in besten Händen.
- Defensiv war die Aufgabe für die Münchner nicht minder herausfordernd. Reals Flügel bewegten sich in Halbzeit eins geschickt um Blöcke herum und kamen so immer wieder zu offenen Würfen. Allerdings blieb auch Bayerns Defense unter dem Korb zunächst einiges schuldig. Mal genügte ein einfacher Pass vom Perimeter, um den Big Men den Layup zu ermöglichen, mal überpowerten die Madrilenen ihre Münchner Pendants.
- Als die Bayern nach der Halbzeit etwas mehr Physis ins Spiel brachten, Reals Playmaker intensiver unter Druck setzten, zeigte Real Wirkung. Immer wieder erzwangen die Münchner nun Ballverluste (insgesamt 10), kämpften sich so heran und ließen am Ende geschockte Madrilenen zurück.
- Die Bayern suchten selten den Weg Richtung Korb. Nur im Ausnahmefall entschieden sie sich für die Penetration. Taten sie es doch einmal, belohnten sie sich nach Kickout-Pass jedoch mit offenen Würfen rund um den Perimeter. Die Dreierquote steigerte sich so zusehends (42 Prozent), was den Münchnern wiederum gelegen kam, sobald Real auf Zone umstellte.
- Ganz auszuschalten ist Reals Offense nicht, in der zweiten Hälfte kontrollierten die Bayern Madrids Angriff allerdings überraschend gut. Der FCB ließ die Königlichen nicht ihren Rhythmus finden, machte die Zone besser dicht. Auch Reals Schützen hatten schon produktivere Abende gesehen (34 Prozent 3FG). So hatten die Gäste erhebliche Probleme mit intensiv fightenden Münchnern.
Der Euroleague-Spielplan im Überblick