SPOX: Kommende Saison treffen Sie mit Fenerbahce auf Partizan. Ist es auch nach über 20 Jahren noch etwas Besonderes, gegen den Verein zu spielen, bei dem Sie einen Großteil Ihrer Spielerkarriere verbracht und Ihre Trainerlaufbahn begonnen haben?
Obradovic: Auf jeden Fall. Das ist mein Klub, den ich sehr liebe. Genau wie Panathinaikos. Dort habe ich die besten Jahre meiner Karriere erlebt. Jetzt steht für mich allerdings Fenerbahce ganz oben. Aber gegen Partizan zu spielen, wird natürlich etwas Besonderes.
SPOX: Neben Partizan treffen Sie in Ihrer Vorrundengruppe auf Barcelona und ZSKA Moskau. Beide zählen zu den großen Favoriten auf den Titel. Es ist noch früh, aber wo sehen Sie Fenerbahce im Vergleich?
Obradovic: Das weiß ich wirklich noch nicht. Ich hatte ja lange nicht das gesamte Team beisammen. Aber natürlich sehen viele in Barcelona und ZSKA die Favoriten. Allein wegen des Rosters, der Coaches, der Geschichte. Das ist normal. In unserer Gruppe spielen aber nicht nur ZSKA, Barcelona und Partizan. Es gibt zwei weitere Teams, die ich sehr respektiere. Für mich macht es ohnehin keinen Unterschied, gegen wen wir spielen. Jedes Spiel ist gleich. Ich bereite uns so vor, dass das beste Team auf dem Court steht. Ich bringe jedem den gleichen Respekt entgegen.
SPOX: Ihr Landsmann Svetislav Pesic ist dieses Jahr ebenfalls in der Euroleague vertreten. Wie ist Ihr Verhältnis?
Obradovic: Sehr gut. Er ist mein Freund. Er ist einer dieser Coaches, die überall großartige Ergebnisse erzielen. Vergangene Saison hat er jetzt ein sehr wichtiges Team übernommen. Dass er und der FC Bayern jetzt auch in der Euroleague dabei sind, ist meiner Meinung nach sehr gut für den Basketball. Ich wünsche ihm und seinem Klub nur das Beste.
SPOX: Was unterscheidet Sie beide als Trainer? Kann man Sie überhaupt vergleichen?
Obradovic: Diese Frage stellt sich für mich überhaupt nicht. Ich möchte nicht über andere sprechen.
SPOX: Angeblich war Ihr langjähriger Assistent bei Panathinaikos, Dimitris Itoudis, vergangenes Jahr auch ein Kandidat bei den Bayern. Haben Sie von dem Gerücht gehört?
Obradovic: Nein, das müssten Sie ihn fragen.
SPOX: Aber hat er sich mit Ihnen ausgetauscht, bevor er seinen nächsten Karriereschritt geplant hat?
Obradovic: Ja, natürlich. Wir haben so lange zusammengearbeitet, dass wir einige Tage gemeinsam verbracht und darüber gesprochen haben. Er hat definitiv das Zeug zum Head Coach. Er bringt viel Energie ein. Wir haben 13 besondere Jahre zusammengearbeitet und ich wünsche ihm nur das Beste.
SPOX: Zur neuen Saison übernimmt er Banvit. War es an der Zeit, dass er endlich einen Head-Coach-Posten bekam?
Obradovic: Definitiv. Natürlich wird es nicht einfach. Er ist zwar nicht mehr jung, aber er verlässt zum ersten Mal sein Land, um zu coachen. Dennoch ist es eine großartige Gelegenheit für ihn.
SPOX: Gab oder gibt es vielleicht einen deutschen Spieler, den Sie interessant finden?
Obradovic: Wenn ein Spieler gut ist, interessiert er mich. Da ist es mir egal, ob er aus Deutschland, Spanien, den USA oder Serbien kommt. Wenn ich das Gefühl habe, dass er mein Team weiterbringen kann, ist er interessant.
SPOX: Ein Spieler, der Sie fasziniert hat, war Nikos Galis. Obwohl er weder groß noch sonderlich athletisch war, ist er einer der besten Spieler in Griechenlands Basketballgeschichte. Was muss man charakterlich mitbringen, um es nach ganz oben zu schaffen?
Obradovic: Er hat das Spiel einfach geliebt. Er hat sich ganz dem Basketball verschrieben und so viele Dinge verändert. Deshalb ist er definitiv einer der wichtigsten Spieler in Europas Basketballgeschichte.
SPOX: Sie sagen, dass er einiges am Spiel verändert hat. Gibt es heute einen Spieler, der einen ähnlichen Einfluss haben kann?
Obradovic: Auf jeden Fall. Nach der EuroBasket vor allem Tony Parker.
SPOX: Da Sie ihn erwähnen: Sollte Parker auch noch an der nächsten EuroBasket teilnehmen, könnte er Galis als besten EM-Scorer aller Zeiten ablösen. Wäre er damit auch der beste europäische Basketballer aller Zeiten?
Obradovic: Diese Frage stellt sich für mich nicht. Es ist unmöglich, den besten Spieler, besten Coach oder das beste Team zu bestimmen. Sicherlich machen das einige, aber ich mag das nicht. Ich habe mehr als 15 Jahre Basketball gespielt und 22 Jahre gecoacht. Ich habe quasi mein ganzes Leben mit Basketball verbracht. Deshalb erinnere ich mich an viele Spieler aus der Vergangenheit. Es ist immer schwierig, verschiedene Generationen miteinander zu vergleichen. Jede Generation hat ihre besten Spieler. Das Schöne ist, dass wir in Europa bereits so viele gute Spieler hatten und inzwischen auch viele in der NBA spielen. Sie alle waren oder sind wichtig. Zum Beispiel Dirk Nowitzki. Jeder weiß, was für eine Rolle er spielt.
Der Euroleague-Spielplan im Überblick