Negativspirale droht: Natürlich darf man die Testspielergebnisse nicht überbewerten und die Gegner beim Supercup waren zudem alles andere als europäisches Fallobst. Dennoch sollte der Faktor Selbstvertrauen nicht komplett außen vor gelassen werden.
In Ulm setzte es für Deutschland nun die Niederlagen fünf, sechs und sieben in der Vorbereitung. Insgesamt konnte die Mannschaft nur eine der letzten acht Partien gewinnen.
Zieht man außerdem in Betracht, dass die Siegchancen zum EM-Auftakt gegen Frankreich nicht unbedingt rosig aussehen, gewinnt das abschließende Testspiel gegen Schweden zunehmend an Bedeutung.
Ein Erfolg gegen die Skandinavier würde sicherlich nicht die ganze Vorbereitung vergessen machen, eine drohende Negativspirale wäre aber vorerst abgewendet.
Der Einsatzwille stimmt: Bei allen Kritikpunkten kann man eines der Mannschaft auf keinen Fall vorwerfen: fehlenden Willen. Beim Supercup wurde abermals deutlich, dass es innerhalb der Mannschaft stimmt. Immer wieder feuerten sich die Spieler untereinander an, auch die Reservisten versuchten stets motivierend einzugreifen.
Eine Statistik, an der man den Einsatz eines Teams sehr gut festmachen kann, ist die Reboundsparte. Kein Wunder, dass Pleiß und Co. diese Kategorie in sämtlichen Spielen zu ihren Gunsten entscheiden konnten.
Eine Eigenschaft, die auch DBB-Präsident Ingo Weiss nicht entgangen ist: "Man sollte der Mannschaft etwas Kredit und Zeit geben, sich zu entwickeln. Es hat Spaß gemacht, zu erleben, wie die Mannschaft kämpft und sich nicht aufgibt."
Pleiß überzeugt, Staiger mit Abstrichen: In einem insgesamt schwachen deutschen Team war Tibor Pleiß in allen drei Spielen eine der wenigen positiven Konstanten. Der Center hat in Ulm deutlich unter Beweis gestellt, dass ihm bei Caja Laboral ein weiterer Entwicklungssprung gelungen ist.
Der 23-Jährige punktete in jeder Partie zweistellig und wusste auch durch exzellente Quoten zu überzeugen (insgesamt 19/26). Für Pleiß kann die EM jedenfalls beginnen.
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Neben dem Big Man verdiente sich auch Lucca Staiger mit Abstrichen Fleißpunkte. Der ehemalige Ludwigsburger neigt im Angriff zwar immer noch zeitweise dazu heftig zu überdrehen, hat beim Supercup jedoch auch bewiesen, dass er ein gutes Auge für seine Mitspieler hat.
Fazit: Insgesamt fällt es schwer ein objektives Fazit zum Supercup zu ziehen. Auf der einen Seite stehen drei relativ ernüchternde Niederlagen, bei denen das DBB-Team zu keinem Zeitpunkt eine reelle Siegchance besaß und sich vor allem in der Offensive unglaublich schwer tat.
Auf der anderen Seite muss man sich aber auch einfach eingestehen, dass mit dieser Mannschaft momentan auf internationaler Ebene nicht mehr möglich ist. Die Griechen haben Spanoulis, Bosnien-Herzegowina einen Teletovic, selbst die Mazedonier verfügen mit McCalebb oder Antic über Topstars.
In Abwesenheit von Nowitzki oder auch den vielversprechenden Rookies Harris und Schröder, fehlt es dem deutschen Team zurzeit an überragenden Einzelkönnern. Eine Momentaufnahme, die Frank Menz auch gar nicht leugnen will.
"Jede Mannschaft hatte hier Stars, die sich selbst Würfe nehmen können. Wir können uns keine Situation im Eins-gegen-Eins erarbeiten. Und in der Bundesliga werden die Spiele nicht von unseren Spielern entschieden. Hier haben sie eine völlig andere Rolle," so der Bundestrainer.
Schwarzmalerei sollte man angesichts der bevorstehenden EM dennoch nicht betreiben. Trotz der momentanen Ergebniskrise sollten in der Vorrunde Nationen wie Belgien, die Ukraine oder auch Großbritannien immer noch zu schlagen sein. Gegebenenfalls auch Israel.
Nichtsdestotrotz hat der Supercup mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wer stopft die Lücke auf der vier? Kann Per Günther in der kurzen Zeit noch der dringend benötigte Faktor werden und wann finden die beiden Leistungsträger Schaffartzik und Benzing wieder ihre Form?
An einer realistischen EM-Prognose würde sich zurzeit wohl sogar Nostradamus schwer tun. Vom enttäuschenden Vorrundenaus bis hin zu Platz zwei hinter - im Normalfall - Frankreich scheint alles im Bereich des Möglichen zu liegen.
Der EM-Spielplan im Überblick